Electrelane - The power out

Too Pure / Beggars / Zomba
VÖ: 02.02.2004
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Shellac-Schätzchen
Daß das Urteil eines Steve Albini in Indie-Kreisen hohe Wertschätzung genießt, kommt nicht von ungefähr. Neben dem oft grandiosen Lärm seiner Band Shellac haben vor allem seine Produktionen einiges an Eindruck schinden können. Große bis größte Namen und fast immer eindrucksvolle Wenig- bis Garnichtbekannte wurden von seinem schonungslosen Prinzip der 1:1-Klangabbildung zu Höchstleistungen angespornt. Und wenn sich Albini eine Band vorknöpft, die er zu seine persönlichen Lieblingen zählt, kann man fast sicher sein, daß er uns vor langweiligem Scheißdreck verschont.
So auch bei Electrelane. Bei den vier britischen Postpunk-Biestern handelt es sich um klassische Schubladen-Allergiker. Nachdem sie mit ihrem Debüt "Rock it to the moon" ziemlich maulfaul (lies: weitgehend instrumental) spannungsreiches Geschwurbel und hakenschlagende Monotonismen vereinten, geht "The power out" nun einen großen Schritt weiter. So wurde der künstlerische Anspruch höher geschraubt. Statt nur mit sägenden Klangversatzstücken zu hantieren und nervenzerrende Texturen auszulegen, verzieren Electrelane ihre Songs jetzt mit Zitaten von Lyrikern wie Siegfried Sassoon, Juan Boscón und, oh weh, Friedrich Nietzsche. Und wer seine Songtexte aus "Die fröhliche Wissenschaft" mopst, darf seiner Musik auch gerne ein wenig mehr Luft und Sonne gönnen.
Das zwischen Musical, Easy Listening und Postpunk wandernde "The valleys" klingt sogar beinahe freundlich, während anderswo starrsinnige Rhythmen mit kaputten Gitarrensaiten oder aprilfrischen Pianonoten ringen. Dann wieder haben die Arrangements anscheinend reichlich Sauerkraut geraucht oder sich sonstwelcher selten legaler Substanzen bemächtigt. Mitunter sehr seltsam, das alles. Doch die Mädels haben wohl immer reichlich Spaß dabei, mit derlei Lärm zu flirten. Da wird krakeelt, geflötet, gekeucht, gejuchzt und selten mal sanft gesäuselt. Daß die Stimme ebenso oft wechselt wie Stimmung und Sprache (Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch), dient zwar nicht wirklich der Konsistenz, sorgt aber für Abwechslung. Und wenn "The power out" schon nicht so faszinierend ist wie das Debüt, wird der Zweitling von Electrelane doch an keiner Stelle langweilig. Schwangerschaftsgymnastik für Eigenbrötler.
Highlights
- Gone under sea
- The valleys
- This deed
- You make me weak at the knees
Tracklist
- Gone under sea
- On parade
- The valleys
- Birds
- Take the bit between your teeth
- Oh sombra!
- Enter laughing
- This deed
- Love builds up
- Only one thing is needed
- You make me weak at the knees
Gesamtspielzeit: 43:22 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Marsellus |
2007-11-11 13:21:45 Uhr
Da kann ich nur zustimmen. Hab Electrelane vor ein paar Jahren mal live gesehen und war sofort begeistert. Sehr schade, dass sie jetzt (zumindest vorläufig) aufhören.Mein Lieblingssong von Electrelane ist "This Deed". Ein paar Zeilen aus einem Werk von Nietzsche als Text eines Liedes zu nehmen finde ich schon ziemlich cool. Sehr bedauerlich, dass die Arcade Fire-Tour im Frühjahr ausgefallen ist. Die wird zwar jetzt nachgeholt und bin (heute abend!) natürlich auch dabei, aber leider nun nicht mehr mit Electrelane als Vorgruppe. |
jeckyll |
2007-11-08 16:43:09 Uhr
Tolle Platte, großartige Band. |
virginia |
2007-11-07 20:28:44 Uhr
R.I.P. |
Sebastian |
2004-06-12 17:23:45 Uhr
Extrem spannende Platte für Fans gefplegten Indierocks a la Pavement, etcIch würd 8/10 geben |
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Referenzen
Elastica; Stereolab; Neu!; Can; Life Without Buildings; Salad; Clinic; Enon; Yeah Yeah Yeahs; The Kills; Erase Errata; Sonic Youth; Sleater-Kinney; New Black; Pretty Girls Make Graves; Interpol; Joy Division; The Cure; Tuxedomoon; Talking Heads; The B-52s; Wire; Killing Joke; Gang Of Four; Devo; Public Image Limited; Experimental Pop Band; The Fall; Ikara Colt; British Sea Power; Hot Hot Heat; The Robocop Kraus; Simian; The Rapture
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