J Mascis - What do we do now

Sub Pop / Cargo
VÖ: 02.02.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Kein Katzenjammer
Wenn man sich in einem schwarzen Loch aus Ratlosigkeit befindet, wenn der Küchenabfluss verstopft ist, das Internet spinnt und / oder die Hauskatze mysteriöserweise den Kleiderschrank in Beschlag nimmt und das Anziehen des Lieblingspullovers anschließend einer Höhlenforschung gleichkommt – J Mascis ist zur Stelle und fragt treuherzig: "Was nun?" Zwar liefert er auf "What do we do now" keine komplette To-do-Liste zur Lösung der eingangs genannten Herausforderungen, aber das Schöne daran ist doch eh: Am Ende ist das alles auch nicht so wichtig. Mit seiner fünften Solo-Platte vermittelt Mascis auf seine typisch vermeintlich mühelose Art, dass das Leben zwar ein hartnäckiges Biest sein kann, das gerne mal zwickt und beißt – jedoch versichert er auch stets tröstend, dass auf das Bittere immer auch etwas Süßes folgen kann.
Aber beantwortet "What do we do now" tatsächlich die Frage, die sein Titel aufwirft? Nicht direkt. Vielmehr hält Mascis seinen Hörern mit seiner Musik abermals einen Spiegel vor und befähigt sie dazu, die Antwort in sich selbst zu finden. Sei es im wunderbar poppig-rumpelnden Opener "Can't believe we're here" oder im launisch am Sommer-Lagerfeuer schunkelnden "You don't understand me": Mascis' Melodien, mit der Unterstützung seiner Studiomusiker – zu denen sich diesmal unter anderem auch Ken Mauri von The B-52's gesellt hat –, schaffen es einfach, die richtige Stimmung einzufangen und musikalisch zu untermalen. Dies gepaart mit seinem unverwechselbaren Stil und seiner grundeigenen, niemals zu dick aufgetragenen Melancholie, lässt die Widrigkeiten des Alltags mitsamt sämtlicher verstopften Abflüsse gern auch mal schnell vergessen.
So gibt es auf "What do we do now" glücklicherweise eine Reihe weiterer Songs, die besonders hervorstechen. "I can't find you" etwa ist ein wunderbar verträumter Ohrwurm, der den Hörer sanft einfängt und nicht mehr loslässt. Ganz anders, und doch nicht weniger ergreifend kommt "Set me down" daher, das sich dringlich und leidenschaftlich in die Gehörgänge gräbt. Ein Schlag in die Magengrube voller Weltschmerz, der trotz oder gerade wegen seiner Intensität eine Wärme verströmt, die Mut macht. Doch das Highlight dieses Albums ohne Lowlights ist unumstritten das leicht psychedelische und in jedem Fall epische "Hangin out", das selbst mit dem einen oder anderen Zweifel kämpft: "Save me from the wave / Giving all the hate that's raining down / Nothing's feeling great / I'll come around." Letztlich sind es eben nicht die großen Lösungen, die zählen, sondern die kleinen Momente, die doch zum Weitermachen motivieren. Da ist der löchrige Lieblingspullover auch nur noch Nebensache, wenn das Hauskätzchen dann immerhin einen neuen, kuscheligen Schlafplatz hat.
