Erika De Casier - Still

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 23.02.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Gänzlich ohne Glanzlicht
Erika De Casier hat es sich unter dem Radar gemütlich gemacht. Das kann man auch zum Release ihres inzwischen dritten Studioalbums "Still" einfach mal festhalten. Rein kommerziell gesehen, versteht sich. Denn auf Kritiker*innenseite hat sich die 34-Jährige mit den beiden Vorgängern "Essentials" und "Sensational" bereits einen soliden Stein im Brett erspielt – und zeichnete sich 2023 als Schreiberin und Komponistin des NewJeans-Songs "Super shy" so ganz nebenbei auch mitverantwortlich für den K-Pop-Überhit des Jahres. Nicht gerade das schlechteste Resümee, zumal De Casiers Early-Aughts-R'n'B-Callbacks anno 2024 hochgradig en vogue sind. Und dennoch gibt sich auch "Still" genügsam mit der Musik und gänzlich ohne Glanzlicht-Bullshit.
Der Coup von De Casier besteht auch weiterhin darin, trotz allzu offensichtlicher Anleihen an ihre Idole niemals zur musikalischen Kopie oder gar Karikatur zu verkommen. Exemplarisch für diesen gelungen Spagat steht "Home alone", in dem die in Portugal geborene Dänin gekonnt die Vibes der MTV-Nullerjahre mit dezenten Latin-Anleihen und einem nordisch-unterkühlten, in modernen Beats gekleideten Unterton kombiniert. An und für sich erstmal eine recht krude Kombination, die hier aber hervorragend funktioniert. Gesangsparts spielen hier keine zentrale Rolle, sondern fügen sich betont understated in das Gesamtkonzept des Songs ein. Callbacks en masse? Na klar. Angestaubte Sounds? Nope. Auch "Lucky" zeigt sich angenehm verspielt, wenn die Sängerin im Intro des Songs perlende Klaviertöne und – why not – Vogelgezwitscher zu einem paradiesischen Klangbett zusammenfügt und somit die Basis für ein unaufgeregtes, aber angenehm vertracktes und Hook-geladenes Kleinod der Romantik legt.
Selbstredend finden aber auch die offensichtlicheren Hommagen an De Casiers Held*innen der Kindheit und Jugend ihren verdienten Platz auf "Still" – "Ice" beispielsweise hätte mit seinem wummernden Bass und souligen Vocals auch auf einer Aaliyah- oder TLC-Scheibe nahtlos seinen Platz gefunden. Bevor es jedoch in der Vergangenheit zu gemütlich wird, reißen die metallischen Klänge in "Believe it" oder auch das Aufmausern vom Klavierstück zum Big-Beat-Brecher bei "My day off" De Casiers Hörer*innen wieder aus der wohligen Sentimentalitäts-Bubble. Eine Dynamik, die hier immer wieder für Überraschungen und Aufhorchen sorgt. "Welcome / It's gonna be a lot of fun", lässt Erika De Casier im Opener "Right this way" verlauten. Recht hat sie.
Highlights
- Home alone
- Lucky
- The princess
Tracklist
- Right this way
- Home alone
- Lucky
- The princess
- Ice
- Test it
- Ooh
- Believe it
- Anxious
- Ex-girlfriend
- Toxic
- My day off
- Twice
- Someone
Gesamtspielzeit: 43:16 min.
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