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Smile - Price of progress

Smile- Price of progress

Siluh / Cargo
VÖ: 13.10.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Wir und 'n Appelkorn

"In Albuquerque in den Flieger, nonstop nach Köln / Bonn. Im Parkhaus steht ein Auto für die Fahrt nach Alfter. Und kein Wort zu keinem Menschen!" So oder so ähnlich hätten die Rückreise-Instruktionen für die Tiefbauarbeiter lauten können, nachdem diese in "Better call Saul" ein unterirdisches Metamphetamin-Labor hoch- oder vielmehr runtergezogen hatten. Tatsächlich handelt es sich aber um die Route, die Rubee True Fegan 2015 zwecks Stipendium von New Mexico ins Rheinland nahm. Die Klappe halten konnte die damals 19-Jährige und in der DIY-Punk-Szene sozialisierte Multimedia-Künstlerin allerdings noch nie – und gründete bald nach Ankunft mit Gleichgesinnten eine Band, aus der nach dem Umzug Richtung Domstadt schließlich Smile wurden. Und da Fegan in ihrer Muttersprache singt, hieß die erste Single "I hate it here" statt "Woanders is' auch scheiße".

Wobei man den Begriff Singen differenzieren muss: Für Smiles bassig grummelnden, verkanteten Post-Punk und Indie-Rock mit leichten Riot-Grrrl-Anklängen beschränkt sich die Amerikanerin oft auf eine Art Spoken-Word-Deklamation in lakonischem bis verächtlichem Tonfall, für den das Englische das Wort "deadpan" kennt. Will heißen: die Dinge möglichst ungerührt und mit demonstrativem resting bitch face kommentieren, wie es auch Florence Shaw von Dry Cleaning zu tun pflegt. Smile jedoch haben jenen gegenüber mehrere entscheidende Vorteile: knallige, bohrende Songs, so präzise wie detailfreudige Gitarrenarbeit und einen infektiösen Drive, der mehr vermag, als vornehmlich die Staffage für eine exaltierte Frontfrau bereitzustellen. Heißmangel statt chemische Reinigung sozusagen. Kein Wunder, wenn man ein ums andere Mal ins Schwitzen gerät.

Es gibt schließlich Bekömmlicheres – zum Beispiel das "Herrengedeck", ein regional beliebtes Arrangement aus Bier und Korn. An der Theke ein todsicherer Blaumacher, bei Smile der sehnigste Hit, den man von tanzbarem Uptempo und fingerfertigem Saitengezwirbel erwarten kann. Im swingenden kleinen Punkrocker "Doohickey" stattet Fegan gar ihrer Oma einen Besuch ab, die sich ähnlich zänkisch gibt wie die Band ihrer Enkelin auf "Price of progress". Für düsteres Brüten bleibt wenig Zeit – allenfalls in "Produce", einem bizarren Hörbild zwischen Beziehungs-Ruin und Lebensmittel-Sex, der fast die wirren Albtraum-Vertonungen der längst vergessenen – aha – Bonner Art-Popper Subversion 23 übertrifft. Darauf einen guten Schluck – wir nehmen noch 'ne Runde. Und dieses Album gleich dazu. Das kann man nämlich zum Glück nicht nur einmal trinken.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Dog in the manger
  • Stalemate
  • Herrengedeck
  • Doohickey

Tracklist

  1. Dog in the manger
  2. Säge
  3. Commuter
  4. Stalemate
  5. Machine dreaming
  6. Produce
  7. Herrengedeck
  8. Protection
  9. Doohickey
  10. Hungry ghosts

Gesamtspielzeit: 35:56 min.

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Armin

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Registriert seit 08.01.2012

2023-11-08 21:59:10 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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