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Israel Nash - Ozarker

Israel Nash- Ozarker

Loose / Rough Trade
VÖ: 20.10.2023

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Heimwehman

Der Mittlere Westen der USA wird auch als Heartland bezeichnet. Wegen der zentralen Lage, aber auch, weil die hier aufgewachsenen Menschen sich dieser Gegend besonders verbunden fühlen, selbst wenn sie längst weggezogen sind. Wie Israel Nash, der das zugehörige Gebiet der Ozarks bereits 2006 in Richtung New York verließ und inzwischen in Texas sesshaft geworden ist. Die Heimat hat ihn jedoch nie losgelassen. Nicht nur, weil er dort die ersten 25 Jahre seines Lebens verbrachte, sondern auch, weil seine Familiengeschichte eng mit der Region verbunden ist. Davon erzählt er auf "Ozarker", seinem siebten Studioalbum.

Dabei geht es Nash nicht um eine romantische Verklärung, sondern um eine aufrichtige Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit, seinen Vorfahren und den Menschen dieser Gegend. Spätestens seit der erfolgreichen Netflix-Serie "Ozarks" würden beschönigende Beschreibungen aber ohnehin unglaubwürdig wirken. Und Nash versteht es, dem Wohl und Wehe, das mit einem Leben in diesem Winkel der Welt einhergeht, sowohl lyrisch als auch musikalisch hervorragend Ausdruck zu verleihen. Vor allem, weil aus jedem Ton nachdenkliche Melancholie tropft und die Songs durch eine atmosphärische Intensität bestechen, die vor dem geistigen Auge bildhaft und plastisch einen Streifzug durch die besungenen Gefilde abspielen.

Zu verdanken ist das Nashs irgendwo zwischen Americana, Country und Indie-Rock wogendem Stil, der hier wenig mit den zum Teil recht psychedelisch anmutenden Klängen des 2021 herausgebrachten Vorgängers "Topaz" zu tun hat, die auffällige Zurückhaltung vom 2015er-Ruhepol "Israel Nash's Silver Season" ein Stück weit ablegt und sich auch von einem eher rustikalen, ursprünglichen Country-Charme unterscheidet, wie ihn zuletzt etwa The Band Of Heathens mit "Simple things" präsentierten. Die Bezeichnung "cineastisch" mag übertrieben sein – dafür ist Nashs heimatverbundene Einkehr letztlich zu geerdet und zu intim – aber ja, dem hörbar gereiften Künstler fehlt es nicht an Selbstsicherheit und Ausdrucksstärke.

Das zeigt sich vielleicht am besten in "Roman candle" und "Midnight hour", mit denen der 42-Jährige den Zenit seines Hitsingle-Potenzials erreicht, auch wenn die Chancen dafür mangels Bekanntheit nach wie vor gering sein dürften. Es ist aber mehr als nur die hohe Kunst der schönen Melodie, die diese Songs sowie das gesamte Album auszeichnet, sondern Nashs schon immer sehr ausgeprägtes Gespür für ungemein gefühlvolle und warmherzige Arrangements, was auf "Ozarker" ein ums andere Mal Formvollendung findet. Etwa mit dem wunderbar wehmütigen "Lost in America", dem verträumten "Pieces" oder beim schmachtenden "Firedance".

Aber egal, ob Nash eher auf der Sonnen- oder der Schattenseite unterwegs ist, "Ozarker" hat stets einladenden Charakter. Dem Mann aus Missouri gelingt es exzellent, seine nachdenkliche Melancholie auch mit schwungvolleren und optimistischen Songs wie beispielsweise dem Titeltrack und "Travel on" auszugestalten. Und allerspätestens das abschließende "Shadowland", das zumindest stilistisch eine ähnliche fernwehgesättigte Aufbruchstimmung vermittelt wie der Opener "Can't stop", sollte Anregung genug sein, sich vielleicht auch einmal persönlich auf die Spuren von Nashs musikalischer Heimreise zu begeben.

(André Schuder)

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Highlights

  • Roman candle
  • Ozarker
  • Pieces
  • Lost in America
  • Midnight hour
  • Shadowland

Tracklist

  1. Can't stop
  2. Roman candle
  3. Ozarker
  4. Pieces
  5. Going back
  6. Firedance
  7. Lost in America
  8. Midnight hour
  9. Travel on
  10. Shadowland

Gesamtspielzeit: 45:26 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Tommy Stinson

Postings: 68

Registriert seit 26.01.2021

2024-03-15 17:52:18 Uhr
Schade nur, dass Israel Nash in Deutschland kaum noch live zu erleben ist! Nur in Berlin…und im benachbarten Utrecht. Vor der Pandemie ist er auch regelmäßig z.B. in Hamburg aufgetreten und hat großartige Konzerte gegeben (mit toller Begleitband) und die waren gut besucht. Ich vermisse solche Club-Konzerte sehr! Es gibt dazu noch viele weitere Beispiele.

Liegt es an dem Booking in den Clubs oder haben die Künstler einfach keinen Bock mehr auf die Ochsentour?

Kalle

Postings: 401

Registriert seit 12.07.2019

2024-03-15 17:09:18 Uhr
Bei mir nicht! Ich finde es auch ganz wunderbar!

Quill Eupner

Postings: 99

Registriert seit 18.06.2013

2024-03-15 16:13:08 Uhr
Schade, dass dieses vorzügliche Album hier anscheinend völlig untergegangen ist.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27171

Registriert seit 08.01.2012

2023-10-25 21:59:12 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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