The Third Mind - The Third Mind 2

Yep Roc / Bertus
VÖ: 27.10.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Freispiel
Warum nicht einfach am bewährten Muster festhalten? Das mögen sich die Mitglieder von The Third Mind gedacht haben, als sie mit den Arbeiten am Nachfolger zu ihrem selbstbetitelten Debüt aus dem Jahr 2020 begannen. Das Konzept beim Erstling: Tief in die Musikhistorie eingraben, eher Unterschätztes beziehungsweise längst Verschollenes ans Licht holen und neu interpretieren. Besonders wichtig: keine größeren Vorgaben, viel Spontaneität. Mehr als drei Jahre später legt das Bandprojekt den nächsten Streich vor: "The Third Mind 2" lautet der schlichte Titel der Platte, auf der wieder sechs Songs herrlich ausufernd vorgetragen und ohne strenge Regularien genussvoll in Szene gesetzt werden. Und noch ein Element blieb dasselbe: Fünf der Stücke sind Neuauflagen von Fundstücken aus der musikalischen Vergangenheit, nur ein Song wurde frisch geschrieben.
Los geht es mit "Groovin' is easy", dessen Titel im Grunde das Grundkonzept von The Third Mind stimmig einfängt. Ab ins Studio, Instrumente in die Hand, Tonart festlegen und: losgrooven. Das klingt einfacher, als es ist, denn die Abwesenheit von Regeln darf bei allem Freigeist nicht im Chaos enden. Dieser ursprünglichen Idee der beiden Bandgründer Dave Alvin und Victor Krummenacher schlossen sich wie schon beim ersten Streich erneut Michael Jerome, David Immerglück und Jesse Sykes gerne und mit Freude an. "Groovin' is easy" zeigt das Quintett unmittelbar in Bestform, wenn es den einst von Michael Bloomfields Electric Flag eingespielten Song aus den späten Sechzigerjahren mit ganz neuen Facetten versieht. Diese Epoche liefert den fünf musikalischen Schatzsucher*innen noch weitere Quellen. "Why not your baby" zum Beispiel von Dillard & Clark, das ebenso durch die Zeitmaschine gejagt wird wie "In my own dream" von The Butterfield Blues Band. Wer? Genau: Kennen die Wenigsten, die fast schon archäologische Freilegung durch The Third Mind klingt aber absolut verdient.
Das folgende "Tall grass" wiederum ist dann tatsächlich eine Eigenkomposition, die extra für den Zweitling arrangiert wurde. Alvin und Sykes schrieben das knapp neunminütige Stück gemeinsam und beweisen, dass sich ihre reichhaltigen Ideen von heute mühelos in die Neuinterpretationen vorhandener Songs einreihen. Die eher übersehenen respektive unbekannten Funde werden auf "The Third Mind 2" übrigens angereichert durch einen Titel, der sich tatsächlich damals im Glanz des Erfolgs sonnen durfte: "Sally go 'round the roses". Satte 60 Jahre hat der 1963 veröffentlichte Song von The Jaynetts im Moment seiner Wiederentdeckung auf dem Buckel. Bis auf den zweiten Platz der Billboard-Charts stieg er einst empor, letztlich blieb es aber ein klassisches One Hit Wonder. Es ist einfach ein großer Spaß, den fünf versierten Künstler*innen zuzuhören, und es ist mühelos vorstellbar, was für eine Freude ihnen dieses freie Spiel ganz im Sinne von Miles Davis einmal mehr gemacht haben muss. Wenn wir The Third Mind als eine Art Chronist*innen der Vergessenen begreifen möchten, dann folgen hoffentlich noch viele weitere Kompilationen dieser Art.
Highlights
- Groovin' is easy
- In my own dream
Tracklist
- Groovin' is easy
- Why not your baby
- In my own dream
- Tall grass
- Sally go 'round the roses
- A little bit of rain
Gesamtspielzeit: 46:45 min.
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Referenzen
Neil Young & Crazy Horse; Crosby, Stills, Nash & Young; Grateful Dead; Buffalo Springfield; The Band; The 13th Floor Elevators; Jefferson Airplane; Grace Slick; The Jimi Hendrix Experience; The Velvet Underground; The Dream Syndicate; The Allman Brothers Band; The Paul Butterfield Blues Band; Jesse Sykes & The Sweet Hereafter; Monks Of Doom; Fred Neil; Bonnie Dobson; Fairport Convention; John Hiatt; Richard Thompson; Camper Van Beethoven; All Them Witches; The Black Keys; The Black Angels; X; Cracker; The Blasters; Counting Crows; Better Than Ezra; Lee Ranaldo; The Flaming Lips; U2; Ennio Morricone; Miles Davis; Alice Coltrane; Electric Flag; Fred Neil; The Jaynetts; Dillard & Clark; The Butterfield Blues Band
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