Borknagar - Fall

Century Media / Sony
VÖ: 23.02.2024
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

War was?
Es gibt unzählige Bands, die von sich behaupten, sie würden Genregrenzen sprengen. Die Wahrheit ist meist, dass sie sich nicht wirklich entscheiden können und ziellos durch die Stile irrlichtern. Es gibt auch Bands, die von sich behaupten, sie würden unbeirrt ihren Weg gehen und sich nicht von außen beeinflussen lassen. Und doch allzu oft bei Gegenwind einknicken. Aber dann gibt es auch Bands wie Borknagar. Black Metal und nordische Folklore mischen? Klar, kein Problem. Eines der vermeintlich einflussreichsten Mitglieder verlässt die Band? Okay, dann muss es eben ohne ihn weitergehen. Eine Pandemie stoppt alle Aktivitäten? Dann schnaufen wir mal durch, hinterfragen uns kurz und fokussieren uns neu. Natürlich war es eine Zäsur, als kurz vor der Veröffentlichung von "True north" (Anfang 2019) gleich drei Mitglieder die Band verließen. Angemerkt hat man es der Platte allerdings zu keiner Zeit.
"True north" war allerdings beileibe nicht das erste Album der Norweger um Bandkopf Øystein G. Brun, das nur in Nuancen am bisherigen Erfolgsrezept feilte, ohne in die "more of the same"-Falle zu tappen, auch "Winter thrice" (2016) und "Urd" (2012) setzten bereits mehr auf Evolution statt auf Revolution. Und nach Blick auf das konsequent zerlegte Mobiliar nach dem ersten Durchlauf, der Erstversorgung der wimmernden Nackenmuskulatur und dem glücklichen Lächeln im Gesicht bleibt nur die Frage: Warum sollten sie auch? Denn auch beim 12. Studioalbum "Fall" passt alles so, wie es sein soll – man weiß, was kommt, aber es wirkt zu keiner Sekunde kalkuliert. Wie so oft wird die Platte durch reinrassige Black-Metal-Raserei eröffnet, wie so oft huldigt die Band aus Bergen der heimatlichen Gebirgslandschaft, und doch ist "Summits" große Genre-Kunst, reißt mit und rammt mit Wucht den ersten Pflock ein, der jegliche Zweifel ob der fast fünf Jahre langen Pause beiseite hämmert.
Dann aber doch eine kleine Überraschung. Plötzlich getragene Pagan-Melodien wie aus der Feder von Heilung oder Wardruna, die sich zu einem mächtigen Refrain auftürmen. "Nordic anthem" heißt dieser Monolith, der in der Tat den nordischen Überlieferungen huldigt, dabei gerne auch ein wenig pathetisch sein mag, aber glücklicherweise weit weg von jeglichem schmierigen Chauvinimus bleibt. "Unraveling" zeigt auf der anderen Seite, dass die Skandinavier auch Kompaktheit im Songwriting beherrschen – ein kurzer Keyboard-Akkord, dann bricht zunächst das Riff-Gewitter los, nur um durch einen reinrassigen Thrash-Part abgelöst zu werden.
Gerade hier wird überdeutlich, wie sehr sich die beiden Sänger ICS Vortex und Lars Nedland ergänzen, unterstützt von einer überragenden Produktion, die jede Nuance bis hin zu einzelnen Beckenschlägen von Drummer Bjørn Dugstad Rønnow kristallklar hörbar macht und dennoch druckvoll bleibt. Jens Bogren ist als einer der besten Produzenten der Metal-Szene bekannt, hier hat er sich selbst übertroffen. Borknagar haben noch nie die gängigen Klischees des Black Metal bedient, insofern ist die nochmalige leichte Verschiebung von genretypischen Rasereien hin zu noch epischeren Klängen nur sinnvoll. Doch das Gesamtpaket, die trotzdem noch vorhandenen Blastbeats, die ansatzlos eingeflochtenen ausgebreiteten Melodien, dies alles zeigt, dass es viele Bands geben mag, die verschiedene Stilistiken miteinander verknüpfen wollen. In dieser Klasse, dieser Virtuosität, sind und Borknagar auch mit "Fall" das Maß aller Dinge.
Highlights
- Summits
- Nordic anthem
- Unraveling
Tracklist
- Summits
- Nordic anthem
- Afar
- Moon
- Stars ablaze
- Unraveling
- The wild lingers
- Northward
Gesamtspielzeit: 54:32 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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horstkevin Postings: 204 Registriert seit 21.08.2019 |
2024-02-26 16:11:43 Uhr
Wow... Das Album hat es mir echt angetan. Der Track "Northwart" ist so unglaublich gut, speziell die Gitarren von Oystein G. Brun und Jostein Thomassen.. Für mich ein Meisterwerk, 9/10. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28276 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-02-21 22:03:48 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Sólstafir; Vintersorg; Ulver; ICS Vortex; Enslaved; Secrets Of The Moon; Swallow The Sun; Insomnium; Bathory; Gorgoroth; God Seed; Eïs; Nachtmystium; Arcturus; Cronian; Ihsahn; Sarke; Immortal; Abbath; Darkthrone; Emperor; Naglfar; Spiral Architect; Primordial; Dimmu Borgir; Cradle Of Filth; Negura Bunget; Dordeduh; While Heaven Wept; Dødheimsgard; Satyricon; Solefald; A Forest Of Stars; Moonspell; Opeth; Celtic Frost
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