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Brian Lopez - Tidal

Brian Lopez- Tidal

Fort Lowell / Cosmica Artists
VÖ: 27.10.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Staub im Gegenlicht

Tucson in Arizona scheint ein ganz besonderes musikalisches Biotop zu sein. Calexico sind sehr erfolgreich damit, staubigen Americana mit mexikanischen Klängen zu kombinieren und diesen Folklore-Crossover in die Welt hinauszutragen. Da treffen die Pedalsteel und das Akkordeon auf Trompeten und Kastagnetten, schließlich ist die Grenze zu Mexiko gerade einmal eine Autostunde von Tucson entfernt. Im Schatten dieser übergroßen Band, die quasi zum Innbegriff des Tucson-Sounds wurde, steht seit Jahren der Singer-Songwriter Brian Lopez. Völlig zu Unrecht, denn Lopez' Stärken liegen in einem Minimalismus, der eher an Paul Simon erinnert: Nur er und die Konzertgitarre – alles weitere ist schönes Beiwerk, aber eigentlich nicht notwendig, um die Magie seiner Musik heraufzubeschwören. Das zeigt er in Deutschland gerade ausgerechnet als Support der Calexico-Tour zum Zwanzigsten Jubiläum des Über-Albums "Feast of wire". Calexico haben ihn auch gleich als Gitarrist und Bassist mit auf die Bühne gestellt. Dafür kann Lopez im Gegenzug auf die Musiker von Calexico zurückgreifen für seinen Auftritt. Die Verbindungen sind nämlich enger als zunächst vermutet. Calexico-Schlagzeuger John Convertino hat auch das vorliegende "Tidal" eingetrommelt, auch Sergio Mendoza ist zu hören. Brian Lopez hat für seine neue Platte einmal kräftig im Freundeskreis gewildert, um seinen Songideen die Tiefe der Wüste einzuhauchen. Schließlich ist "Tidal" noch ein Produkt der Corona-Pandemie, und alle Musiker hatten Zeit für die Aufnahmen.

Dass Corona auch zu einem kleinen Glücksfall führen kann, zeigt eine Verbindung, die es zu normalen Zeiten so wohl nicht gegeben hätte: der stärkste Song "Road to Avalon", ein Duett zwischen KT Tunstall und Brian Lopez. Daneben besticht die Scheibe mit intimen Geschichten wie "Black mountain" und "3000 stories", minimalistisch instrumentiert, aber genau deshalb wunderbar ausdrucksstark. Überhaupt hat Lopez im Laufe der Jahre den eigenen Sound immer mehr reduziert, sodass ein Bläsersatz mit Klavier und Geige in "Looking glass" richtig knallt. Dabei wechselt er zwischen Konzert- und E-Gitarre, gerade so, wie es der Song erfordert und zaubert ein jangeliges "Face to face" oder den Mariachi-Blues "Like a virus". Die Nähe zu Calexico ist einfach nicht zu verleugnen.

Insofern werden schnell Vergleiche herangezogen, "Tidal" ist aber mit "El Mirador" überhaupt nicht in eine Reihe zu stellen. Dominieren bei Calexico üppige Flächen im Arrangement, führt Brian Lopez hier bestens fort, was er schon auf seinen ersten drei Alben am besten konnte: als Singer-Songwriter ab und zu zur Jazzmaster zu greifen, aber ansonsten auf der Konzertgitarre Fingerpicking auf seine eigenen Kreationen anzuwenden und seine glockenklare Stimme durch den Raum zu werfen. Dieser Kontrapunkt macht den Reiz von "Tidal" aus, der Staub Arizonas ist immer noch da, aber im Licht sieht man ihn auch fein in der Luft stehen.

(Stephan Dublasky)

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Highlights

  • 3000 stories
  • Road to Avalon
  • Black mountain

Tracklist

  1. 3000 stories
  2. Like a virus
  3. Road to Avalon
  4. Black mountain
  5. Margot Kidder
  6. Looking glass
  7. Face to face
  8. Magic
  9. All souls
  10. Psilocybin dream

Gesamtspielzeit: 36:20 min.

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Armin

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2023-11-22 22:00:49 Uhr - Newsbeitrag
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