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Panopticon - The rime of memory

Panopticon- The rime of memory

Bindrune / Season Of Mist / Soulfood
VÖ: 29.11.2023

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die letzte Generation

Manchmal sehr praktisch, wenn einem Künstler*innen mögliche Werksdeutungen gleich mit auf den Weg geben. Hilft beim Verstehen, insbesondere, wenn man nichts versteht. Austin Lunn, seines Zeichens kreativer Kopf hinter Panopticon, liefert für "The rime of memory" gleich zwei ellenlange Erklärungen, was es mit diesem Album auf sich hat. Lunns musikalische Spielwiese ist im weitesten Sinne Black Metal, garniert mit vielen hochinteressanten Wendungen. Unschwer hörbar treibt ihn einerseits Wut an – als Rant gegen die Entwicklung der Welt, namentlich vor allem Klimawandel und Naturzerstörung. Wälder und Siedlungen brennen, Landschaften veröden – Gedanken, die sich Lunn, der im tiefsten Minnesota lebt, eben so aufdrängen. Auch der zweite Deutungsaspekt zitiert ein Vanitas-Motiv und stellt die Stationen des menschlichen Alterns in den Vordergrund, die unausweichlich auf den Grabstein als letzten Punkt des Weges zurasen. Die Schwere, die sich hier offenbart, soll nun aber nicht das Ende sein: Vielmehr ruft Lunn dazu auf, das, was existiert, zu schätzen und zu schützen.

Eine Fortsetzung dessen also, was schon den Kern von ".. and again into the light" bildete. Verpackt in fünf Songs plus kurzes Intro präsetiert Lun hier in 75 Minuten wie schon auf dem ähnlich langen Vorgänger mit seinen Mitstreiter*innen erneut ein Meisterwerk. Eines, welches sich viel Zeit nimmt und doch in Schockmomenten unerwartet zuschlägt. Etwa zehn Minuten passiert zu Beginn recht wenig: eine Wildnis-Stimmung im Intro samt Piano und Fiedel verwandelt sich in "Winter’s ghost" zu nebenherlaufenden Gitarrenlinien, die sich nie treffen und plötzlich von einer Black-Metal-Walze abgelöst werden. Statt ätherischer Gesangsfetzen folgen Gebrüll und Chaos, welches genauso schnell verschwindet, wie es aufgetaucht ist. Dieses Wechselspiel vollführt der Song in seinen 20 Minuten noch mehrfach, um schließlich mit einer Streichernote auf den letzten Sekunden auszuklingen.

"Cedar skeletons" verfolgt einen genau gegenteiligen Ansatz. Hier bricht ab der ersten Sekunde ein Inferno los, das in seiner Konsequenz beeindruckt, auch weil hier nahezu alles von einer einzelnen Person eingespielt ist. Es ist der herausragende Track dieses Albums, samt Aufbau, Auflösung und dem vielschichtigen Lärm dazwischen. Nach einer Weile übernehmen schwere Streicher und läuten einen Spoken-Word-Part ein, eine sanfte Post-Rock-Atmosphäre etabliert sich – und das Zusammenspiel all dieser Elemente im finalen Ausbruch ist in höchstem Maße großartig. Vor allem das rhythmische Spiel zum Schluss sucht seinesgleichen. Diese 16 Minuten vergehen zwar wie im Flug, aber sie wirken nach.

So sehr, dass der Übergang zu "An autumn storm" schon fast ärgerlich wirkt, denn auch dieser ballert sofort los, allerdings in ganz anderer, geisterhafter Manier und ohne Unterlass. Vielleicht gar etwas zu grob, denn der Aspekt, dass sich hier unter zig Soundschichten ein eingesprochenes Gedicht verbirgt, ist kaum wahrnehmbar. Besser hätte jenes wohl zum viertelstündigen Closer"The blue against the white" gepasst, der sanfte Fäden aus dem Klargesang von Gast Johann Nilsson mit flächiger Instrumental-Collagen verbindet – was aber selbstverständlich nicht so bleibt. Die Alterssteine mögen so vorüberziehen, im Fall von Panopticon jedoch alles andere als leise und unbemerkt. Eine eindringliche Art, sich der Vergänglichkeit gewahr zu werden.

(Klaus Porst)

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Highlights

  • Cedar skeletons

Tracklist

  1. I erindringens høstlige dysterhet
  2. Winter's ghost
  3. Cedar skeletons
  4. An autumn storm
  5. Enduring the snow drought
  6. The blue against the white

Gesamtspielzeit: 75:26 min.

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User Beitrag

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 34703

Registriert seit 07.06.2013

2025-02-14 15:56:26 Uhr
Tolles Ding.

Bonzo

Postings: 3327

Registriert seit 13.06.2013

2024-02-22 09:55:00 Uhr
Cedar Skeletons ist Top 10 2023.

BlkMtlEP

Postings: 2

Registriert seit 17.02.2023

2024-01-16 09:01:26 Uhr
Mal wieder ganz groß abgeliefert!!!

Das Album war auch unter meinen Top 5 2023 und ich bin sooo froh, dass ich letztes Jahr nach Namur gefahren bin, um mir das ganze Spektakel auch mal in Live anzuschauen!!!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28607

Registriert seit 08.01.2012

2024-01-15 20:31:12 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hierkannmanparken

Postings: 2176

Registriert seit 22.10.2021

2023-12-08 13:56:54 Uhr
Schon jemand reingehört?
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