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Sorcerer - Reign of the reaper

Sorcerer- Reign of the reaper

Metal Blade / Sony
VÖ: 27.10.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Geschichtenerzähler

Am 23. Oktober 2010 wurde in Würzburg Metal-Geschichte geschrieben. Allein, so richtig weiß das kaum noch jemand. Doch jener Tag markierte den weltweit ersten Auftritt einer Band, die vollständig maskiert auftrat und die bürgerlichen Namen der Musiker vor der Öffentlichkeit geheim hielt, mit ihrem Okkult-Hardrock in der Schnittmenge von Blue Öyster Cult und Mercyful Fate allerdings selbst als Festival-Opener begeistern konnte. Die Rede ist vom damals zum vierten Mal ausgerichteten Festival "Hammer of Doom", und bei jener Nachwuchsband handelte es sich natürlich um Ghost. Und weil der Festival-Macher Oliver Weinsheimer mit seinem Team schon einmal dabei war, wartete weiter oben im Billing noch eine weitere Sensation – nämlich die Reunion von Sorcerer, die bis dato nur zwei Demo-Tapes veröffentlicht hatten. Schlappe 20 Jahre vor diesem Auftritt ...

Denn die Schweden, angefeuert von den Reaktionen des offensichtlich überaus fachkundigen Publikums, wagten endlich den nächsten Schritt und begannen fünf Jahre später mit ihrem Debüt-Album "In the shadow of the inverted cross" einen schwindelerregenden Aufstieg, während die damaligen Headliner Solitude Aeturnus längst wieder in der Versenkung verschwunden sind, aus der sie 2006 mit dem Album "Alone" und eben jenem Festival kurz aufgetaucht waren. Für Sorcerer hingegen ging der Triumphzug weiter bis zum bisherigen Höhepunkt des Schaffens, dem Album "Lamenting of the innocent" aus dem Jahr 2020. Insofern kann, ja muss das neue Album "Reign of the reaper" nur enttäuschend werden. Zumal der Vorgänger mit dem Titeltrack eine Hymne für die Ewigkeit aufweisen konnte. Doch heuer? Kein derart überragender Song.

Kleiner Scherz, natürlich. Richtig ist in der Tat, dass "Reign of the reaper" nicht mit dem einen Überhit aufwarten kann, der alles andere in den Schatten stellt. Die Geschlossenheit, die Hitdichte ist dafür umso höher. Der Opener "Morning star" beginnt beispielsweise – wie könnte es im Genre auch anders sein – als Verbeugung vor den Übervätern Black Sabbath, schwingt sich aber vor allem durch den herausragenden Gesang von Anders Engberg in die epischen Regionen auf, die die Legenden aus Birmingham vor allem mit ihrem damaligen Frontmann Tony Martin auf den Alben "Headless cross" oder "Tyr" erreichten – dass diese beiden Alben aus der Gründungszeit von Sorcerer stammen, dürfte allerdings tatsächlich nur Zufall sein.

Ganz und gar kein Zufall ist, dass die Skandinavier immer wieder mitreißende Hooks einstreuen, die die machtvolle Epik kurz vor der Theatralik einbremsen, wodurch beispielsweise "Thy kingdom will come" zu einem waschechten Headbanger wird. Und mit Textzeilen wie "Hear the trumpets sound the call / And you shall be the keepers of the light / Thy kingdom will come" daran erinnert, dass Manowar einst mit Alben wie "Into glory ride" Vorreiter des Epic Metal waren, bis sie zu ihrer eigenen Karikatur wurden. Überhaupt leugnen die Schweden keineswegs ihre Einflüsse, zitieren mit "Eternal sleep" sehr gekonnt Black Sabbaths "Children of the sea" und greifen bei "The underworld" gar kurz in die Riffkiste von Mercyful Fate. Dermaßen geschickt eklektisch, dabei wuchtig, episch und mitreißend hat man Sorcerer, hat man auch die ganz große Garde des Genres wie Candlemass selten gesehen – da sei dann auch das arg banale "Unveiling blasphemy" verziehen. In diesem Jahr werden Sorcerer wieder auf dem "Hammer of Doom"-Festival spielen. Nur nicht mehr als Überraschung, sondern als Headliner. Und "Reign of the reaper" könnte diesen Anspruch nicht deutlicher machen. Insofern sei den Organisatoren nach wie vor Dank geschuldet. Und aus Ghost ist ja auch ein bisschen was geworden.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Reign of the reaper
  • Thy kingdom will come
  • The underworld

Tracklist

  1. Morning star
  2. Reign of the reaper
  3. Thy kingdom will come
  4. Eternal sleep
  5. Curse of Medusa
  6. Unveiling blasphemy
  7. The underworld
  8. Break of dawn

Gesamtspielzeit: 47:13 min.

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Armin

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2023-11-08 21:59:28 Uhr - Newsbeitrag
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