The Struts - Pretty vicious
Big Machine / John Varvatos
VÖ: 03.11.2023
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Highway to hell
Ein Snickers ist ein klassischer Schokoriegel, und jeder ordnet ein Snickers sofort unter "Schokoriegel" ein. Das vierte Album der englischen Band The Struts, "Pretty vicious", ist richtig klassischer Rock 'n' Roll, und man ordnet die Platte sofort unter "Rock 'n' Roll" ein. Denn bereits der Opener, "Too good at raising hell", gibt den Prototyp eines Rocksongs ab. Und er liefert zugleich die Schablone für den Aufbau aller weiteren Stücke auf dem Longplayer: E-Gitarre, Bass, Vocals und Drums kombiniert mit der althergebrachten Rocksongstruktur (also Intro-Strophe-Refrain-Strophe-Refrain ..., teils mit Brücken verbunden, plus das obligatorische Gitarrensolo). Track Nr. 1 geht dementsprechend mit einem schönen Riff als Intro los, ehe das Schlagzeug mit Gitarrenbegleitung einsetzt und die erste Strophe rotzig-cool gesungen wird, um von dem catchenden Refrain abgelöst zu werden. Inhaltlich geht es um das süße Höllenleben eines Rock 'n' Rollers: Luxus und Sex auf der einen Seite, "But (..) still bored to death / (…) getting too good (…) at raising hell" auf der anderen Seite. Das Ganze wird im dazugehörigen offiziellen Musikvideo lustig veranschaulicht. Genauer kann man dem Bauplan für klassische Rocknummern nicht folgen.
"Es ist mit Abstand das Beste, das wir je gemacht haben. Es ist die Platte, auf die jeder gewartet hat", tönte Leadsänger Luke Spiller. Dieses Eigenlob muss man nicht teilen: "Pretty vicious" kommt dem Sound bekannter Größen aus den USA oder England zwar sehr nah, wirkt aber wie ein gelungener Nachbau ohne Innovation. Die Originalität in der Songkonstruktion und die raue Unangepasstheit sind der Band abhandengekommen, und das ist ein Verlust. Zum Vergleich: Etliche Tracks des Debütalbums "Everbody wants" von 2016 sind roher, kreativer, abwechslungsreicher, s dass die Platte frisch und nicht nach schon hundertmal dagewesen klingt (Songbeispiele dazu: "Kiss this" oder "Could have been me").
Dennoch kann man das neue The-Struts-Werk nicht als angepasst schlechtreden, denn dafür bietet es zu viele sehr gelungene Rocksongs (wenn auch nach überlieferter Bauart). Um drei davon zu beschreiben: Der namensgebende Track "Pretty vicious" handelt von der geheimnisvollen Anziehungskraft hübscher, aber bösartiger Frauen, wird cool gesungen und bietet wunderschöne einprägsame Gitarrenriffs. "Do what you want", ein melodiöses Stück, wird so ausgelassen und gut gelaunt performt, als hätten The Struts mit dieser Nummer einfach nur Spaß. Das Highlight: "Rockstar": Ein schönes Riff, starkes Schlagzeugspiel, der Refrain ein Hook und der Abschluss schön laut. So geht good old Rock 'n' Roll!
Highlights
- Pretty vicious
- Rockstar
- Do what you want
Tracklist
- Too good at raising hell
- Pretty vicious
- I won't run
- Hands on me
- Do what you want
- Rockstar
- Remember the name
- Bad decisions
- Better love
- Gimme some blood
- Somebody someday
Gesamtspielzeit: 44:42 min.
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