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Portishead - Roseland NYC live 25

Portishead- Roseland NYC live 25

Systemtactic / Universal
VÖ: 02.11.2023

Unsere Bewertung: 9/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Snake preview

Die Beschwerden zuerst: Auch auf der 25. Jubiläums-Ausgabe von Portisheads "Roseland NYC live", das im November 1998 ursprünglich veröffentlicht wurde, ist die Reihenfolge der Tracks nicht an die Original-Setlist vom 24. Juli 1997 im New Yorker Roseland Ballroom angepasst. Das sorgt für Abstriche in der Gesamtdynamik, obwohl das große "Western eyes", einer von drei neuen Songs am Ende, nun der verdiente Closer ist. Es fehlen außerdem leider immer noch "Seven months" und "Elysium" zur Komplettierung des damaligen Sets. Die Fadeouts zwischen den Songs sorgen nach wie vor für eine gedämpfte Immersion im Ganzen. Und ja, zwar sind nun auch "Sour times" und "Roads" nicht mehr von anderen Gigs hineinkopiert worden, sondern vom gleichen Konzert – aber von letzterem war die Version, die dem norwegischen Quart Festival 1998 entnommen wurde, doch einen Tick eindringlicher. Und verdammt noch mal, hätte man beim Remastern nicht den Idioten aus dem Publikum rausschneiden können, der vor "Half day closing" irgendwas reinblökt?

Genug gemeckert jetzt. Denn was sind das bitte für grandiose Versionen von ohnehin bereits riesigen Kompositionen? Portisheads Debüt "Dummy" gehört ja sowieso schon lange zum absoluten Kanon der Neunziger, ihr selbstbetitelter Zweitling wird dagegen gern etwas unterschätzt. Dessen Songs waren zum Zeitpunkt des Konzerts noch gar nicht veröffentlicht, was bedeutet: Das Publikum wurde nach einem unruhigen Eingrooven durch das leidende "Humming" vom grellen "Cowboys" eiskalt erwischt. Während sich die Albumversion durch den höhenbetonten Mix wie eine hochgiftige Schlange ins Ohr windet, ist diese Liveversion mehrmals beim Muskelaufbau-Training gewesen, rollt unerbittlich durch den Raum. Die Grandiosität des Ganzen unterstützt natürlich das Orchester, bei dem sich die Quellen nicht ganz einig sind, ob das Personal tatsächlich zum New York Philharmonic gehört hat, das in den Credits verewigt ist. Fest steht: Es intensiviert die Songs ganz erheblich.

Es ist auch deshalb essentiell, da "Portishead" sowieso auf orchestrale Samples aufbaute, um seine fiktionalen James-Bond-Themes zu verwirklichen. Statt Instrumente aus der Konserve hauen auf "Roseland NYC live" eben echte Bläser und Schlaginstrumente ins Kontor – wie die zittrigen Streicher in "Over" oder die wuchtigen Attacken im Refrain von "All mine". Die Stücke haben quasi bereits ihre finale Form, nur klingen sie schlichtweg intensiver, zwingender. "Undenied" rückt noch näher ans Ohr heran, "Only you" verrät nur durch die Scratch-Orgie am Anfang, dass es eigentlich kein verloren geglaubter Schatz aus vorigen Jahrzehnten, sondern aus den Neunzigern ist. Und wie gut Portishead die nervöse Alarmiertheit von "Half day closing" ins Live-Setting übertragen, sorgt ebenfalls für Gänsehaut allerortens.

In den Schatten gestellt wird das nur davon, was das Trio um Beth Gibbons, Geoff Barrow und Adrian Utley aus den Stücken von "Dummy" macht. Eine Bombast-Eskalation in Space wie in der zweiten Hälfte von "Mysterons", das trauen sich andere Bands ja nicht einmal bei der dritten Zugabe. "Strangers", im Konzert ursprünglich der vorletzte Song, bekommt eine Generalüberholung und vor allem Volumen geschenkt, damit es am Ende in einem Duell aus Streichern und Scratches förmlich explodieren kann. Da schreit das Publikum in Ekstase bereits, bevor die Band wirklich fertig ist. Genau wie am Beginn von "Roads" – und trotz der Krittelei weiter oben: Das ist in jeder Version ein Ausnahmesong, was auch hier an Gibbons' fantastischer Gesangsperformance liegt. Das Remaster tut mit der klareren Trennung der Spuren noch sein Übriges dafür, dass "Roseland NYC live" auch ein Vierteljahrhundert später einmal mehr geplättet zurücklässt. Jetzt bitte noch ein Livealbum mit dem Material von "Third". Auf mehr wagt man ja gar nicht mehr zu hoffen.

(Felix Heinecker)

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Highlights

  • Cowboys
  • Mysterons
  • Glory box
  • Roads
  • Strangers

Tracklist

  1. Humming
  2. Cowboys
  3. All mine
  4. Mysterons
  5. Only you
  6. Half day closing
  7. Over
  8. Glory box
  9. Sour times
  10. Roads
  11. Strangers
  12. Undenied
  13. Numb
  14. Western eyes

Gesamtspielzeit: 68:30 min.

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