Highlights
- Can't believe we're here
- You don't understand me
- Hangin out
Tracklist
- Can't believe we're here
- What do we do now
- Right behind you
- You don't understand me
- I can't find you
- Old friends
- It's true
- Set me down
- Hangin out
- End is gettin shaky
Gesamtspielzeit: 44:38 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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fuzzmyass Postings: 18475 Registriert seit 21.08.2019 |
2024-04-06 10:30:28 Uhr
Gestern hatte er bei manchen Songs, nicht bei allen, Lyrics auf einem Karton, die ihm ein Roadie gewechselt hat... hab aber nicht gesehen, dass er da oft hingeschaut hat, wahrscheinlich eine Stütze falls man mal was vergisst... teleprompter/Tablets nutzen mittlerweile gar nicht so wenige Musiker |
Tommy Stinson Postings: 77 Registriert seit 26.01.2021 |
2024-04-06 10:24:52 Uhr
Ich habe J auch auf der „Elastic Days“ Tour im Knust in Hamburg gesehen. Die Songtexte hat er dabei von einer Art Teleprompter abgelesen, auf alle Fälle sah es so aus …mit kleiner Leuchte neben seinem Stuhl und dazu passender Brille. |
fuzzmyass Postings: 18475 Registriert seit 21.08.2019 |
2024-04-06 09:55:19 Uhr
"fade into you funktioniert in der mascis Version für mich gar nicht."Ich fands schon sehr fantastisch "Da ist mMn das Orginal aber auch sowas von perfekt." Absolut, das Original kann J natürlich nicht erreichen |
kusubi Postings: 1625 Registriert seit 17.12.2019 |
2024-04-06 09:41:23 Uhr
Das phebhe bridgers Cover hätte ich gerne gesehen :-) J. Mascis habe ich zur Tour von elastic days in Berlin gesehen. War ein entspannter Auftritt, schön schluffig. Setlist war in meiner Erinnerung mehr Songs von elastic days Album und weniger coversongs. Btw coversongs: fade into you funktioniert in der mascis Version für mich gar nicht. Da ist mMn das Orginal aber auch sowas von perfekt. |
fuzzmyass Postings: 18475 Registriert seit 21.08.2019 |
2024-04-06 00:38:17 Uhr
Woah, komme gerade vom Solo Gig... was für ein fantastischer Abend... im Konzert Thread hatten wir kurz die Frage aufgeworfen, ob J alleine mit Akustik Gitarre und ohne Dinosaur Jr nicht langweilig sei... ich kann nur sagen - my ass, das war sogar noch besser als das letzte von mir besuchte Dino Konzert!Ja, er war alleine mit Akustikgitarren auf der Bühne... ABER - die hatten alle Pickups und waren am Verstärker angeschlossen, J hatte sein Pedalboard dabei und hat Zerrer sehr oft genutzt sowie über sein Loop Pedal immer wieder mal mehrere Gitarrenspuren/Soli auf einander getürmt, so dass man weder auf Fuzz/Zerre noch auf geile Gniedelsoli verzichten musste... und durch das Fehlen der Band konnte man J zum ersten Mal richtig klar singen hören - super starker Gesang! Und auf der Leinwand hinter ihm wurden passende Animationen, Videos etc. projeziert, so dass auch optisch was geboten wurde... J kam wie immer auf die Bühne geschlürft als wäre er grad aus dem Bett/Tiefschlaf gestiegen und hat 1-2 Songs zum aufwärmen gebraucht, danach wurde ein magisches Feuerwerk abgefackelt inkl. Dinosaur Jr Perlen (ohne die ganz offensichtlichen Hits) sowie schönen Coverversionen... ging insgesamt ca. 1 Std und 25 Min... Setlist: Blowin it (Dinosaur Jr) You Don't Understand Me Little Fury Things (Dinosaur Jr) Out There (Dinosaur Jr) Ammaring (J Mascis & The Fog) Keeblin (Dinosaur Jr) Outside (J Mascis & The Fog) Motion Sickness (Phoebe Bridgers Cover) Can't Believe We're Here What Do We Do Now Get Me (Dinosaur Jr) Drifter Heal The Star Ocean In The Way (Dinosaur Jr) Blob (Dinosaur Jr) Alone (Dinosaur Jr) Encore: On The Run (Greg Sage Cover) Fade Into You (Mazzy Star Cover) |
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Referenzen
Dinosaur Jr.; J Mascis & The Fog; Wilco; R.E.M.; Big Star; Shearwater; Okkervil River; Death Cab For Cutie; The Weakerthans; Ryan Adams; Neil Young; Nick Drake; Tim Buckley; David Crosby; Bonnie 'Prince' Billy; Damien Jurado; The Mountain Goats; Elliott Smith; Damien Rice; Mark Lanegan; Mike Johnson; Turin Brakes; Songs:Ohia; Loney, Dear; Kings Of Convenience; Beck; Teitur; Foo Fighters; Lou Barlow; Stephen Malkmus; Bob Mould; Sebadoh; The Lemonheads; Buffalo Tom; Built To Spill; Guided By Voices; Pixies; Yo La Tengo; Pavement; Pearl Jam; fIREHOSE; Mudhoney; Nirvana; The Smashing Pumpkins; Modest Mouse; The Replacements; Hayden; Desaperecidos; Kurt Vile; Thurston Moore
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