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Monta - Pacific

Monta- Pacific

Labelmate / AWAL / Cargo
VÖ: 26.01.2024

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Neues vom Pop-Flüsterer

Tobias Felix Kuhn gibt alles. Er steht mit seiner Band und seiner Mezzosopran-Stimme seit zehn Songs auf der Bühne. Links von ihm der Mann mit dem Bass, hinter ihm das große Schlagzeug, vor ihnen ein großer Abend. Gemeinsam feiern sie sich selbst in ihren Fühligkeits-Balladen, tun Ohrwürmer am laufenden Band raus. Sogar während gelegentlicher Zwischenstopps im Disco-Sound gilt bei diesen Männern: perfekter Sitz, Allwetter-Pop. Das Publikum hat keinen Zweifel, Kuhn ist Checker, kennt sich überall aus. Mädchen genau wie Jungs schunkeln zur Kuhns Würzburg-Version von Weltmusik. Die ist so charmant, dass man ihr nichts Böses andichten könnte. Und gleichzeitig so eingängig, dass sie Standing Ovations verdient hätte. Noch einmal starten Kuhn und seine Kollegen durch, spielen eine Zugabe. Im Anschluss: ein milder Applaus, ein milder Erfolg. So war das damals, mit Kuhns Band Miles. Sie gab alles, was sie hatte – und das war so einiges. Indes: Sehr viel mehr als Szenenapplaus und Hintergrundbeschallung von Werbespots war für Miles selten drin. Der Durchbruch misslang. Hot take: Sehr viel mehr als Schulterklopfen wird Kuhn auch für seine neue Platte "Pacific" kaum ernten. Eine große Erleichterung für mitfühlende Menschen: Diesmal tut das nicht so weh wie damals.

Das Gute über den Guten vorab: Monta, Kuhns Austob- und Soloprojekt nach der Band Miles, macht wieder Popsongs von Format. Damit ist nicht nur gemeint, dass es auf dieser Platte keine Überlängen wie bei "Wetten, dass..?", während einer Fußball-Verlängerung oder in Prog-Rock-Bunkern gibt. Denn keine einzige der Nummern, die Kuhn zwischen kurz vor Corona und knapp nach Lockdown geschrieben hat, dauert deutlich länger als vier Minuten. Zusatznutzen für Hörer*innen von "Pacific": Wer zu dieser Platte punktgenau ein Ei kochen möchte, muss dafür ab sofort keine Uhr mehr stellen. Vielmehr hat "Pacific" deshalb Format, weil es eine Pralinenschachtel voller Sounds auf einem Album ohne Stilbrüche oder Fehltritte miteinander vereint. Kuhn steigt in "Dragonfly" mit Picking-Studien und Wohlfühl-Akustik in die Platte ein und am Ende in "Woodframe" mit einer Handvoll Wah-Wah-Gitarre und Vocoder-Effekten wieder aus. Unfallfrei und ohne Knoten in Armen und Stimmbändern, wohlgemerkt.

Nicht ganz so aufsehenerregend ist mitunter das, was dazwischen passiert. Dem Vorabsong "Julia" fehlen ohne Super-8-Videoclip die großen Wehmutsmacher. Den drei Minuten Lala-Pop von "When you know" samt weiblichem Background-Chor wünscht man die Bratgitarren, die vor 20 Jahren bei Miles für die nötigen Kontraste gesorgt haben. Das wetter- und feinfühlige "If the sun doesn't shine anymore" hat Kuhn gleich zweimal mit auf dieses Album gepackt. Version I pitcht etwas tiefer, Version II etwas höher. Der Pop-Teufel steckt in den Details. Doch selbst, wenn der Produzent in Kuhn das anders hört: Unterm Strich bleibt das Stück die gleiche Art von Wohlfühl-Lounge-Pop: gutartig von einem Takt zum anderen shuffelnd. Aber bei zehn Songs kommt auch ein wenig Spielzeitstreckung ins Spiel. Und das, obwohl Kuhn seit "The brilliant masses" von 2007 lieber für Udo Lindenberg, Clueso oder Mark Forster produziert und komponiert hatte. Gönn Dir mal, Tobi!

Das Highlight von "Pacific" hat sich Kuhn bis zur zweiten Halbzeit aufgespart. Seinen Gitarren eine Extraportion Hall verpasst, jegliche Art von Percussion bis zum Ende verbannt und seine Gefühlsmenschen-Stimme auf Samenzieher-Liebeslied eingestellt. "A spark in your eyes takes me out of the dark / Into your arms, forever", tobikuhnt er in "Burn for you" und hebt zum Refrain an: "I can't lose myself / And burn for you." Die Gitarren perlen sachte wie ein Hauch von Kaschmir, die Tränen kullern auch ein Vierteljahrhundert nach Miles noch immer. Und Kuhn macht mit seinem Gespür fürs Feine nach wie vor Herzen klar. "Hearts will start / And hearts will stop / But we'll flow / Until we drop", reimt er in einer anderen Zeile. Bleibt nur zu hoffen, dass das keine Drohung ist. Und Kuhn mit "Pacific" nicht all sein Pulver verschossen hat.

(Sven Cadario)

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Highlights

  • Pacific
  • Burn for you

Tracklist

  1. Dragonfly
  2. Every little lie hits before it hurts
  3. Pacific
  4. If the sun doesn't shine anymore II
  5. Julia
  6. Shimmering lights
  7. When you know
  8. If the sun doesn't shine anymore I
  9. Burn for you
  10. Woodframe

Gesamtspielzeit: 34:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

jo

Postings: 6896

Registriert seit 13.06.2013

2024-01-30 14:43:57 Uhr
Das mit dem Akzent war aber ja schon immer so - siehe Donots. Solange die Aussprache ansonsten aber korrekt ist, habe ich damit kein Problem. Zumal man manchmal auch bei so manchen Leuten aus englischsprachigen Ländern die Stirn in Falten legen kann :D.

Album kann ich heute auch mal endlich hören.

tjsifi

Postings: 889

Registriert seit 22.09.2015

2024-01-30 11:52:07 Uhr
Je mehr man sich anstrengt desto auffälliger ist der dt. Akzent. Aber nettes gefälliges Album.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28661

Registriert seit 08.01.2012

2024-01-24 20:36:51 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

jo

Postings: 6896

Registriert seit 13.06.2013

2023-11-09 17:53:12 Uhr
Schon. Aber immerhin über ein Monat mehr. Bisher...

Mr Oh so

Postings: 3298

Registriert seit 13.06.2013

2023-11-09 17:42:32 Uhr
Na, so lang ist das ja auch nicht mehr hin.
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