Pale - Bigger than live
Grand Hotel van Cleef / Indigo
VÖ: 08.12.2023
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Schicht und ergreifend
Eine Klammer für den womöglich allerletzten Text über die Band Pale auf Plattentests.de zu finden, wäre an sich kein großes Problem. Beinahe unmöglich jedoch wird das Unterfangen, wenn man gut zwölf Monate zuvor bereits eine Rezension rund um die hochemotionalen und schicksalsträchtigen Begleitumstände des Abschiedsalbums der Aachener verfasst hat und diesem Text natürlich auch eine gewisse Huldigung innewohnt. "The night, the dawn and what remains" ließ die Emo-Pop-Institution kurzzeitig wieder erstrahlen. Doch – und auch das war vorher klar – begrub jene Platte das aktive Schaffen der Liebhaberband zugleich endgültig. So unausweichlich, wie die große Sause Anfang März 2023 im ausverkauften Kölner Gloria Theater dann das letzte Konzert von Pale markierte. Mit weinenden, aber auch leuchtenden Augen. Denn eine schönere Abschiedparty als jenen tränen- und umarmungsreichen Abend kann man sich nicht wünschen. Wer dabei war, schwelgt längst und grinst.
"Bigger than live" als Dreifach-Vinyl-Paket ist schlicht und ergreifend das glänzende Zeugnis dieser Abschiedsshow und macht nun endgültig den Deckel drauf. Schlicht und sympathisch wie das Auftreten von Pale als Nischen-Kombo, immer mit viel mehr Herz für Musik und die Menschen um sie herum denn für Kalkül oder Business. So treten Holger Kochs und Co. auch an diesem Abend auf. Ergreifend geraten angesichts des Gedenkens an den schwer erkrankten ehemaligen Schlagzeuger Stephan Kochs und natürlich an den bereits 2021 an Krebs verstorbenen Gitarristen Christian Dang-anh die Ansagen auf der Bühne – voller Erinnerungen, Demut und Freude gleichzeitig. Freude auch aufgrund der vielen Weggefährten, die im Gloria mit dabei sind. Wenn Thees Uhlmann und Marcus Wiebusch mit ihren Klampfen den Support für die Show geben und Steve Norman von den legendären Spandau Ballet es sich nicht nehmen lässt, das Saxophon bei "Someday you will know" zu spielen, ist längst klar, was die Stunde geschlagen hat.
Für alle Fans indes gerät das Konzert ohnehin emotional ob all der im Set letztmals gemeinsam versammelten Songperlen – und natürlich wegen der vielen an ihnen haftenden Erinnerungen. Ob flotte Emorock-Hymnen wie "Let's get it on", "Sometimes somewhere" oder das großartige, durch die Performance von Fjørts David Frings noch drückendere "Hello, lucky thing", ob Hits aus frühen Tagen wie "The Coltrane conspiracy", "Teenage heaven" und "Goodbye trouble". Ob das strahlende "New York" und "Bigger than life", der Song für Dang-anh und an diesem Abend mit äußerst tollem Bläser-Finale, oder Tanzbares wie das mit dem guten alten Onkel Swing flirtende "I am sorry (You are not)", zu dem Kettcars Reimer Bustorff den Bass fleddern lassen darf: Das festlich angerichtete Set aus 26 Songs wirkt wie aus einem Guss, kein bisschen abgestanden. Pales Musik wirkt, nicht mal nur für Fans, irgendwie zeitlos.
Auch die gefühlvollen Stücke sind seit jeher eine große Stärke des Quartetts, und all jene sind hier versammelt. Das zarte "How to survive chance", das unter die Haut gehende "Everytime you say 'Hey'" und natürlich "Drop that beat", bei dem Simone Sohn am Mikro vorzüglich unterstützt. "Bigger than live" kitzelt nicht nur die Gefühle heraus, sondern hält diesen Abschiedsabend nun für immer fest. Als lange nachhallende Feier des Lebens und des Moments. Und weil nach der aktiven Zeit Pales nicht nur Wehmut und schöne Anekdoten bleiben, sondern vor allem die Musik, verharren wir an dieser Stelle ohne Textklammer. Sondern winken noch einmal und sagen dann, mit einem Tränchen auf der Wange, leise und dankbar: Tschüs.
Highlights
- Let's get it on
- Hello, lucky thing (feat. David Frings)
- I am sorry (You are not) (feat. Reimer Bustorff)
- Drop that beat (feat. Simone Sohn)
- Everytime you say 'Hey'
- Bigger than life
- Teenage heaven
- Goodbye trouble
Tracklist
- Part 1
- Wherever you will go
- Man of 20 lives
- Let's get it on
- The Coltrane conspiracy
- New York
- Hello, lucky thing (feat. David Frings)
- I am sorry (You are not) (feat. Reimer Bustorff)
- Drop that beat (feat. Simone Sohn)
- Everytime you say 'Hey'
- Bigger than life
- Part 2
- All walls are bricks
- How to survive chance
- Wake up!
- All the good good things
- Still you feel (feat. Simon den Hartog)
- Fight the start (feat. Simon den Hartog)
- Sometimes somewhere
- You wanna be so good
- Split kick (My friend David)
- Someday you will know (feat. Steve Norman)
- Town called Malice
- Part 3
- Tonight we can be everything
- 500 Songs (feat. Tanja Kührer)
- Six shining minutes at the airport
- Teenage heaven
- Goodbye trouble
Gesamtspielzeit: 117:47 min.
Referenzen
Koufax; Moneybrother; The Jam; The Cars; The Housemartins; Martha; Death Cab For Cutie; Piebald; Straylight Run; Nada Surf; The Weakerthans; Jimmy Eat World; Maritime; Solea; Texas Is The Reason; Prefab Sprout; The Beautiful South; Boomtown Rats; The Pogues; Superchunk; The Style Council; Dexys; Panic! At The Disco; Soulmate; Feeder; Saves The Day; Three Minute Poetry; Piebald; The Singles; The Juliana Theory; The Promise Ring; The Starting Line; The Ataris; Alkaline Trio; Dashboard Confessional; Braid; Into it.Over it; Tomte; Kettcar; Kilians
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