Tate McRae - Think later

RCA / Sony
VÖ: 08.12.2023
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Der große Fall von Ryan Tedder
Einst eine Plattform für Tanz- und Karaoke-Clips, hat TikTok sich längst zu einem der wichtigsten sozialen Medien etabliert. Der Einfluss ist auch in der Musikbranche spürbar: Songs, die teilweise vor Jahrzehnten erstmals erschienen sind, können durch einen viralen Treffer bei der App wieder einen kommerziellen Aufschwung erleben – so etwa geschehen mit Fleetwood Macs "Dreams". Ist ein Song bei TikTok beliebt, hat er wahrscheinlich höhere Chancen, auf Streamingplattformen (wieder) erfolgreich zu sein, so die Faustregel. Auch Tate McRae ist auf dem sozialen Medium mit "Greedy" quasi über Nacht zum Star geworden – doch ihr zweites Album "Think later" schafft es kaum über eine TikTok-Videolänge von einer oder drei Minuten hinaus zu überzeugen.
Dabei schienen die ersten Schritte der Sängerin vielversprechend. Die erste Single "Tear myself apart" aus dem Jahr 2019 etwa wurde von Billie Eilish und deren Bruder Finneas O'Connell komponiert. Die vielschichtige Pop-Ballade kann sich durchaus mit Eilishs Beitrag zum "Barbie"-Soundtrack "What was I made for?" oder den eher dramatischen Stücken von Olivia Rodrigo messen. Auch das populäre "She's all I wanna be" kommt mit charmanter Eingängigkeit daher und setzt McRaes Gesang zwischen Kopfstimme und ungewöhnlicher Knödelei passend in Szene. Der Song ist Teil von McRaes Debütalbum "I used to think I could fly", welches sich noch eher Bubblegum-Pop mit Gitarren-Einfluss zuordnen ließ.
Im direkten Vergleich ist "Think later" wesentlich simpler, vielleicht lässiger aber damit unspektakulärer. Instrumentell basiert McRaes Musik deutlicher auf einem elektronischen Gerüst und uninspirierten Beats. Abwechslung, Ausreißer oder unerwartete Wendungen sucht man vergebens. Lyrisch bleibt es oberflächlich, repetitiv und Reim-fixiert. Dass Songwriting im Pop 2023 längst nicht mehr so geradlinig und ohne jegliche Spannung funktionieren muss, zeigen nicht nur die schon aufgezählten Billie Eilish oder Olivia Rodrigo, sondern auch Taylor Swift. Alle drei Beispiele behalten einen signifikanten Sound und gehen in gewissen Rahmen auch Wagnisse ein. Damit verglichen verstreichen Songs wie das Kopfstimmen-betonte "Hurt my feelings" oder das teils in Sprechgesang abdriftende "Exes", ohne auch nur einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Umso interessanter wird der belanglose TikTok-Pop von Tate McRae, wenn man einen Blick auf den Hauptverantwortlichen ihres Songwritings wirft. Hinter den meisten Songs von "Think later" steckt niemand Geringeres als Ryan Tedder, seines Zeichens Frontmann von OneRepublic und eigentlich geübt darin, Melodien zu kreieren, die zumindest im Kopf bleiben. Ein Flop dürfte das belanglose Album für ihn und McRae dennoch keinesfalls werden. Die Single "Greedy" ist laut Streamingzahlen von Spotify nach der Ballade "You broke me first" bereits ihre zweiterfolgreichste. Und ehrlicherweise kann es ihnen auch nur darum gehen.
Highlights
- Grave
Tracklist
- Cut my hair
- Greedy
- Run for the hills
- Hurt my feelings
- Stay done
- Grave
- Exes
- We're not alike
- Calgary
- Messier
- Think later
- Guilty conscience
- Want that too
- Plastic palm trees
Gesamtspielzeit: 38:22 min.
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