Dylan LeBlanc - Coyote
ATO / [PIAS] Cooperative / Rough Trade
VÖ: 20.10.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Durch die Nacht
Man kann sich sehr gut vorstellen, wie Dylan LeBlanc als Kind stets aufmerksam und oft aufgeregt dem musikalischen Schaffen seines Vaters folgte. Wie der auf zumeist kleineren Bühnen auftrat, im Studio mit anderen zusammenarbeitete und dabei vermutlich auch den Nachwuchs zwischendurch mit kreativen Hinweisen beschenkte. Die Inspiration aus dem familiären Umfeld hinterließ jedenfalls Spuren beim kleinen Dylan, der schließlich selbst zum Instrument und Mikrofon griff. Zunächst noch als Mitglied verschiedener Bands, später dann als Solokünstler schlug LeBlanc den Weg in Richtung Vollzeitmusiker ein. 2010 veröffentlichte er sein Debütalbum "Paupers field", und über die Jahre spielte er sich mit großer Klasse in ein überaus namhaftes Umfeld. Auftritte mit Alabama Shakes, Calexico und sogar Bruce Springsteen waren der verdiente Lohn für seine unbestrittenen Qualitäten. "Coyote" ist sein inzwischen fünftes Soloalbum, und es zeigt den US-Amerikaner in gewohnt blendender Verfassung.
Den Opener "Coyote" stellt LeBlanc gleich zu Beginn seines über 50-minütigen Roadtrips vor. "My name is Coyote / I'm gonna cross that border town", singt er dort und taucht gemeinsam mit der Zuhörerschaft in ein Konzeptalbum ein, das nach eigener Auskunft mindestens halbbiografisch angehaucht ist. Auf dem es um das Umherstreichen, das Weiterziehen und niemals Ankommen geht. Und auf dem er wieder einmal sein breites Repertoire abruft. Darf man im Titeltrack noch am knisternden Lagerfeuer Platz nehmen, trägt die Schwerelosigkeit von "Closin' in" die um ihn Sitzenden einfach mit davon. Streicher untermalen das fein austarierte Stück und sorgen für eine durchaus melancholisch zu nennende Stimmung, die das Album auf seiner gesamten Länge immer wieder einschlägt. Der Mittdreißiger legt dabei eine Präzision an den Tag, die anderen erst nach einer deutlich längeren Karriere gelingt.
Die moderne Ausprägung des Americana hält auch in der Folge das hohe Niveau. Die ruhigeren Passagen dominieren, "Dark waters" sei als Beispiel aus dem starken Auftakt-Trio genannt. Später könnte der Titel "Hate" von harschen Tönen künden, doch inhaltlich herrscht der Gedanke der Versöhnung vor: "What a wonderful world for me / When I play it straight / Live in perfect harmony / You better stay away from hate." Hier kämpfen sich mehr und mehr die Gitarren ans Licht, ein eher rauer musikalischer Charme übernimmt das Ruder. "Wicked kind" setzt in Sachen Tempo gegen Ende noch einen drauf und bringt erfrischende Abwechslung in das ohnehin zu keiner Zeit eintönige Album. "The crowd goes wild" wagt funky Experimente, bevor "The outside" ein fulminantes Ende markiert. "They spent the night on a West Coast highway", singt LeBlanc, der zum ersten Mal ein Album komplett eigenständig produziert hat, uns hier entgegen, und man setzt sich wirklich gerne einfach dazu und reist mit ihm durch die Nacht.
Highlights
- Closin' in
- Hate
- The outside
Tracklist
- Coyote
- Closin' in
- Dark waters
- Dust
- Forgotten things
- No promises broken
- Stranger things
- Hate
- Wicked kind
- Telluride
- Human kind
- The crowd goes wild
- The outside
Gesamtspielzeit: 53:01 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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kingsuede Postings: 4460 Registriert seit 15.05.2013 |
2023-12-05 21:35:31 Uhr
Ich hatte einst das Debüt rezensiert. Das neue ist an mir vorübergegangen. |
Obrac Postings: 2522 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-12-05 19:41:12 Uhr
Ich finds auch cool. Hatte tatsächlich schon ewig nichts mehr von ihm gehört. Die neue klingt schon sehr nach seinen früheren Sachen, was man aber nicht negativ sehen muss. |
Grizzly Adams Postings: 5631 Registriert seit 22.08.2019 |
2023-12-05 18:10:48 Uhr
Ist vermutlich das letzte Album in diesem Jahr, das mich einnimmt. Die 5-7, die ich verpasst habe und erst nächstes Jahr bemerke, mal ausgenommen. ;-)Wie Torben schreibt: ganz reife Leistung in puncto Arrangement und Produktion. Wunderbar fluffiges Americana-Album. Sehr schön eingesungen. Das leicht Kantige oder Erdige am Americana-Sound, das häufig dieses Genre ausmacht, fehlt hier natürlich. Aber dem gesamten Album keineswegs. Erste Referenz wären fr mich The Eagles. Bin sehr angetan. Und: Manchmal erinnert mich die Stimme ein wenig an Manchester Orchestra, oder?! |
Takenot.tk Postings: 2185 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-11-30 10:52:10 Uhr
Auch live wirklich, wirklich gut (in Berlin vergangenes Wochenende). Ein schönes Album mit leichter Länge im letzten Drittel. |
Grizzly Adams Postings: 5631 Registriert seit 22.08.2019 |
2023-11-26 01:53:14 Uhr
Hach. Wie schön das Album das Album doch ist. 8/10 auf jeden Fall gerechtfertigt. |
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Referenzen
Emmylou Harris; The Low Anthem; The Felice Brothers; Bob Dylan; The Band; Neil Young; Crosby, Stills, Nash & Young; The Mynabirds; The Wooden Sky; Ray LaMontagne; M. Ward; The Court & Spark; Poco; Roky Erickson With Okkervil River; Bonnie 'Prince' Billy; Matt Sweeney; The Avett Brothers; Jerry Lee Lewis; Micah P. Hinson; The Tallest Man On Earth; Eels; Stornoway; Villagers; Cherry Ghost; Mark Olson; The Jayhawks; The Creekdippers; Steve Earle; Calexico; Lambchop; Aretha Franklin; Nina Simone; Willie Nelson; Gram Parsons; The Flying Burrito Brothers; The Beau Brummels; The Incredible String Band; Paul Simon; Simon & Garfunkel; The Rolling Stones; Lyle Lovett; Ryan Adams; Whiskeytown; Ron Sexsmith; Alasdair Roberts; James Yorkston; Findlay Brown; William Fitzsimmons; Vic Chesnutt; Castanets; The Mountain Goats; Wovenhand; Ed Harcourt; Bill Callahan; Smog; Fleet Foxes
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