Electric Six - Turquoise

Metropolis / Soulfood
VÖ: 08.09.2023
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Unter zwounddreißig sechzehn acht
Wasser fließt bergauf. Es regnet von unten nach oben. Der Papst ist evangelisch. Ausgeschlossen, schon klar. Trotzdem alles fast immer noch wahrscheinlicher als ein Jahr ohne neue Electric-Six-Platte. Doch COVID-19 macht auch das möglich, sodass der 15. Longplayer von Dick Valentine, Tait Nucleus?, Johnny Na$hinal plus drei weitere seit 2018 auf sich warten ließ – die Coverversionen-Sammlung "Streets of gold" von 2021 einmal außer Acht gelassen. Eine lange Zeit, in der sich garantiert eine Menge getan hat. Nicht. Denn auch auf "Turquoise" arbeiten sich die Detroiter an dem ab, was sie seit über zwei Jahrzehnten umtreibt: die Karikatur amerikanischer Befindlichkeiten, Ladies, die sich nicht wie solche benehmen, übersteigerte Rock'n'Roll-Männerfantasien, entgrenzte Comic-Schlachtfest-Szenarien. Und was die "Staten Island ass squad" in einem schmierig gecroonten AOR-Groover treibt, stellt man sich lieber gar nicht vor. "How dare you", wie sich bereits das 2017er-Album empörte. Keine Sorge: Der Dick und seine Jungs meinen's nicht so.
Oder doch? "Take me to the sugar" ist nämlich auch so ein schmalziges Ding, über dem rosa Disco-Wölkchen aufsteigen und das sich Roosevelt und Bee Gees gemeinsam beim Wurmloch-Friseur ausgedacht haben könnten. Aber es dauert nicht lange, bis der "Dance commander" wie einst auf "Fire" den "Nuclear war (on the dancefloor)" ausruft – "Panic! Panic!" erinnert dabei nicht nur im Titel an "Danger! High voltage", den vermutlich immer noch größen Hit von Electric Six, während Valentine "Wash your hands until you love me" fordert und die Liebe in den Zeiten der AHA-Regeln auf den Punkt bringt. Auch unter pandemischen Umständen ein noch größerer Hit: "Hot numbers on the telephone", das vor infektiöser Keyboard-Melodie, Knurr-Gitarren und wunderbar brüllsäuselndem Schweinepriester-Organ aus allen Nähten platzt und daran erinnert, wie glücklich Popmusik machen kann – egal, ob peinlich, anzüglich, feucht im Schritt, in Cellophan gewickelt oder alles auf einmal. Wäre doch gelacht, wenn da nicht die ganze Nacht Konjunktur herrscht.
Danach kann sich "Turquoise" im Grunde alles erlauben. Sogar den originalgetreuen kleinen Rockabilly-Hetzer "Born to be ridiculed" samt Las-Vegas-Gekiekse und schlürfendem Background-Chor, mit dem sich Electric Six mutwillig zum Elvis-Affen machen. Wer hier die Stirn runzelt, verliert. Genau wie beim breitbeinigen "Child of hunger", das die Mitte zwischen Sleaze und fiesem Synth-Prog trifft und die Hook ein ganzes Stück penetranter jaulen lässt als weiland Tocotronic in "Jackpot". Toll, aber auch einiges an nicht immer geschmackssicherer Reizüberflutung, sodass sich die Veranstaltung allmählich zu ziehen beginnt – obwohl "Units of time" pflichtschuldigst die Americana-Karte ausspielt und "Five clowns" noch mal die Hardrock-Wutz durchs Dorf treibt. Erst "The wheel finds a way" kehrt am Ende dank eines hüpfenden elektronischen Dingsbums zur anfänglichen Souveränität zurück – so gesehen nicht das beste Electric-Six-Album, aber vielleicht ihr meistes. Und was will man mehr? Oh, schau mal: eine grüne Ameise!
Highlights
- Hot numbers on the telephone
- Panic! Panic!
- Child of hunger
- The wheel finds a way
Tracklist
- Take me to the sugar
- Dr. K
- Hot numbers on the telephone
- Panic! Panic!
- Turquoise
- Skyrocketing
- Born to be ridiculed
- Child of hunger
- Staten Island ass squad
- Window of time
- Units of time
- Five clowns
- The browning of her bones
- The wheel finds a way
Gesamtspielzeit: 46:12 min.
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Referenzen
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