Molly Burch - Daydreamer
Captured Tracks / Cargo
VÖ: 29.09.2023
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Knapp hinter der Wachgrenze
Das fängt ja bezaubernd an mit der Tagträumerei hier. Der schwelgerische Auftakt "Made of glass" klingt, als hätten Beach House etwas von dem zu sich genommen, was auch immer Lana Del Rey so zu sich nimmt. Könnte das gar ein echtes Albumhighlight in diesem an musikalischen Höhepunkten nicht eben armen Jahr 2023 werden? Schon Song Nummer zwo –"Physical" – gibt allerdings trotz ernsthaften Inhaltes zwischen etwas anstrengenden "Baby baby baby"'s und sonstigen Schwülstigkeiten eine eindeutige Antwort: Nein.
Doch von Anfang an. Molly Burch hat sich für ihr viertes reguläres Studioalbum (zuzüglich einer Weihnachtsplatte) von den Tagebüchern ihres dreizehnjährigen Ichs inspirieren lassen, die sie bei einem Besuch des heimischen Elternhauses in alten Kisten wiederentdeckte. Sie erinnerte sich an den schüchternen und vom Selbsthass erfüllten Teenager, der sie einst war, und versetzte sich in jene Zeit vor 20 Jahren zurück. Inklusive ihrer vorsichtigen ersten Schritte als Sängerin, als sie noch wie Britney Spears und Christina Aguilera klingen wollte. Und nicht, wie später beim Studium des Jazzgesangs, wie Nina Simone und Billie Holiday.
Mit Jack Tatum von Wild Nothing fand sie auch einen passenden Produzenten, der den angestrebten Dreampop-Sound perfekt beherrscht. Aber trotzdem hakt dieses Album an einigen Stellen und nicht da, wo man sich Haken wünschen würde. Wenn die watteweichen Träumereien ohne zu viel Zucker in den Himmel gepustet werden wie im schwerelosen "Baby watch my tears dry" oder dem noch schöneren und stark achtzigerjahregetränkten "2003", dann funktioniert das Konzept ganz wunderbar. Aber bei Balladen wie dem traurigen "Tattoo" landet man dann in einem ganz anderen Kosmos – und das harmoniert im Albumkonzept nicht so richtig miteinander. Und bei Stücken wie "Unconditional" sollte jemand schnell mal in der Stock-Aitken-Waterman-Gruft nachschauen, ob dort vielleicht ein Sargdeckel verrutscht ist.
Generell ist nach der guten ersten Hälfte songtechnisch zu viel B-Material enthalten. Das plätschert alles irgendwie so durch, man muss aufpassen, dass man einzelne Songs nicht miteinander verwechselt. Irgendwann quält sogar jemand ein wehrloses Saxofon. Erst kurz vor Ende findet Burch zur anfänglichen Größe zurück, wenn sie im eleganten "Beauty rest" einfach mal eine Pause vom Wollen nimmt und sich auf das Können verlässt. Das hätte hier eine schöne Träumerei werden können, so bleibt es eine dieser ganz angenehmen, aber nicht allzu memorablen Halbwachphasen.
Highlights
- Made of glass
- 2003
- Beauty rest
Tracklist
- Made of glass
- Physical
- Baby watch my tears dry
- 2003
- Tattoo
- Unconditional
- Heartburn
- Champion
- Beauty rest
- Bed
Gesamtspielzeit: 39:19 min.
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Referenzen
Lana Del Rey; Beach House; Angel Olsen; Weyes Blood; Phoebe Bridgers; Banks; Aldous Harding; Sallie Ford; Haim; Big Thief; Julia Jacklin; Alice Phoebe Lou; Soko; Julie Byrne; Sharon Van Etten; Christina Aguilera; Britney Spears; Nina Simone; Billie Holiday; Dusty Springfield; Patsy Cline; Mac DeMarco; Anna Burch; Bedouine; Destroyer; Twin Shadow; Wild Nothing; Jack Tatum; Hannah Kim
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