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Egyptian Blue - A living commodity

Egyptian Blue- A living commodity

Yala! / Virgin / Universal
VÖ: 27.10.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Wilde Energie

In der britischen Band Egyptian Blue steckte eine gehörige Portion Energie, als sie ihrer ersten EP "Collateral damage" aus 2019 im Folgejahr die zweite namens "Body of itch" folgen ließ. Zwischendrin waren die jungen Herren gemeinsam mit The Murder Capital auf Tour und hatten vor allem eines: Bock auf mehr. Doch die wilde Entschlossenheit, nun amtlich durchzustarten und das erste komplette Studioalbum einzuspielen, wurde durch die sattsam bekannte Pandemie zum Erliegen gebracht. Wer zu einem solch frühen Zeitpunkt der Entwicklung derart radikal ausgebremst wird, muss aufpassen, nicht zum Kollateralschaden widrigster Umstände zu werden. Resignation aber war nicht das, was auf dem Menüplan des Quartetts stand. Die zuvor aus der Kleinstadt Colchester im Norden Londons nach Brighton umgezogenen Musiker tüftelten also weiter an den Stücken für den ersten Longplayer, überarbeiteten eigentlich bereits festgezurrte Songs und verfeinerten so ihren Klang. Am Ende der Arbeit steht "A living commodity", dem nicht nur höflicher Applaus, sondern durchaus eine größere Menge Respekt entgegengebracht werden sollte.

Egyptian Blue würde nie in den Sinn kommen, sich ihrer Materie mit Zurückhaltung zu nähern. Ganz im Gegenteil stehen sie mit dem Opener "Matador" direkt im Raum, bevor man überhaupt wahrnehmen kann, dass es geklopft hat. Mit feiner Präzision bearbeitet Schlagzeuger Isaac Ide sein Material, während die Gitarren eine charakteristische Klangspur einschlagen und Frontmann Andy Buss seine Mixtur aus Singen und Sprechen jederzeit stimmig darüberlegt. Textlich geht es beim wilden Ritt durch einen Kosmos, in dem einem mal Foals, mal Idles und auch mal Shame entgegenkommen, eher kryptisch zu – wer Spaß im Interpretieren hat, kommt jederzeit auf seine Kosten. "Matador" beispielsweise wählt diesen Einstieg: "Cathartic tears the seven seas / Set sail from my monstrosities / The stems in which your sorrow binds / And agony and pain in kind / Shot up into the aching sky / There's your answer. No reply." Alles klar? Nein, aber das macht ja nichts. Das vor sich hin brodelnde "Skin" verortet die Band tatsächlich eher in punkigen Gefilden, "Apparent cause" öffnet den Raum zum Durchatmen, später reißt "Suit of lights" das zuvor Aufgestapelte wieder ein. Dass auch zum lebhaften Ende hin keine Langeweile aufkommt, dafür sorgt ein starkes Abschlusstrio aus "To be felt", "Contain it" und "Geisha".

Die Jungs von Egyptian Blue werden, und damit schließt sich der Kreis zu den unüberhörbaren Einflüssen, von großen Namen protegiert. Nachdem die Landsleute von Foals den Vierer beispielsweise in der Londoner Olympiahalle vor sehr großem Publikum im Vorprogramm auftreten ließen, wurden sie kurzerhand für deren Europatour gebucht. Spätestens als sie dort vor rund 7.000 Menschen in Amsterdam aufgetreten sind, war ihnen laut Sänger und Gitarrist Andy Buss klar: Jetzt ist alles möglich. Und auch die Briten von Idles wurden auf Egyptian Blue aufmerksam und luden die Band auf die von ihnen kuratierte Bühne beim Glastonbury Festival ein. Die wilde Energie, die auf ihrem Debüt immer wieder herausbricht und die Erwartungshaltungen beim Hören ein ums andere Mal mit Freude niederstreckt, ist ohnehin wie für die Bühne gemacht. Egyptian Blue sind roh, im besten Sinne spannend und voller ungezügelter Energie. Bei ihren Förderern dürfen sie sich natürlich herzlich bedanken, hinter ihnen verstecken müssen sie sich dank dieses Erstlings aber keinesfalls.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • Matador
  • In my condition
  • Suit of lights
  • To be felt

Tracklist

  1. Matador
  2. Nylon wire
  3. Belgrade shade
  4. Skin
  5. In my condition
  6. A living commodity
  7. Apparant cause
  8. Suit of lights
  9. To be felt
  10. Contain it
  11. Geisha

Gesamtspielzeit: 35:59 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

saihttam

Postings: 2558

Registriert seit 15.06.2013

2023-11-16 12:04:53 Uhr
So weit kann ich bisher noch nicht gehen. The Murder Capital und Shame sind bei mir noch klar vorne.

Glufke

Postings: 787

Registriert seit 15.08.2017

2023-11-16 04:32:48 Uhr
Gerne :) ich finde diesen Bruch bei "Apparent Cause" auch sehr merkwürdig und deswegen ist das für mich auch der Schwachpunkt der Platte. Die ersten fünf Songs sind dafür bei mir noch weiter gewachsen, da passiert immer soo viel in knapp mehr als zwei Minuten. Das Titelstück läuft mittlerweile mindestens einmal am Tag, das ist safe in meinen Top 3 des Jahres. Bin gespannt, was da noch in Zukunft kommt, aber schon dieses Debüt gefällt mir wesentlich besser als die jeweiligen Platten von The Murder Capital oder den so gehypten Shame aus diesem Jahr.

saihttam

Postings: 2558

Registriert seit 15.06.2013

2023-11-16 01:43:43 Uhr
Ich kann das irgendwie noch nicht ganz einordnen. Nach dem hibbeligen Beginn kippt die Stimmung bzw. der Sound ab dem Titelstück ziemlich. Suit of Lights hat mich dabei gerade sehr positiv an die genialen Women erinnert, die ich immer noch sehr vermisse. Danach gehts dann wieder zurück zum Ausgangssound. Ich finde es daher etwas uneinheitlich, aber ich glaube ich mags trotzdem.

Ich bin übrigens durch Glufkes Tipp im Post-Punk-Thread auf sie aufmerksam geworden. Vielen Dank!

Herr Bohm

Postings: 16

Registriert seit 10.02.2022

2023-11-06 11:20:11 Uhr
Ich hätte sie nach dem ersten Hören auch fast weitergewinkt, aber dann konnte ich mich doch noch hinein finden. Und bei jedem weiteren Durchgang dachte ich: hat was! Höre die weiterhin sehr gerne. @myx: gerne :-)

myx

Postings: 5210

Registriert seit 16.10.2016

2023-11-05 22:40:21 Uhr
Sehr knackige Musik, überaus fesselnd, tendiere auch zu einer 8/10. Hätte ich ohne Plattentests nicht entdeckt, also Dankeschön.
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