Citizen - Calling the dogs

Run For Cover / Cargo
VÖ: 06.10.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Die Sonne, die Strahlen und die Wärme
"Sommer ist das, was Du daraus machst." So oder so ähnlich lautet die Maxime in vielen deutschen Sommern, die bisher ins Land gezogen sind. Wenn das Wetter nicht stimmt, flüchten die Menschen in andere Länder oder suchen sich einen anderen Ersatz für die Sonne. Musik hat sich seit jeher dafür exzellent geeignet. Dieses Verhältnis ist durchaus wechselseitig. Frostiger Black Metal funktioniert im dunklen Winter besser als bei 25 Grad auf einer schönen Blumenwiese (obwohl das natürlich immer auch vom Film im Kopf abhängt). Wenn aber sommerliche Strahlen auf sonnige musikalische Stimmungen treffen, so kann die gefühlte Temperatur innerlich und äußerlich schon einmal um mehrere Grad steigen.
Citizen möchten an die frische Luft und veröffentlichen knapp zwei Jahre nach "Life in your glass world" ihr neues Album "Calling the dogs". "Headtrip" öffnet die Fenster und füllt die Lungen mit warmer Luft. Die Zeichen stehen auf Bewegung und Momente fürs innere Fotoalbum. Die vorher ausgekoppelte Single "Hyper trophy" destilliert in ihren knapp drei Minuten alle Qualitäten der restlichen halben Stunde: ein etwas schnelleres Tempo und Melodien, die ein Seufzen entlocken. "Calling the dogs" fühlt und hört sich wie das weniger melancholische Geschwisterkind von "Life in your glass world" an. Die musikalischen Grundzutaten sind annähernd die gleichen, nur liegt dieses Mal etwas anderes in der Luft. Im Promotext zu dieser Platte ist zu lesen, dass sich die Band so motiviert und kraftvoll wie seit langer Zeit nicht mehr gefühlt habe, und das hört man dem Album an.
Überhaupt fühlt sich das ganze Werk sehr kompakt und nach "Komm, ich muss Dir etwas zeigen", an. Im Vergleich zu DEM Citizen-Album "Youth" oder "As you please" lassen die Songs ihre Blicke nicht schweifen, sondern fokussieren sich auf die Beine der Hörer*innen, "When I let you down" verkörpert das wie kaum ein anderer Song auf "Calling the dogs". Was die Vorgänger und dieses Werk ebenfalls eint, ist der Abschluss: die Garage. War "Edge of the world" (von "Life in your glass world") eine schöne Huldigung der Strokes, so kann "It takes one to know one" als knapp zweiminütiges Ramones-Tribut durchgehen. Ben Russin, der eigentlich seine Stöcke bei den Artverwandten Title Fight schwingt, ist mittlerweile festes Mitglied bei Citizen und bringt hörbar mehr Drive in das Klangspektrum.
Doch auch die schönste Spätsommernacht muss irgendwann einmal enden. "Options" rückt die Melancholie, die Citizen seit jeher innewohnt, am deutlichsten ins Zentrum; mehr als es in der vorangegangen halben Stunde der Fall war. Etwas elektronischer als der Rest und der Song, der sich am meisten Zeit lässt. Es wäre ein treffender Abschluss gewesen, doch die Band entscheidet sich lieber für den Rock-Club statt für den langsamen Sonnenuntergang. "Sommer ist das, was Du daraus machst", und der Tag endet erst, wenn die Augen zum Schlafen geschlossen sind.
Highlights
- Hyper trophy
- Needs
- Options
Tracklist
- Headtrip
- Can't take it slow
- Hyper trophy
- If you're lonely
- Lay low
- Needs
- Bad company
- Dogs
- When I let you down
- Options
- Takes one to know one
Gesamtspielzeit: 33:47 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Glufke Postings: 991 Registriert seit 15.08.2017 |
2023-10-18 16:25:32 Uhr
Keine Platte für die Jahresendabrechnung, aber ich höre sie immer wieder gerne. Schön kurz und die meisten Songs machen einfach Spaß. Definitiv kein Album des Monats, aber zum Einschlafen finde ich hier auch nix. |
fluppeaufex Postings: 323 Registriert seit 29.10.2019 |
2023-10-18 16:16:47 Uhr
Ich musste beim hören der Platte ständig an "The Virgins" denken, und dass im positiven Sinne. |
MasterOfDisaster69 Postings: 1009 Registriert seit 19.05.2014 |
2023-10-18 11:51:48 Uhr
"Garage-Revival und superpoppiger Indierock mit einer ordentlichen Dosis Akustikgitarre" schreibt die Visions und positioniert die Platte ganz oben. Schon etwas ueberrachend, da doch arg poppig, sehe zwar schon Parallelen zu The Hives und The Strokes, aber die waren in ihren Glanzzeiten dann doch unterhaltsamer. Ziemlich vorhersehbar das ganze und es bleibt wenig haengen, bis jetzt zumindest...Bei dem doch ziemlich blassen "Options" hoeren sie sogar Depeche Mode raus... Zumindest gibt es auch in der Visions andere Stimmen: "»Ich habe nichts gegen Citizen. Sich an ihnen zu reiben, fällt ohnehin schwer. Es gibt sogar Situationen, in denen mich der hibbelige Middle-of-the-Road-Indierock auf Calling The Dogs nicht mit den Schultern zucken lässt. Etwa, wenn ich mitten im dritten Song einschlafe.« Martin Burger Dem ist nichts hinzuzufuegen. |
HerrH. Postings: 120 Registriert seit 04.02.2021 |
2023-10-12 11:36:02 Uhr
Ich hab "Nova" von Mat Kerekes letztes Jahr gesuchtet! Hatte davor aber wenig mit Citizen oder ihm solo am Hut. Wunderbar leicht, klingt wie ein lächelndes Augenzwinkern und lässt mich akustisch zurückgrinsen. Das neue Soloalbum und die Scheibe hier sind mir (aktuell noch?) irgendwie zu ernst und schwer, obwohl's quasi die gleiche Musik ist... Ich nehm' noch mal ein paar Durchläufe... |
Ralph mit F Postings: 701 Registriert seit 10.03.2021 |
2023-10-12 09:02:58 Uhr
Eine Citizen-Rezension bei Plattentests, dass ich das noch erleben darf!*die ersten drei Platten aufleg* |
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Referenzen
Sorority Noise; Movements; Knuckle Puck; Turnover; Piebald; Weezer; Spanish Love Songs; The Smith Street Band; Balance And Composure; Mat Kerekes; Basement; Tigers Jaw; Seahaven; The Story So Far; Title Fight; Have Mercy; Joyce Manor; Moose Blood; Microwave; Modern Baseball; Foxing; Can't Swim; Neck Deep; The Wonder Years; The Snuts; Jawny; The Strokes
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