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Luciano - Seductive

Luciano- Seductive

LocoSquad / Urban / Universal
VÖ: 08.02.2024

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Globalisierung

Deutsche verstehen Luciano nicht. Wenn mal wieder Spotify-Rekorde fallen oder er von Legenden wie 50 Cent hervorgehoben wird, ist das hierzulande selbst in der Rap-Szene eher Randnotiz. Aus kommerzieller Sicht hat Patrick Großmann längst Superstar-Status erreicht, warum wirkt es dann aber so überraschend, dass mit "Seductive" sein nun schon siebtes (!) Album erscheint? Manche halten den Bautzen-born-Berliner für den Inbegriff von algorithmischem Zeitgeist-Rap, andere lieben ihn wiederum genau dafür. "Keiner macht like this" eben, wie die Line aus Lucianos "SUVs", worauf die Gegenseite kontern würde: "Doch, alle heutzutage." Und beide hätten irgendwie Recht. Auch wenn es ausgelutscht klingt, muss man den Vibe halt fühlen, denn sonst wird einem diese Platte schwerfallen. Erwartet keinen Leitfaden für 28 Tracks, die durchweg nach dem Executive Producer Dennis "DLS" Seehuber klingen, mit mal wieder ausufernd vielen internationalen Features. Wer hier noch nicht abwinkend aufgehört hat zu lesen, sollte mit diesem Album eine Menge Spaß haben.

Von allen Luciano-Platten ist diese hier sicher nicht die beste, vielleicht aber die beispielhafteste. Fast jeder Ton ist darauf ausgelegt, einen möglichst globalen Markt zu erreichen, von den deutsch-englischen Reimen bis zu den durchaus beeindruckenden Instrumentals. Ganz zu schweigen von den Features, die sich wie ein Festival-Line-Up lesen. Richtig stark klingt der einleitende Part des spanischen Rappers Morad auf "Familia", einer der ab und zu aufkommenden melancholisch angehauchten Momente auf "Seductive". Daneben sticht "Bars Afrique" hervor, bei denen die Ludwigshafener HoodBlaq eindrucksvoll beweisen, warum auch ihnen hierzulande viel mehr Aufmerksamkeit gebührt. Außerdem ist die Britin Stefflon Don beteiligt und als einer von mehreren UK-Gastbeiträgen für die endgültige Drill-Authentizität zuständig, was ihm am besten gelingt. Aitch bleibt auf "Soldier" nur zum Kurzbesuch und Nemzzz wirkt bei "Love you more" leider wie aus dem Kontext gerissen.

Dafür gibt es mit "Mami" die nächste gelungene Kollabo mit BIA aus Boston, leider endet ihr Part wie der von Aitch etwas zu schnell, was dem Track mehr Tiefe gegeben hätte. Genau daran fehlt es den Songs mit Gästen aus dem deutschsprachigen Raum: "2 Germanz" mit Gzuz hört sich bei beiden Beteiligten wie Dienst nach Vorschrift an, während "Kinder der Streets" zwar eine meisterhafte Produktion bietet, Luciano und RAF Camora aber größtenteils lediglich ihre Signature-Lines herunterrattern. Schade, denn die Instrumentals hier sind einfach großartig und da beide Rapper Storytelling beherrschen oder wenigstens Interesse wecken können, war hier viel mehr drin. Die spärlichen Solo-Tracks haben ähnliche Schwachstellen, siehe "What happened", "All I need" oder "DTMS" – klingt alles ziemlich dope, aber worum geht es überhaupt? Bleibt bedauerlicherweise ebenso unbeantwortet wie die Frage, warum es zwei Intros gibt. Wahrscheinlich einfach, weil es keiner like this macht.

Natürlich bekommen wir auch auf dieser Luciano-Platte unverschämt eingängige Samples aus den schönsten Zeiten des R'n'B, die meistens ihren Zweck erfüllen. Das treibt "We too deep" so sehr auf die Spitze, dass Produzent Reezy neben Vocals von Lil Jon wagemutig die Geigen aus dem guten alten "Thong song" von Sisqó sampelt. Während die Rap-Presse noch entsetzt den Werteverfall und Pop-Anbiederung der Szene beweint, ist Schlitzohr Luciano mal wieder ein Hit gelungen, so anspruchslos, dass es schon wieder unterhält. Wer einen musikalisch überzeugenden Solo-Track will, kann ja das fantastische "Time" auf Repeat hören. Für Stimmung, die dem Albumtitel gerecht wird, ist wiederum "Another vibe" mit Omah Lay aus Nigeria zuständig und genau solche Tracks sind es, die für dieses Album und Luciano als Rap-Hoffnungsträger sprechen. Ist und bleibt eben Geschmackssache, wie schon erwähnt. Deutschland wird wohl noch sieben weitere Alben von ihm brauchen, bis es Luciano verstanden hat.

(Maximilian Baran)

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Highlights

  • Time
  • Another vibe (feat. Omah Lay)
  • Bars Afrique (feat. Stefflon Don & HoodBlaq)
  • Familia (feat. Morad)

Tracklist

  1. Intro
  2. Intro II
  3. Time
  4. DTMS
  5. Another vibe (feat. Omah Lay)
  6. What happened
  7. Soldier (feat. Aitch)
  8. Young and dangerous
  9. Love you more (feat. Nemzzz)
  10. Mami (feat. BIA)
  11. Beverly Hills freestyle
  12. Cold princess
  13. Blue Porsche (feat. Niska)
  14. Facts
  15. Bracelet van Cleef
  16. Risk (feat. UZI & Sfera Ebbasta)
  17. We too deep
  18. All I need
  19. Bars Afrique (feat. Stefflon Don & HoodBlaq)
  20. Familia (feat. Morad)
  21. Big dream
  22. 2 Germans (feat. Gzuz)
  23. Darling
  24. Seductive – Skit
  25. Kinder der Streets (feat. RAF Camora)
  26. Al-Fayed
  27. The one
  28. Outro

Gesamtspielzeit: 71:30 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kapomuk

Postings: 73

Registriert seit 25.08.2014

2024-03-16 11:10:59 Uhr
Ich hätte noch gern gewusst, um was es in den Texten geht. Oder ist das auch austauschbar?

Kojiro

Postings: 4368

Registriert seit 26.12.2018

2024-02-27 19:53:43 Uhr
Es ehrt euch, dass ihr das Ganze hört und rezensiert, aber ich zitiere Guru auf "Mostly Tha Voice":

"t's mostly the voice, that gets you up
It's mostly the voice, that makes you buck
A lot of rappers got flavor, and some got skills
But if your voice ain't dope then you need to chill"

Luciano ist genauso austauschbar wie ein Gros der restlichen Szene. 0 Originalität. Wenig Talent. 0 Abwechslung.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28661

Registriert seit 08.01.2012

2024-02-21 22:04:54 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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