Heideroosjes - SINema
Epitaph / SPV
VÖ: 09.02.2004
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Kultfilm
Die Geschichte muß neu geschrieben werden. Galt doch bislang gemeinhin das legendäre CBGB's in New Yorks Lower East Side in Sachen lauter, aggressiver, dreiakkordiger Gitarrenmusik als der Kult-Club und schlicht und ergreifend the place to be, hat sich jedoch fernab des Rummels, heimlich, keineswegs still und schon gar nicht leise eine Location etabliert, die es locker mit dem schier übermächtigen Pendant aus Übersee aufnehmen kann. Nicht nach London, Hamburg oder Berlin führt der Weg, sondern schnurstracks gen Süden, wo dreißig Kilometer östlich der bayerischen Landeshauptstadt die 10.000 Einwohner starke Metropole Ebersberg a.k.a. "Perle des Münchener Ostens" mit seinem berühmt-berüchtigten Jugendzentrum zu finden ist.
"Die Bühne ist Scheiße, Anlage fast kaputt / Aber die Bauern rocken, wie es kein anderer Deutscher tut." Wo so dilettantisch gereimt wird, ist Gevatter Punkrock nicht weit. Und die alteingesessenen Zunftvertreter Heideroosjes kehren nicht nur auf fast jeder Tour zu ihrem Lieblingsladen zurück, der sie schon zu Zeiten immer wieder eingeladen hatte, als niemand außerhalb Hollands den Bandnamen auch nur aussprechen konnte, sondern widmen ihrer Kultstätte sogar eine musikalische Hommage in beinahe akzentfreiem Deutsch. Daß sich "Ebersberg" rein textlich irgendwo zwischen WIZO-, Kassierer- und Terrorgruppe-Niveau aufhält, fällt nicht weiter auf. Bei vielen (aber bei weitem nicht allen!) restlichen Stücken verhält es sich nämlich genauso. "Come on folks the show begins / A movie full of whores 'n' pimps." Aber das macht prinzipiell gar nichts. Wer lyrische Feinheiten braucht, greift wie gehabt zum Buch oder zu Radiohead. Punkrock im Sinne der Heideröschen funktioniert nun mal seit über vierzehn Jahren und nunmehr neun Alben exakt so.
Und doch weiß der neue Longplayer trotz allem mit der einen oder anderen Überraschung aufzuwarten. "SINema", "Psychic" und "The World" bescheren einen knallharten, brachialen HC-/Metal-Auftakt nach Maß, während "Why does everybody steal my hits" in angenehm unkomplizierten MelodyPopPunk zum Mitwippen einlädt und das niederländische "Damclub hooligan" zu der Sorte Liedgut gehört, die einem mit Leichtigkeit einen Tag retten können. Auch wenn man wie auch bei dem als überaus gelungen zu bezeichnenden englisch-südafrikanischen Ethnopunk-Experiment "Mamelodi melodies" kaum ein Wort versteht. Multikulturell geht "SINema" nach einigen Hardcore-Knüpplern, und rockig-popigen 1-2-3-4-Nummern dann auch dem Ende entgegen, wenn Marco Roelofs zusammen mit Mitgliedern von u.a. The Shandon, Burning Heads und der Terrorgruppe zum gemeinsam intonierten "Euronoise" bittet. Das ist zwar nicht wirklich großes Kino, aber erfüllt seinen Zweck.
Highlights
- Why does everybody steal my hits
- Damclub hooligan
- Mamelody melodies
Tracklist
- SINema
- Psychic
- Why does everybody steal my hits
- The world
- Damclub hooligan
- Delete me
- Mamelody melodies
- De portier
- Scapegoat revolution
- Come clean
- Dan breekt de hel los!
- Ebersberg
- One on one
- One way ticket
- We all share the same sun
- Euronoise
- Bag full of stories
Gesamtspielzeit: 50:49 min.
Referenzen
Undeclinable; Pennywise; WIZO; NOFX; Lagwagon; No Use For A Name; Bad Religion; Satanic Surfers; Stoned; Millencolin; The Offspring; Terrorgruppe; Venerea; Frenzal Rhomb; Donots; Beatsteaks; Green Day; Blink-182; Sum 41; Bambix; The Bouncing Souls; Dropkick Murphys; Burning Heads; Guttermouth; Sick Of It All; Agnostic Front; 98 Mute; H2O
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- De Heideroosjes (8 Beiträge / Letzter am 18.01.2007 - 21:09 Uhr)