Casey - How to disappear

Hassle / Cargo
VÖ: 12.01.2024
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Dann kommen wieder die Tränen auf Knopfdruck
Erinnert sich noch jemand an Tic Tac Toe, eine der erfolgreichsten Girl-Groups Deutschlands? Einer ihrer größten Hits war "Warum?". In jenem Song wurde der Drogentod einer engen Freundin der Band thematisiert. Neben dem durchaus ernsten Inhalt und gab es einen kleinen Skandal rund um diesen Song. Die Tränen, die jedes Mal bei der Aufführung des selbigen kommen, sollten einstudiert sein. Diese Tatsache zerstört natürlich jede Credibility, die eine Band in diesem Genre (Rap) haben möchte, auf Schwerste und war einer der zentralen Sätze DER Band-beendenden Pressekonferenz. Kann Schmerz trainiert, beziehungsweise wegtrainiert werden? Kann die emotionale Selbstzerstörung so geübt werden, dass immer wieder ein Häufchen Elend übrig bleibt, aus dem wiederauferstanden werden kann?
Casey sind nach sechs Jahren Abwesenheit mit ihrem dritten Album "How to disappear" zurück. Der Vorgänger "Where I go when I am sleeping" war die vertonte Auseinandersetzung mit der Depression und deren Therapie von Sänger Tom Weaver. Klangtechnisch irgendwo zwischen Poison The Well (wenn es laut wurde) und Pianos Become The Teeth ab "Keep you" (Melodien und Stimmung) fühlte sich das Album, neben all der Schwere, wie ein Sprungbrett zu etwas richtig Großem an. Doch dann war plötzlich erst einmal Schluss für Casey. Die Band löste sich auf. Die Liebe, die immer der Kern ihres Schaffens war, fehlte laut Eigenaussage der Band.
Besagte Liebe ist nun wieder entflammt und Casey sind hier, um die Hörer*innen damit anzustecken. "How to disappear" setzt musikalisch dort an, wo "Where I go when I am sleeping" aufgehört hat. "Unique lights" begrüßt zwar mit der gleichen warmen Melancholie, die der Band seit jeher innewohnt, benutzt aber ein etwas helleres Farbspektrum. Fast die gesamte Klaviatur des Post-Hardcore wird hier gespielt: zart/hart-Wechselgesang, träumen-statt-riffen-Gitarren und höchstpersönliche Themen. Der Kopf von "How to disappear" hängt teilweise immer noch den Wolken ("Blush" oder "Space between"), aber das Herz ist bereit, die Sonne reinzulassen ("For Katie", "Puncture wounds to heaven" und "How to disappear").
Ironischerweise endet das Comeback-Album mit der Frage, wie man wieder verschwinden kann. Kaum haben sich die Hörer*innen an den Klang der Waliser gewöhnt, suchen selbige wieder einen Weg aus der Situation heraus. Im Anbetracht des Seelen-Peelings, was hier an den Tag gelegt wird, ist es verständlich, dass diese Katharsis-Calisthenics auf Dauer ziemlich anstrengend sein können. Werke der Liebe, wie Caseys Musik, sind manchmal eben auch Werke des Schmerzes, um es mal etwas klischeehaft auszudrücken. Casey sind gepeinigte Profis ihres Faches und schaffen es wie kaum eine andere Band in ihrem Genre zwischen offenen Armen und geschrumpelten Herz hin und her zu wandeln und schlichtweg ergreifende Musik dabei zu schreiben.
Highlights
- Unique lights
- Puncture wounds to heaven
- How to disappear
Tracklist
- Unique lights
- I was happy when you died
- Sanctimonious
- For Katie
- Selah
- Bite through my tongue
- Those that I'm survived by
- St. Peter
- Puncture wounds to heaven
- Space between
- Blush
- How to disappear
Gesamtspielzeit: 45:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Vivat Virtute Postings: 190 Registriert seit 05.11.2023 |
2024-05-22 19:19:26 Uhr
Ich packe den Gesang bzw. allgemein die Produktion nicht. Wie kann man so gute Songs nur so zahnlos verpacken? Und warum muss der Gesang so dermaßen glattgezogen sein? Gute Songs, aber Sound vom Emo-Wühltisch. Schade drum. |
Arne L. Postings: 1693 Registriert seit 27.09.2021 |
2024-04-04 16:06:38 Uhr
Finde gerade die ziemlich gesprächige Erzählweise in manchen Songs gut, weil wenig Leute auf diese Art Texte schreiben. Find das Album auf jeden Fall ziemlich gut und hab deswegen auch in die vorherigen Sachen reingehört. |
Gomes21 Postings: 5521 Registriert seit 20.06.2013 |
2024-02-01 19:10:16 Uhr
Musikalisch holt mich das sofort ab, obwohl es natürlich überhaupt nicht innovativ ist. Erinnert sich sehr an Pianos Become the Teeth. Geschenkt, Produktion passt auch.Aber die melodramatischen Teenie-lyrics haben leider nen echt hohen cringe factor. „ I need you to know that I'm happier now Than I've ever been Than I've ever been I need you to know that I'm happier now Than I've ever been I hope you know that I'm happier now Cause I'm happier now But when it's my turn to leave I pray I'm known for more than my misery Is that how you will remember me? But when it's my turn to leave I pray I'm known for more than my misery Is that how you will remember me?“ Arghh |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28498 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-01-31 22:08:11 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Pianos Become The Teeth; Being As An Ocean; Counterparts; Acres; Holding Absence; Landscapes; Departures; Balance And Composure; Into It. Over It.; Burning Down Alaska; Movements; Currents; The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die; Polaris; Poison The Well; Touché Amoré; La Dispute; Defeater; The Saddest Landscape; Joyce Manor; Tiny Moving Parts
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