Boundaries - Death is little more

3Dot / Bertus
VÖ: 29.03.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Knockout
Vom rechten Weg abgekommen, irrt der Ich-Erzähler im ersten Teil von Dantes Versepos "Göttliche Komödie" durch einen finsteren Wald. Von Angst und Not gepeinigt erkennt der Held: "Nur wenig bitterer ist selbst der Tod." In der englischen Übersetzung heißt es "Death is little more", und diesen Ausspruch haben Boundaries als Albumtitel auserkoren. Die Metalcore-Formation aus Hartford, Connecticut ist nicht die erste ihrer Zunft, die sich auf das Werk des italienischen Dichters bezieht. Von Iced Earth gibt es den Song "Dante's inferno", Sepultura widmeten ihm mit "Dante XXI" gleich ein ganzes Album. Boundaries möchten mit dem Zitat das Gefühl ausdrücken, vor lauter Überforderung den eigenen Tod nur als einen weiteren Vorfall auf einer langen Liste anzusehen. Ein düsteres Gedankenspiel, das die US-Amerikaner als thematischen Unterbau ihres vierten Longplayers wählen.
Die Band um Leadsänger Matthew McDougal hat sich für die Aufnahmen sechs Wochen im Studio eingeschlossen. Das wirkt in Zeiten, in denen viele Bands nur noch Soundfiles untereinander austauschen, angenehm nostalgisch. Auch der Sound auf "Death is little more" erinnert stellenweise an alte Zeiten, als Bands wie Unearth, All That Remains oder August Burns Red mit ihrer Härte den Metalcore prägten. Bei den Vocals ist McDougal nicht auf sich alleine gestellt, Drummer Tim Sullivan übernimmt die cleanen Passagen bei Songs wie "Easily erased" oder "Scars on a soul". "Turning hate into rage" eröffnet das Album und kommt dabei ohne das branchenübliche mystische Intro aus. Für einen klitzekleinen Moment schleichen sich harmonische Melodien ein, die jedoch umgehend von einer gewaltigen Gitarrenwand weggepustet werden. Boundaries entfesseln durch die Doppelbesetzung an der E-Gitarre eine unheimliche Wucht. Cory Emond und Cody DelVecchio sorgen aber nicht nur für die nötige Aggressivität, sondern sind vor allem virtuos an ihren Instrumenten. Überhaupt ist der Metalcore von Boundaries alles andere als simpel oder stumpf, die Fünf peitschen sich durch Songs voller Tempo- und Richtungswechsel. "Cursed to remember" prügelt unvermittelt los, lässt für einen längeren Breakdown-Part die Fäuste baumeln und holt anschließend zum Knockout aus.
Bei "Blame's burden" unterbricht der Gesang von Feature-Gast Marcus Vik das brachiale Geschredder. Ganz im Gegensatz dazu verleiht Matt Honeycutt von den texanischen Kublai Khan dem Song "Blood soaked salvation" mit seinem Gastpart die nötige Brutalität. Brutal, weil existenziell, sind auch die Inhalte. "I feel like a fuckup, I feel like a failure", schreit McDougal bei in "Inhale the grief". Wie auf dem Vorgängeralbum aus dem Jahr 2022, "Burying brightness", drehen sich seine Lyrics um Verlust, Hilflosigkeit und Versagensängste. Doch es gibt Hoffnung: Wenn Hölle und Fegefeuer durchschritten wurden, steht am Ende das Paradies. Das lehrt uns Dantes Meisterwerk.
Highlights
- Easily erased
- A pale light lingers (feat. Lochie Keogh)
- Blood soaked salvation (feat. Matt Honeycutt)
Tracklist
- Turning hate into rage
- Darkness shared
- Like petals from a stem
- Easily erased
- Cursed to remember
- Death is little more
- A pale light lingers (feat. Lochie Keogh)
- Face the blade
- Scars on a soul
- Blame's burden (feat. Marcus Vik)
- Blood soaked salvation (feat. Matt Honeycutt)
- Inhale the grief
Gesamtspielzeit: 33:04 min.
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Referenzen
Foreign Hands; 156/Silence; Chamber; Vatican; Alpha Wolf; Kublai Khan TX; ERRA; Orthodox; August Burns Red; Great American Ghost; Erase Them; Left Behind; Guilt Trip; Sharptooth; Fox Lake; Counterparts; The Ghost Inside; Parkway Drive; All That Remains; END; Knocked Loose; Bodysnatcher; Varials; The Acacia Strain; Gideon
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