Endseeker - Global worming

Metal Blade / Sony
VÖ: 27.10.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Danke für die Blumen
Es wird wohl noch lange dauern, bis sich Konzertveranstalter und Bands von den Nachwirkungen der Pandemie auf den Live-Sektor erholt haben werden. Einige stellten ihre Aktivitäten komplett ein, andere versuchten, aus der Not eine Tugend zu machen – mit bisweilen denkwürdigen Auftritten. Am 16. Juli 2021 beispielsweise konnten Endseeker einen der wohl skurrilsten Auftritte ihrer Karriere verbuchen. "Revolt! Goes Planten un Blomen" nannte sich die Veranstaltung, ein Mini-Festival mit vier Hamburger Bands an einer der wohl Metal-untypischsten Locations, die die Hansestadt zu bieten hat: die Freilichtbühne im wunderschönen Park "Planten un Blomen" mitten in der Stadt. Jeweils 25 Minuten Spielzeit, fünf Minuten Umbaupause, dazu die übliche Abstands-, Sitzplatz- und Maskenpflicht – da sollte man als Band auf den Punkt kommen. Und Endseeker nutzten als Headliner die Gelegenheit und rissen die Bude nach allen Regeln der Kunst ab – würden die Hanseaten nicht dem Urtyp schwedischen Death Metals frönen, sondern die niederländischen Genre-Kollegen wie Asphyx bevorzugen, der Begriff "Tulpenschlächter" hätte an diesem Abend eine neue Dimension bekommen.
Dummerweise sollte dies eine der wenigen Gelegenheiten sein, an denen die Hamburger ihr kurz zuvor erschienes Album "Mount Carcass" präsentieren konnten. Was einerseits angesichts der herausragenden Qualität der Platte höchst bedauerlich ist, der Band aber durch besagte Irrungen und Wirrungen einige Festival-Slots bescherte, die sonst wohl unerreicht geblieben wären. Und doch scheint sich bei der zügigen Rückkehr in den Proberaum eine ganze Menge Aggressionspotenzial angestaut zu haben. Denn das vierte Studioalbum "Global worming" holzt im ersten Durchlauf dermaßen kompromisslos über die Zuhörer hinweg, dass man sich nach 35 intensiven Minuten zunächst einmal fragt, woher denn der Bus kam, der einen eben gerade überfahren hat. Oder um im floralen Bild zu bleiben: Holla die Waldfee.
Zunächst einmal reden wir glücklicherweise von "kompromisslos" und nicht von "humorlos", denn der Opener nimmt zwar die Apokalypse vorweg – jedoch mit den titelgebenden Wirbellosen als Ursache. Nicht ganz Cannibal Corpse, aber hinreichend abgefahren, sodass man das breite Grinsen des mit einer bemerkenswerten Mimik gesegneten Frontmanns Lenny Osterhus permanent vor dem geistigen Auge behält. Kompromisslos aber vor allem dadurch, dass Endseeker nach wie vor die schwedischste Death-Metal-Band außerhalb Schwedens bleiben. Das bedeutet zum einen, dass das gute alte Effektgerät "HM-2" oder zumindest dessen Emulator Schwerstarbeit leisten muss. Zum anderen aber auch, dass die Songs gnadenlos auf den Punkt geknüppelt sind, wie der Titeltrack oder "Our only life" eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Endseeker wären aber niemals dem Underground entwachsen, wenn sie sich dauerhaft in der Komfortzone der Schnittmenge zwischen den allgegenwärtigen Dismember und den von der Band so geschätzten Entombed aufhielten. Denn nach dem Ohrenklingeln des ersten Durchgangs tauchen sie plötzlich auf, diese kleinen Perlen. Da ist der Refrain von "Terror". Dort der fiese Groove des schleppenden "Hell is here". Und vor allem der höchst effiziente Rausschmeißer "Nemesis", der plötzlich brutalst abbremst und den Sound in Richtung Doom schiebt. Natürlich mag es für manchen einigermaßen gestrig erscheinen, wenn eine Band einen Stil verfolgt, der vor 30 Jahren seine Blütezeit erlebte. Doch wenn zahlreiche schon damals zu Recht vergessene NWOBHM- oder US-Metal-Bands immer noch fröhliche Urständ feiern, dann darf der damals "Elchtod" genannte Sound erst recht legitim bleiben. Und so manche Truppe in Göteborg oder Stockholm wäre damals heilfroh gewesen, wenn sie jemals das Niveau von Endseeker erreicht hätte. Wenn auch nur für 25 Minuten im Blumengarten.
Highlights
- Global worming
- Terror
- Nemesis
Tracklist
- Global worming
- Hell is here
- Violence is gold
- Wheel of torture
- C.B.V.
- Terror
- Hanging gardens
- Our only life
- Nemesis
Gesamtspielzeit: 35:55 min.
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Referenzen
Entombed; Entombed A.D.; Dismember; Bloodbath; Grave; Unleashed; Firespawn; Baest; Deserted Fear; Soul Grinder; Lik; At The Gates; Dark Tranquillity; Hypocrisy; Vomitory; Edge Of Sanity; Death Breath; Asphyx; Pestilence; Gorefest; Hail Of Bullets; Benediction; Vallenfyre; Strigoi; Dååth; Death; Morbid Angel; Obituary; Cannibal Corpse; Massacre; Vader; Hate; Possessed; Malevolent Creation; Benediction; Bolt Thrower; Memoriam; Amon Amarth; Arch Enemy
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