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Sex Beat - Call me

Sex Beat- Call me

This Charming Man / Cargo
VÖ: 06.10.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Fahrstuhl zum Punkrock

Willkommen zu unserer gar nicht beliebten Reihe "Heiteres Berufe-Abraten". Heute: "Ich wünsch dem Rest der Band alles Gute, aber der Sänger sollte Hotelboy werden!" Sprach der altgediente britische Blues-Rock-Haudegen Roger Chapman Mitte der Achtziger und gab sich so als Verächter von The Smiths und im Speziellen von Morrissey zu erkennen. Aber Obacht: Auch Servicepersonal hat es oftmals schwer. Das weiß auch dieses Berliner Quartett und änderte seinen Namen bald nach Gründung vorsichtshalber von Sex Work in Sex Beat – nicht, dass hinterher noch die ganze Nacht Konjunktur herrscht. Auch hinsichtlich der musikalischen Verortung ein cooler Move, so zu heißen wie einer der unverwüstlichsten Post-Punk-Klopper von The Gun Club und das Debütalbum nach einem Hit der von deren Sänger Jeffrey Lee Pierce zeitlebens verehrten Blondie zu benennen. Womit die unschönen "Ruf! Mich! An!"-Assoziationen vom Tisch sein dürften und wir uns den "Ups & downs in a liftboy's life" widmen können. Noch so ein blöder Job.

Zumindest, wenn der Fahrstuhl so rasant unterwegs ist wie auf "Call me" und einem schon mal ganz schwirr im Kopf werden kann vor lauter kompakter Punkrock-Energie. Frontmann Florian Pühs weiß von seinen früheren Bands Herpes und Ecke Schönhauser schließlich, wie so etwas geht, und seine Mitmusiker*innen lassen sich mit kantigen Bass-Schlagzeug-Figuren, schneidenden Gitarren und heiseren Call-and-response-Vocals ebenso wenig lumpen. Heraus kommt eine Platte, die der zutätowierte, halbnackte Herr mit in Flammen stehendem Blumenstrauß vom Artwork vermutlich zu Hause als erstes auflegen würde, nachdem ihn sein Date versetzt hat: abgeranzt, roh hingezimmert, den imaginären Mittelfinger immer im Anschlag. War wohl nichts mit den nachdrücklichen Anbahnungsversuchen von Geschlechtsverkehr im lüsternen "Tillie", das sich sogar eine weibliche zweite Stimme leistet. So ziemlich das einzige Anzeichen von Lieblichkeit in nicht einmal 30 Minuten – mehr als genug für so ein runtergerocktes kleines Album.

Auf dem Sex Beat Humor beweisen und so die cleverste aller möglichen Konsequenzen aus den mannigfaltigen Übelständen des Daseins ziehen: "Don't let the elevator bring you down" plärrt zu sehnigem Geschrammel schief grinsende Ratschläge inklusive Christina-Aguilera-Zitat in den ramponierten Proberaum, und macht sich Pühs in einer verwilderten Umdeutung von The Strokes' "12:51" einen Spaß daraus, "Hyde Park" auf "Primark" zu reimen, ist auch eine dezent sinnfreie Frage wie "What would Hüsker Dü?" erlaubt. Schleppender in Fahrt kommt das "California über alles" von Dead Kennedys nachschnüffelnde "Nasal spray" und inhaliert dann doch einen großzügigen Sack Speed, während Sex Beat bei "Punks of Portland" und "Dennis Rodman" dank pointierter Riffs und schlankem Dance-Drive auch als angespitzte Indie-Rocker aus der Mitte der Nullerjahre durchgehen könnten. Wollen sie aber gar nicht, sondern lediglich viel disziplinierten Lärm in kurzer Zeit machen. Recht haben sie. Darauf eine Runde Bier und Nasenspray.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Ups & downs in a liftboy's life
  • Nasal spray
  • Punks of Portland
  • Dennis Rodman

Tracklist

  1. Call me
  2. Ups & downs in a liftboy's life
  3. Tillie
  4. Don't let the elevator bring you down
  5. What would Hüsker Dü?
  6. Nasal spray
  7. Punks of Portland
  8. Sort it out
  9. Secrets
  10. Dennis Rodman

Gesamtspielzeit: 26:20 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Deaf

Postings: 3047

Registriert seit 14.06.2013

2023-10-18 11:52:00 Uhr
Ja, die Gun Club-Referenz freut mich. Die Musik gefällt jedoch weniger.

MasterOfDisaster69

Postings: 991

Registriert seit 19.05.2014

2023-10-18 11:38:00 Uhr
Schoene Rezi, Danke.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 27676

Registriert seit 08.01.2012

2023-10-11 22:07:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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