Orphaned Land - A heaven you may create

Century Media / Sony
VÖ: 01.12.2023
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Musik verbindet
Kobi Farhi war neben Aviv Geffen schon immer Sprachrohr jener Musiker, die sich im Nahen Osten für Frieden und Verständigung einsetzen. Und das so nachhaltig und vehement, dass er 2013 gar für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurde. Kein Wunder, schaffte Farhi mit seiner Band Orphaned Land doch das Kunststück, Araber und Israelis, Christen, Muslime und Juden über die Musik wenn nicht zu vereinigen, aber doch zumindest einmal für wenige Stunden gemeinsam in einer Konzerthalle eine gute Zeit ohne Raketen und Bomben verbringen zu lassen. Was für ein Schlag ins Gesicht muss es für einen Friedensaktivisten wie ihn sein, dass die Veröffentlichung des Live-Albums "A heaven you may create" genau in die Zeit fällt, in der der Krieg im Nahen Osten mit unverminderter Härte tobt.
Der Anlass dieser Live-Platte sollte eigentlich ein ganz anderer sein. Denn vor 30 Jahren gründete Farhi Orphaned Land und verband filigrane orientalische Klänge mit deftigem Metal – ein Crossover, für den irgendwann einmal der Name "Oriental Metal" auftauchte. Und für dieses Jubiläum fuhr die Band im Juni 2021, als Israel dank hoher Corona-Impfquoten viel früher als der Rest der Welt so etwas wie Normalität einziehen ließ, gleich mal das ganz große Ensemble auf. Nämlich ein 60 Personen starkes Orchester, das den Fünfer im mit 2.500 Fans bumsvollen altehrwürdigen Auditorium Heichal HaTarbut in Ashkelon mehr als nur begleitete – sondern mit der Band zu einer wundervollen Symbiose verschmolz.
Über diese drei Dekaden hat sich natürlich eine veritable Sammlung an Klassikern gefunden. Insofern kann überhaupt nichts schiefgehen, das Publikum dreht schon beim Auftakt "Mabool (The flood)" komplett durch, und spätestens nach dem Hit-Doppelpack "Like Orpheus" und "Sapari" sind die Stühle nur noch innenarchitektonisches Beiwerk, da es eh niemanden mehr auf den Sitzen hält. Farhi wechselt scheinbar mühelos zwischen Growls und Clean Vocals, legt die zu Beginn durchaus spürbare Nervosität schnell ab. Das zwischen diesen beiden Ohrwürmern eingebettete "The kiss of Babylon" bleibt leider genau wie "A never ending way" aus Kapazitätsgründen lediglich der Vinyl-Version und natürlich der DVD vorbehalten – was in diesem Fall ein echter Jammer ist, wird Farhi hier doch nicht zum letzten Mal von Noa Gruman unterstützt, die hier und im weiteren Verlauf der Show immer wieder ihr unglaubliches Gesangstalent zeigt.
Der Rest gerät zum Triumphzug. "The cave" und "In propaganda" vom nach wie vor aktuellen Album "Unsung prophets & dead messiahs" reißen ebenso mit wie "Brother" vom ansonsten eher mediokren Album "All is one", während "Birth of the three" einmal mehr das Hauptanliegen des Frontmanns betont, nämlich die gemeinsamen Wurzeln der drei großen monotheistischen Religionen. Doch gerade die von den Fans mit Sprechchören gefeierten Songs gegen Ende der Show zeigen, dass die Wahrnehmung von Orphaned Land dringend geändert werden muss. Denn nur ganz wenige Bands sonst beherrschen das Spiel mit den Kulturen, die musikalische Vielfalt aus Orient und Okzident so meisterhaft wie die Israelis. Hoffen wir, dass auch die andere Botschaft irgendwann wieder gehört wird.
Highlights
- Like Orpheus
- SapariThe cave
- Birth of the three
Tracklist
- Mabool (The flood)
- The storm still rages inside
- Like Orpheus
- Sapari
- The cave
- In propaganda
- All knowing eye
- Brother
- Birth of the three
- Ocean land
- All is one
- In thy never ending way
- Norra el norra
Gesamtspielzeit: 74:41 min.
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