Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Bad Bunny - Nadie sabe lo que va a pasar mañana

Bad Bunny- Nadie sabe lo que va a pasar mañana

Rimas / The Orchard
VÖ: 13.10.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Back to the Trap

Seit Bad Bunny zum Weltstar wurde, fehlt noch ein richtiges Rap-Album. Der wichtigste Vertreter des Latin Traps – wenn man's denn noch so nennen will – ist längst größer als sein ursprüngliches Genre und so langsam auch abseits spanischsprachiger Länder oder der Latino-Community von Nordamerika eine große Nummer. Als derzeit erfolgreichster Spotify-Künstler der Welt, neuer Freund von Kendall Jenner und gar nicht mal so untalentierter Gast-Wrestler beim Marktführer WWE schwimmt Benito Ocasio auf einer profitablen Erfolgswelle. Nachdem der Vorgänger "Un verano sin ti" als buntes Party-Album abermals zig Rekorde brach, werden nun die Sehnsüchte langjähriger Fans endlich wieder bedient. Denn "Nadie sabe lo que va a pasar mañana" überzeugt als waschechtes Rap-Homecoming, das heißt: deutlich weniger Reggaeton und Pop-Experimente, dafür mehr Bass, Hi-Hats, Drill-Elemente und Jersey-Club-Sound. Das Ergebnis klingt tatsächlich sehr angenehm nach der Zeit des Durchbruchs um 2016, nur eben mit besserer Produktion und noch größerer Erhabenheit.

Im längeren Intro "Nadie sabe" erleben wir das bei großen Rappern zu gut bekannte Syndrom der Superstar-Isolation, dazu nachdenkliche Orchesterakkorde, einen Chor, epische Instrumentals und warme Worte für die Fans, die er bestmöglich unterhalten möchte, als erklärtes Hauptmotiv. Doch obwohl dieses Album bewusst nach seinen Anfängen klingt, bleibt Ocasio seinem Prinzip für die so richtig erfolgreichen Tracks ebenso treu. Unüberhörbar ist das bei der Lead-Single "Where she goes", schon nach den ersten Sekunden einer dramatischen Melodie, gefolgt von Uptempo-Beats, immer im Wechsel. Mit tiefer Gesangsstimme unterbricht Bad Bunny seine eigenen Fuckboy-Strophen auf der Dembow-Tanzfläche, so fesselnd inbrünstig, dass man die Sehnsucht ohne jede Kenntnis in Spanisch versteht. Weniger melodramatisch oder tanzbar, dafür musikalisch mindestens genauso stark klingt "Monaco". Durch ein Sample des Chansonniers Charles Aznavour, Formel-1-Namedropping (Max Verstappen, Sergio "Checo" Pérez) und einen mehr als erlesenen Beat unterstreicht Ocasio mit viel Flex bei Lyrics und Produktion seine derzeitige Ausnahmestellung.

Hier und da könnte es etwas mehr thematische Abwechslung geben, was nicht heißt, dass es ausschließlich um Sex und Selbstinszenierung geht. Wer den Puerto Ricaner etwas verfolgt, kennt seine größten Talente, allen voran das Gespür für Song-Strukturen auf zig verschiedenen Spuren (Paradebeispiel: "Acho PR"). So ist man auch von plötzlichen Stilbrüchen mitten im Song nicht mehr überrascht, doch es ist immer wieder geschickt inszeniert, mit Liebe fürs Detail wie bei "Telefono nuevo". Eingeleitet durch nostalgische Stimmung sphärischer Synths erleben wir einen dankbaren Bad Bunny voller Melancholie, ehe ein plötzlicher Taktwechsel den aggressiven Part von Luar La L plötzlich eröffnet. Ab hier leiten düstere Bässe und Rap statt Singsang ein Highlight der gesamten Platte ein, von den durchweg gelungenen Feature-Tracks überzeugt dieser am meisten. Mit dem kurzen Closer "Un preview" gibt es nur einmal wirklich Reggaeton zu hören, gleichzeitig die zweite Single und namentlich durchaus als Hinweis zu verstehen, dass uns in Zukunft wieder mehr Chiptune-Melodien und Dancehall erwarten. Bis dahin können sich Rap-Fans, unabhängig der Muttersprache, über ein sehr rundes fünftes Solo-Album dieses einzigartigen Künstlers freuen, der in Deutschland leider immer noch etwas verschlafen wird.

(Maximilian Baran)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Nadie sabe
  • Monaco
  • Telefono nuevo (feat. Luar La L)
  • Where she goes

Tracklist

  1. Nadie sabe
  2. Monaco
  3. Fina (feat. Young Miko)
  4. Hibiki (feat. Mora)
  5. Mr. October
  6. Cybertruck
  7. Vou 787
  8. Seda (feat. Bryant Myers)
  9. Gracias por nada
  10. Telefono nuevo (feat. Luar La L)
  11. Baby nueva
  12. Mercedes carota (feat. Yovngchimi)
  13. Los pits
  14. Vuelve candy B
  15. Baticano
  16. No me quiero casar
  17. Where she goes
  18. Thunder y lightning
  19. Perro Negro
  20. Europa
  21. Acho PR (feat. Arcángel, De La Ghetto & Ñengo Flow)
  22. Un preview

Gesamtspielzeit: 81:05 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27190

Registriert seit 08.01.2012

2023-11-08 21:57:15 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify