Eels - Eels so good: Essential Eels, vol. 2 (2007-2020)
E-Works / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 15.12.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Nach der Biographie
2008 erschien die vorläufige Biographie des kreativen Kopfes der US-amerikanischen Band Eels, Mark Oliver Everett. Der deutsche Titel fasst das Leben des Künstlers knapp zusammen: "Glückstage in der Hölle. Wie die Musik mein Leben rettete". Schwerpunkt des Buches ist die eigene Familientragödie: Erst fand er seinen Vater tot auf, dann brachte sich seine Schwester um, anschließend verlor er seine Mutter. Und die letzte Verwandte, die ihm noch blieb, seine Cousine, starb am 11. September 2001 als Stewardess in dem von Terroristen entführten Flugzeug, das ins Pentagon einschlug. Vor Abflug schrieb sie ihm noch eine Postkarte: "Ist das Leben nicht schön?" Die Kompositionen des Singers und Songwriters geben die Antwort.
Die Post-Biographie-Compilation "Eels so good: Essential Eels, vol. 2 (2007-2020)" schenkt einen aussagekräftigen Überblick über Everetts Schaffen in dieser Zeit, weil die wesentlichen Songs ausgewählt wurden. Daneben sind drei hörenswerte Titel aus Filmen mit dabei ("Royal pain" aus "Shrek the third", "Man up" aus "Yes man" und "Man I keep trying" aus "Prisoner's daughter"), mit "Jazz hands, part I" ein schöner bisher unveröffentlichter Track sowie ein neues Eels-Weihnachtsstück. Die Einheit von Form und Inhalt gelingt perfekt: Immer passen Instrumentierung und Melodie genau zu der in den Lyrics beschriebenen Gemütslage des Songwriters. Dabei beschreibt Everett sein Seelenleben in den Songtexten, die in ihrer Schönheit Gedichten gleichkommen, derart präzise, dass sie entblößen. Wären seine Songs Gemälde, dann wären sie Bilder wie Frida Kahlo sie gemalt hat. "Melancholischer Indie-Rock" beschreibt die Musik von Eels treffend, wenn Neulinge nach einer Genrebezeichnung suchen.
Es mag sein, dass das Schreiben der Biographie zum Verdauen der persönlichen Lebenskatastrophe beigetragen hat, denn der Sampler offeriert uns mitunter ausgelassen-positive Eels-Tracks: Einen Blumenstrauß aus Zuneigung und Zuversicht vermittelt der Song "I like the way this is going", zu einem gelassenen Country-Rhythmus singt der Künstler: "I can only see my love growing / I like the way this is going." In "Spectacular girl" himmelt Everett zu Popklängen mit Keyboardwellen, die durch die Nummer schwingen, ein weibliches Du an, das so ganz anders ist als er selbst: "She sees the beauty in things we all miss / All good things are defined by the kiss." Dass der US-Amerikaner auch nach 2008 ein weiteres persönliches Unglück durch die Scheidung seiner zweiten Ehe erfahren hat, erklärt vielleicht einige Schmerzsongs in der Sammlung: Quälende Sehnsucht schreit aus dem rhythmusdominierten Stück "Fresh blood", das mit einer originellen Wolfsgeheul-Hook den gierigen Hunger nach einer Frau rüberbringt. "That look you give that guy" illustriert fast peinlich ehrlich Everetts Eifersucht. In "The deconstruction" ist der Tiefpunkt des Samplers erreicht: Zu Akustikgitarre, Geigensounds und Schlagzeug singt der Interpret wundervoll zwischen hohen und tiefen Tönen pendelnd: "I'll break apart."
Der Abschluss des Albums holt uns aus den dunklen Ecken von Everetts Seele wieder raus: Die Filmmusik-Nummern unterhalten angenehm leicht, dazu gefällt "Jazz-hands, part I" besonders: rein elektronisch, ein treibender Beat, funkige Vibes und verzerrte Stimme – ein erfrischend banaler Sound nach so vielen Seelenpein-Songs. Man könnte noch etliche Songs mehr herausstellen, so viel gute Mucke bietet der Sampler. Doch bevor man damit durch wäre, hätte der umtriebige Mr. Everett wahrscheinlich schon längst sein 15. Studioalbum veröffentlicht.
Highlights
- Fresh blood
- Spectacular girl
- I like the way this is going
- Peach blossom
- Jazz hands, part I
Tracklist
- Fresh blood
- That look you give that guy
- A line in the dirt
- Little bird
- Spectacular girl
- I like the way this is going
- Peach blossom
- Wonderful, glorious
- Where I'm from
- Mistakes of my youth
- The deconstruction
- Today is the day
- You are the shining light
- Are we alright again
- Earth to Dora
- Royal pain (As featured in Shrek the third)
- Man up (As featured in Yes man)
- Man I keep trying (As featured in Prisoner's daughter)
- Jazz hands, part I
- Christmas, why you gotta do me like this
Gesamtspielzeit: 71:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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jo Postings: 6637 Registriert seit 13.06.2013 |
2024-01-01 21:20:55 Uhr
Bei "Wonderful, Glorious" fehlt mir irgendwie etwas die Tiefe. Da mag ich "The Deconstruction" lieber. Trotzdem: Ein wirklich schlechtes Album hat er nicht rausgebracht. Gehe auch mit, dass diverse andere Titel die Qualität auf diesem Best of nicht geschmälert hätten. |
kingsuede Postings: 4463 Registriert seit 15.05.2013 |
2024-01-01 19:26:45 Uhr
EW ist besser als die beiden unmittelbaren Vorgänger. Mein Liebling bleibt aber Wonderful, glorious. |
diggo Postings: 155 Registriert seit 02.09.2016 |
2024-01-01 19:22:39 Uhr
Das verstehe ich auch nicht, gerade weil EW das beste Album der letzen Dekade war. Aber die Zusammenstellung zeigt mal wieder, wie gut auch die übrigen Eels-Alben waren. Man hätte wohl ohne weiteres noch 10 qualititiv absolut ebenbürtige Songs draufpacken können… |
kingsuede Postings: 4463 Registriert seit 15.05.2013 |
2024-01-01 19:22:18 Uhr
Das frage ich mich auch. Einige schöne Songs wie New alphabet und The turnaround fehlen leider. |
Huhn vom Hof Postings: 7483 Registriert seit 14.06.2013 |
2024-01-01 19:07:32 Uhr
Warum nur bis 2020? 2022 erschien doch "Extreme Witchcraft". |
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Referenzen
E; Beck; Lambchop; Radiohead; Cake; The Mountain Goats; Tindersticks; Nick Cave & The Bad Seeds; dEUS; Badly Drawn Boy; R.E.M.; American Music Club; The Dandy Warhols; Grandaddy; Gomez; Belle And Sebastian; Howe Gelb; Giant Sand; Calexico; Mercury Rev; Sparklehorse; The Flaming Lips; Nada Surf; The Coral; Wilco; Jeff Tweedy; PJ Harvey; Ben Folds; Greg Dulli; Bill Callahan; Damien Jurado; Brendan Benson; Ben Kweller; Beirut
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