Duran Duran - Danse macabre
BMG / Warner
VÖ: 27.10.2023
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Süßes und Saures
Die Institution des Weihnachtsalbums lässt bereits seit Bing Crosby und dem Anbeginn der Popmusikgeschichte saisonal sowohl Glöckchen als auch Kassen klingeln. Für andere Feiertage hat sich eine ähnliche Kommerzialisierung trotz Rolf Zuckowskis "Stups, der kleine Osterhase" niemals durchgesetzt. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel: Die New-Romantic-Veteranen von Duran Duran wagen nach über 40 Jahren Bandgeschichte ausgerechnet mit einer Halloween-Platte ihren ersten Ausflug ins anlassgebundene Geschäft und laden zu dieser musikalischen Party mit Andy Taylor und Warren Cuccurullo gleich zwei ehemalige Gitarristen ein. Denn anders, als der Albumtitel es andeutet, ist "Danse macabre" kein Totentanz, sondern eine exaltiert spaßige Mixtur aus neuen Songs, aufgefrischten Schätzen aus dem eigenen Repertoire und einigen fürs Halloween-Konzept sehr stimmigen Coverversionen.
An der Stelle könnten Fans nervös werden: Die Cover-Sammlung "Thank you", welche die Band 1995 im Fahrwasser ihres großen Comebacks mit "Ordinary world" und "Come undone" veröffentlicht hatte, gilt gemeinhin und leider nicht zu Unrecht als Totalausfall und wurde vom britischen Magazin Q einst gar zum schlechtesten Album aller Zeiten gekürt. Die Songs aus fremder Feder auf "Danse macabre" jedoch sind größtenteils gelungen: Mit Siouxsie And The Banshees' "Spellbound" und "Supernature" von Disco-Ikone Cerrone zollen Duran Duran mit hörbarer Spielfreude musikalischen Heldinnen und Helden ihrer Jugend Tribut, halten sich dabei jedoch recht eng an die Vorlagen. Ganz anders ist dies bei "Bury a friend", das Billie Eilishs unterkühltes Original erstaunlich erfolgreich mit vollem Bandsound zum Achtziger-Disco-Pop-Hit mutieren lässt. Die fast schon absurd theatralische, ganz dick aufgetragene Goth-Adaption von "Paint it black" wird hingegen sicherlich nicht nur Freunde finden. Ein wahres Highlight ist jedoch die ungeheuer funky und lässige Variante des eigentlich sakrosankten Talking-Heads-Klassikers "Psycho killer" mit großartigen Bass-Lines von John Taylor und Gaststar Victoria de Angelis von Måneskin.
Auch wenn die Titel entsprechendes Gruselpotenzial gehabt hätten, sind es aus der eigenen Diskografie erfreulicherweise etwas weniger offensichtliche Kandidaten als Hits wie "Hungry like a wolf" oder "The wild boys", denen Duran Duran hier eine Neuauflage spendieren. "Secret Oktober" war 1983 ursprünglich nur eine B-Seite zu "Union of the snake", allerdings unter Fans schon immer ein heimlicher Hit. Augenzwinkernd im Titel um ein "31st" ergänzt und etwas pompöser produziert, erhält der Song 40 Jahre verspätet endlich das wohlverdiente Plätzchen auf einem Album. Unter anderem dank Nick Rhodes' düster wabernden Synthieflächen war "Night boat" aus Duran Durans selbstbetiteltem 1981er-Debüt schon immer ein guter Soundtrack für neblige Herbstabende. Auf "Danse macabre" verliert der Song zwar im Titel sein Leerzeichen, gewinnt durch ein noch schwebenderes Arrangement jedoch an geisterhafter Atmosphäre. Ebenso, wie Andy Taylor für diese beiden Songs aus seiner Ära als Gitarrist der Band zurückkehrt, hören wir Warren Cuccurullo auf "Love Voudou", dem überaus gelungenen, abgründig groovenden Update des deutlich drögeren Originals von 1993.
Und die drei neuen Songs? Der auf den Dancefloor stampfende, treibende Titeltrack ist ein gleichermaßen mitreißender wie enervierender Ohrwurm samt ungut an Robbie Williams' "Rock DJ" erinnerndem Gaga-Sprechgesang und Zeilen wie "Zombie in the back room, nuns in the bed / Kids in Kiss make up, toastin' the bread." Eine herrlich (?) überzogene Albernheit, die im Kontext einer Halloween-Party noch nicht einmal gar zu fehl am Platze scheint. Viel besser ist jedoch der mühelose Funk von "Black moonlight", bei dem Chic-Legende und Band-Freund Nile Rodgers in die Saiten greift und der auch auf einem Album von The Weeknd nicht aus der Reihe fallen würde. Den krönenden Abschluss bildet die ätherische und erhabene Ballade "Confession in the afterlife" mit einem croonenden Simon Le Bon in stimmlicher Bestform, die bedeutungsvoller und ernsthafter daherkommt als der größtenteils recht unbeschwerte Rest. Ebenso wie die durchschnittliche Ausbeute von Tür zu Tür gehender Kinder am 31. Oktober ist "Danse macabre" eine wilde und wundersame Mischung aus vielen Leckerbissen und manchen Obskuritäten. Happy Halloween!
Highlights
- Nightboat
- Psycho killer (feat. Victoria De Angelis)
- Confession in the afterlife
Tracklist
- Nightboat
- Black moonlight
- Love Voudou
- Bury a friend
- Supernature
- Danse macabre
- Secret Oktober 31st
- Ghost town
- Paint it black
- Super lonely freak
- Spellbound
- Psycho killer (feat. Victoria de Angelis)
- Confession in the afterlife
Gesamtspielzeit: 50:07 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Konsul Postings: 822 Registriert seit 06.04.2022 |
2023-11-02 22:38:42 Uhr
Das Album ist nach dem ersten Durchgang gar nicht so übel. Hab eigentlich schlimmes nach der ersten Single erwartet….. |
peter73 Postings: 3052 Registriert seit 14.09.2020 |
2023-11-02 14:15:43 Uhr
ups, ich hatte da eine 5/10 in erinnerung... das beste DD-album der letzten 2 jahrzehnte war und ist ohnehin "All You Need Is Now" |
octoberswimmer Postings: 58 Registriert seit 20.01.2022 |
2023-11-02 10:15:49 Uhr
Für "okay bis gut" ist die 6/10 schon die bestmögliche Wahl 😊 |
peter73 Postings: 3052 Registriert seit 14.09.2020 |
2023-11-02 08:18:09 Uhr
mindestens 1 punkt zuwenig. der titeltrack ist große klasse und die neuen interpretationen sind durch die bank auch ok bis gut. einzig das eilish-cover hätte man sich aber sparen können, soviel anbiederei haben DD nicht nötig |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27172 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-11-01 20:56:18 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Ultravox; Chic; Roxy Music; Spandau Ballet; ABC; Heaven 17; Simple Minds; Thompson Twins; The Human League; Adam Ant; Level 42; Robert Palmer; Johnny Hates Jazz; Alphaville; George Michael; Paul Young; The Cars; David Bowie; Blondie; Robbie Williams; The Killers; The Dandy Warhols; The Sounds; Arcadia; The Power Station
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