The Quill - Wheel of illusion

Metalville / Rough Trade
VÖ: 29.03.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Paranoid Co. KG und Söhne
Es ist ja so schwer geworden! Ob Tischlerin oder Dixieklo-Verleiher, viele fragen sich, an wen sie ihren Betrieb übergeben können, wenn die eigenen Knochen langsam Rente schreien. Will den ganzen Rums überhaupt noch jemand haben oder kommt der große orangefarbene Container, und dann wandern die Jahrzente der eigenen Arbeit einfach in den Schredder? Und die Lücke nach den Babyboomern betrifft auch die Musik. Wenn da niemand mehr ist, der ein Genre ganz klassisch bespielt, dann wird die Fackel des Rock'n'Roll nicht mehr weitergetragen. Insofern lohnt es sich manchmal, nicht nur den Blick nach vorn auf die nächste Sound-Innovation zu legen, sondern auch einmal zurückzublicken, wer in dieser Musikwelt die Fundamente zusammenhält. Im Falle des Heavy Metal können sich viele auf "Paranoid" von Black Sabbath als die Wiege des Genres einigen. Doch Ozzy und Tony haben unter Black Sabbath definitiv einen Schlussstrich gezogen. Diesen Falsettgesang, gepaart mit Iommis Fuzzgitarre, wird es nicht mehr geben. Doch Moment! So wie die Schweden sich angewöhnt haben, alten Fisch wieder auszugraben, wenn er so richtig schön muffelig ist, genauso sind es auch die Schweden, die mit kleinen, unbekannten Bands ganze Jahrzehnte der Rockmusik auf wundersame Weise konservieren können. In diesem Fall sind die vier Jungs von The Quill losgezogen, die Ära des Heavy Metal auszubuddeln, in der der Stern von Black Sabbath langsam unterging und mit der New Wave Of British Metal eine neue Kraft erstrahlte, also die Zeit Ende der 70er-Jahre. Spandexhosen an Männern waren definitiv bislang nicht zu sehen, und von einer Metalballade wollten die Scorpions auch noch nichts wissen.
Exakt diese Zeit lassen Magnus Ekwall, Christian Carlsson, Roger Nilsson und Jolle Atlagic wiederauferstehen. Es ist eine wundervolle Reise in die Vergangenheit, wenn The Quill mit "Wheel of illusion" loslegen. Dabei sind sie schon selbst Teil der großen Geschichte, ist es doch bereits ihr elftes Album, das nun so direkt nach den besten Zeiten des Heavy Metal klingt; dabei nicht ganz unironisch. Hat man sich mit "We burn" und "Rainmaker" schon mal an den Black-Sabbath-Sound gewöhnt, schwenken die vier Schweden mit "Elephant head" auf besagte New Wave Of British Metal à la Saxon um, bei gleichzeitigem inflationärem Verwenden des Wortes "Paranoid" im Refrain – witzig! Den alten Jeanskutten-Träger*innen läuft es da schon warm am Bein runter. Ziemlich steil geht es dann bei "Hawks & hounds" wieder Richtung Sabbath, um dann bei "Liber" auch noch das Beste aus Judas Priest zu räubern. Die abschließenden drei Songs sind dabei etwas eigenständiger im sonst gewohnten Sound von The Quill.
Was dieses Album so herausragen lässt aus der gerade stattfindenden Retrowelle, ist die Tatsache, dass "Wheel of illusion" auch 1979 exakt so hätte erscheinen können. Da wird nicht zu einem einzigen neuen hörbaren Effekt oder Modulator gegriffen, um die Produktion kraftvoller oder ausdrucksstärker zu machen – und genau dies macht es so gut. Es werden auch keine Drums eingestreut, die man heute eher aus dem Punk oder Hardcore kennt. Es bleibt alles in der korrekten Zeitspanne verhaftet. Man müsste die vier Jungs authentisch nennen, wenn der Begriff nicht schon so abgelutscht wäre, aber The Quill sind der Inbegriff von Authentizität. Sollte im eigenen Umfeld mal wieder der Satz fallen, gute Musik gebe es heute gar nicht mehr, ist es Zeit, dieses Album aus der Tasche zu zaubern. Auf The Quill dürften sich sehr viele alte und neue Freunde des Metal einigen können, wenn es an der Theke Streit um die richtige Mucke zum Bier gibt.
Highlights
- Wheel of illusion
- Elephant head
- Liber
Tracklist
- Wheel of illusion
- We burn
- Rainmaker
- Elephant head
- Hawks & hounds
- Liber
- Sweet mass confusion
- The last thing
- Wild mustang
Gesamtspielzeit: 44:49 min.
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2024-03-20 21:56:23 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Black Sabbath; ; Ayreon; Mountain Of Power; Saxon; Accept; Judas Priest; Scorpions; Spiritual Beggars; Arch Enemy; Firebird; Hanoi Rocks; Electric Boys; Hawkwind; Budgie; Blue Öyster Cult; Bad Company; Thin Lizzy; Nazareth; Clutch; Ghost; Graveyard; Svartanatt; Mothership; Nightstalker; The Vintage Caravan; Lucifer; Duel; The Heavy Eyes; Dozer; Truckfighters; Valley Of The Sun; Mothership; Fu Manchu; Planet Of Zeus; Robert Pehrssons's Humbucker; Rewolover; Black Dog Moon
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- The Quill - Wheel of illusion (1 Beiträge / Letzter am 20.03.2024 - 21:56 Uhr)