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Francis Of Delirium - Lighthouse

Francis Of Delirium- Lighthouse

Dalliance / Al!ve
VÖ: 22.03.2024

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Burger queen

Moien! Breaking news: Nach 30 Jahren Abstinenz nimmt Luxemburg 2024 endlich wieder am Eurovision Song Contest teil. Man fragt sich vielleicht: Woher kommt die Musik? Wie viele der nur 660.000 Einwohner*innen des multikulturellen Kleinstaats sind Teil einer Band, und gibt es eigentlich Subkulturen und Szene-Acts? Beim bisher letzten ESC-Auftritt des Großherzogtums anno 1993 war Jana Bahrich längst nicht geboren, kann aber zumindest den letzten Teil der Frage mit einem entschiedenen "Ja" beantworten. Schon länger unter dem Namen Francis Of Delirium in Benelux und Europa unterwegs, legt die 22-jährige Künstlerin nun ihr Debütalbum "Lighthouse" vor. Und das klingt nach vielem – jedoch alles andere als leise und klein.

Und es packt mitunter feste zu: "Ballet dancers (Never love again)" steigt auf schwelgerischen Pickings mit Streicher-Backup ein und zermalmt die vorgeschobene Sanftmütigkeit gleich mit der Bratgitarre des Todes. Vom charmanten, aber noch etwas unbeholfenen Indie-Grunge ihrer ersten EPs aus Lockdown-Zeiten hat Bahrich sich emanzipiert, lässt aber weiterhin deutliche Rückschlüsse darauf zu. Demgemäß gibt es auf "Lighthouse" nicht nur abgebrühte Adult-Contemporary-, sondern auch üppige, von Gen-Z-Musiker*innen in letzter Zeit ja häufiger aufgegriffene und dabei oftmals toll umgesetzte Dreampop- und Shoegaze-Vibes zu hören. "Something's changed" wird so zur treibenden Alternative-Hymne. Und auch das druckvoll nach vorn gehende "Blue Tuesday" entwickelt einen unwiderstehlichen Drive – selbst wenn sich Bahrich im ewigen New-Order-Kalender um einen Tag vertan hat.

Der gesangliche Vortrag in "First touch" erweckt wohlige Erinnerungen an Ellie Rowsell von Wolf Alice, deren Trick, feenhaften Folk mit Alternative-Glasur zu überziehen, dort genauso gut funktioniert. Ganz ohne Getöse gelingen Bahrich aber ebenfalls intime, oftmals schwebende Songs – zum Beispiel "Starts to end" mit ätherischem Akustik-Violinen-Pop oder das hochmelancholische "Want you". Hach, einmal noch jung und verliebt sein! Die Intensität ihres Innenlebens bringt die gebürtige Kanadierin ohne Umschweife auf den Punkt: "Your hand still in mine / Our breath intertwined." Ihre wenig abstrahierten Lyrics machen die Identifikation mit dem Dargebotenen leicht, die musikalische Ausgestaltung ist unangestrengt und reißt mit. Und in Sachen Pop-Appeal kommen dann sogar potenzielle Radiohits wie "Real love" dabei heraus.

An den Drums von Francis Of Delirium sitzt der US-Amerikaner Chris Hewett, den es aus der – kein Witz! – Grunge-Hauptstadt Seattle ins Ländchen verschlagen hat. "Lighthouse" nur auf seine Einflüsse und deren schlüssige Umsetzung zu reduzieren, greift jedoch zu kurz, denn zwingendes Songwriting lässt sich nicht abgucken: Mit dem erhabenen "Give it back to me" und seiner vor Sehnsucht berstenden, leicht verschleppten Gesangsspur kommt das Highlight – einer der packendsten Closer der jüngeren Vergangenheit – sogar erst ganz zum Schluss. Selbst wenn am Ende vermutlich kein ausgewachsener Rock-Act in den eingangs erwähnten Liederwettstreit geschickt werden wird, halten wir das Fazit zu "Lighthouse" gern mal an den ESC-Slang angelehnt: Luxembourg sept points! Äddi unn villmols merci.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Real love
  • Want you
  • Starts to end
  • Give it back to me

Tracklist

  1. Ballet dancers (Never love again)
  2. Real love
  3. First touch
  4. Want you
  5. Blue Tuesday
  6. Cliffs
  7. Starts to end
  8. Alone tonight
  9. Something's changed
  10. Who you are
  11. Give it back to me

Gesamtspielzeit: 38:10 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Kalle

Postings: 435

Registriert seit 12.07.2019

2024-04-18 07:52:16 Uhr
Der Beginn des Refrains erinnert tatsächlich an Supergirl. Das Armin das noch nicht aufgefallen ist?!

Ralph mit F

Postings: 670

Registriert seit 10.03.2021

2024-04-15 22:52:46 Uhr
Boah, hab mir wochenlang den Kopf darüber zerbrochen, woran mich der Refrain von "Want you" erinnert, und jetzt ist der Groschen endlich gefallen. Es ist tatsächlich "Supergirl" von Reamonn. Sagt mir bitte, dass das noch jemand hört :D

MasterOfDisaster69

Postings: 996

Registriert seit 19.05.2014

2024-03-26 18:58:27 Uhr
Alles richtig, und.

Dreifachwumms, da eigentlich das heimliche Album der Woche...

Enrico Palazzo

Postings: 5322

Registriert seit 22.08.2019

2024-03-22 17:04:23 Uhr
Quasi ein Doppelwumms

Enrico Palazzo

Postings: 5322

Registriert seit 22.08.2019

2024-03-22 17:04:10 Uhr
Wow, sehr gutes Album, dass insbesondere durch Wumms und überraschend laute Gitarren aus dem Einheitsbrei an Singer-Songwriterinnen heraus sticht.
Zum kompletten Thread

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