Brimheim - Ratking

Tambourhinoceros
VÖ: 22.03.2024
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Versprochen ist versprochen
2022 hat Brimheim ein Versprechen gegeben. Ihr Debütalbum "Can't hate myself into a different shape" war nicht nur ein herausragendes Album, sondern eine Absichtserklärung, dass die Dänin Großes vollbringen wird. Und versprochen ist versprochen und wird auch nicht gebrochen. Mit ihrem zweiten Album "Ratking" gibt sie sich erneut in großen Gesten den Gitarren und Synthies hin und reflektiert die eigene Zerbrechlichkeit, um ihr zu entkommen. Helena Heinesen Rebensdorff, wie Brimheim mit bürgerlichem Namen heißt, macht Musik, die man im ganzen Körper spürt.
Dabei ist ihr Sound keine geradlinige Abfahrt. "Literally everything" zeigt sich hingebungsvoll und tanzt sich zu mehrschichtigen Vocalspuren und Synthesizern auf einen Refrain zu und verschluckt sich vor Aufregung am smart platzierten Drop. "Normies" will aus dem Alltag entbrechen und weg von den Langweilern und verleiht dem mit schmerzvoll kreischender E-Gitarre Nachdruck. "Diamonds" wird zur riesengroßen Synth-Pop-Hymne, die zu Aufnahmen auf einer Bergspitze passen würden. Überall auf "Ratking" gibt es etwas zu entdecken.
Gewaltig wird es in "Surgeon", wo ein Synth-Bass Macht demonstriert, nur um sich auf halben Wege auf der Stelle umzudrehen und zu schauen, ob 2-Step dem Song besser stehen könnte – ein unwirklicher Ausflug im Klangbild. "Snow angel" wiederum glitcht die Vocalspuren zu Streichern wie ein Fehler in der Matrix und geht mit bedrohlichen Klängen in "Into the ooze" über, in dem Brimheim die Erwartungshaltung an sie als Frau nicht mehr duldet: "I should have kept it together, but I couldn't anymore." Dann verschärft sie die Sprache mit ordentlich Biss: "Cause I'm not a fucking coward." Nein, diesen Vorwurf muss Brimheim sich wirklich nicht gefallen lassen.
Besonders schön wird es auch im gemeinsamen Song "Brand new woman" mit der ebenfalls sehr talentierten Dänin Eee Gee. "I once begged you to love me / Now I'm doing it again / Turns out that it's just very hard / To truly love yourself", zeigt sich Brimheim verletzlich, nur um etwas später stumpfe große Drums aus den Achtzigern ins Jetzt zu holen, dass das Tanzbein wippt. Ähnlich hibbelig und tempogeladen geht es in der ersten Hälfe von "Grinding boulders" zu, und es wird sehnsüchtig gefordert: "Can you love me even harder, can you love me even more?" Danach lässt sich Brimheim aber fallen und bewegt sich langsamer, um dann erneut die E-Gitarre zum Kreischen zu bringen. Wenn "Hurricane" am Ende einzelne Klaviertasten drückt, wird es zart. Am Ende ist es der direkte Weg, der das Album beschließt, bevor man hört, wie die Instrumente zur Seite gestellt werden. "Ratking" ist ein Album, bei dem man keine Minute bereut – versprochen.
Highlights
- Dancing in the rubble
- Fell through the ice
- Literally everything
- rand new woman (feat. Eee Gee)
Tracklist
- Dancing in the rubble
- Normies
- Fell through the ice
- Literally everything
- Keep bleeding diamonds
- Snow angels
- Into the ooze
- Brand new woman (feat. Eee Gee)
- No liver, no lungs
- Surgeon
- Grinding boulders
- Hurricane
Gesamtspielzeit: 43:03 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Arne L. Postings: 1704 Registriert seit 27.09.2021 |
2024-05-17 23:58:45 Uhr
Boah, das war gerade sehr, sehr gut und sympathisch in Berlin! Doppelte Empfehlung! |
bender Postings: 152 Registriert seit 03.04.2020 |
2024-04-09 20:11:56 Uhr
Ein einzigartiges und sehr abwechslungsreiches Indie-Art-Pop-Album. Mit vielen Highlights:- Normies - Literally Everything (Favorit) - Snow Angels - Into The Ooze irgendwie hat es mir auch das elektronisch-experimentelle Surgeon angetan. |
rainy april day Postings: 668 Registriert seit 16.06.2013 |
2024-03-29 00:12:44 Uhr
Super Teil, macht richtig Spaß. Interessanter Mix, melodieseelig und voller Leidenschaft. Into the ooze und Brand New Woman direkt hintereinander sind zwei absolute Bretter. |
Arne L. Postings: 1704 Registriert seit 27.09.2021 |
2024-03-28 08:55:23 Uhr
@MickHead Gerne! Ich bin gespannt, wie andere Menschen es finden, aber ich bin schon Fan. |
Mr Oh so Postings: 3296 Registriert seit 13.06.2013 |
2024-03-28 01:19:05 Uhr
War von ihren bisherigen Sachen sehr begeistert, und auch das hier verspricht einiges, wenn das grandiose "into the ooze" nicht mal bei den Highlights ist!Schade nur, wohl wieder keine CD-Veröffentlichung |
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Referenzen
St. Vincent; Sharon Van Etten; Angel Olsen; Torres; Hurray For The Riff Raff; Selina Gin; Eee Gee; Prisma; Reveal Party; Lucky Lo; Greta; Julie Ellinor; ; Meer; Caroline Polachek; Mitski; Julia Jacklin; Joni Mitchell; Florence Welsh; PJ Harvey; Phoebe Bridgers; Björk; Teitur; Kate Bush; Sufjan Stevens; Bon Iver; Feist; Joan As Police Woman; Cat Power; Fiona Apple; Courtney Barnett; Waxahatchee; Frightened Rabbit; Grizzly Bear; Karen O; Boygenius; Haim; The Beaches; Grace Cummings; Blaue Blume; Miss Grit; Deep Sea Diver; Bartees Strange; The Big Moon; Pom Pom Squad
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