Cannibal Corpse - Chaos horrific
Metal Blade / Sony
VÖ: 22.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Das Lebenswerk
Als der Bassist Alex Webster und der Schlagzeuger Paul Mazurkiewicz 1988 mit drei weiteren Freunden im Teenager-Alter eine Band gründeten, steckte das erwählte Genre Death Metal noch in den Kinderschuhen. Niemand, am wenigsten vermutlich die beiden selbst, hätte gedacht, dass ihre Band Cannibal Corpse nicht nur stilprägend werden sollte, sondern ganze 35 Jahre später immer noch eine Art Genre-Referenz sein könnte. Sechs Jahre später, die Band hatte gerade ihr viertes Album "The bleeding" veröffentlicht, betrat eine weitere Person die Szenerie, die damals nicht ahnte, dass ihre Beziehung zu Cannibal Corpse ebenfalls zu einem Lebenswerk werden sollte. Denn auch wenn Christa Jenal sich nicht mehr ganz so öffentlichkeitswirksam im Ton vergreift wie in den Neunzigern, als sie gar das Rock Hard als "Sprachrohr einer (...) faschistisch-rassistischen Jugendbewegung" bezeichnete, wird die mittlerweile pensionierte Lehrerin nicht müde, sich ob der höchst expliziten Splatter-Lyrics an eben jenen Lieblingsfeinden abzuarbeiten. Zum Beispiel 2019, als sie vor einer Tour alle Bürgermeister der Tourstädte in Deutschland per offenem Brief auf die vermeintliche Gefährlichkeit der Band hinwies – während sich die Gruppe selbst bekanntermaßen über die groteske Überzeichnung der Lyrics am meisten kaputtlachen kann.
Insofern dürften nicht nur die zahlreichen Fans, sondern auch Frau Jenal selbst sehr auf das 16. Studioalbum namens "Chaos horrific" gespannt sein. Das zunächst mit einer kleinen Überraschung – oder je nach Standpunkt auch Enttäuschung – aufwartet, ist das Artwork doch dieses Mal nicht für den deutschen Markt ausdrücklich entschärft worden. Bevor allerdings Überlegungen aufkommen, der Fünfer aus Buffalo, New York, könnte etwa altersmilde werden, bläst der Opener "Overlords of violence" die Gehörgänge mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln frei. Als stünde der Titel für die Band selbst, brettert der Song wie von der Tarantel gestochen voran, die Gitarristen Erik Rutan und Rob Barrett solieren bereits hier, als liefen sie Gefahr, ihrer eigenen Fantasien zum Opfer zu fallen, und über das wie gewohnt herrlich animalische Gegurgel von Frontmann George "Corpsegrinder" Fisher gibt es eh keine zwei Meinungen.
Natürlich wird man von einer derart etablierten Band mit eher monothematischen Texten keine großartigen Innovationen erwarten dürfen. Immer wieder jedoch sind da kleine Nuancen, die Cannibal Corpse so wohltuend von der Masse an Deathcore-Bands abheben. Da ist dieses kleine filigrane Solo in "Frenzied feeding", dort ein barbarisches Slayer-Riff zu Beginn von "Summoned for sacrifice", was fein säuberlich Gemetzel und Geprügel voneinander trennt und genau deshalb weit entfernt von stumpfem Geknüppel ist. Und als sei das noch nicht genug, taucht plötzlich noch ein urwüchsiger Thrash-Part auf, um auf den ohnehin schon durch die Texte geschundenen Körpern auch noch im Moshpit einzustampfen. Sind sie zu hart, bist Du zu schwach.
Nun bleibt es nicht aus, dass sich im Laufe der Jahre gewisse Routinen einschleifen. Und wie so oft ist dies eine ambivalente Angelegenheit. Für die einen bietet "Chaos horrific" wenig Variabilität, weder in sich noch zum Vorgängeralbum "Violence unimagined". Für die weitaus größere Zahl von Fans dürfte der Motörhead-Effekt zum Tragen kommen – große Veränderungen sind weder gewollt noch gewünscht. Und doch haben Cannibal Corpse in den letzten Jahren den Anteil von Thrash-Parts behutsam erhöht, was zum einen der Eingängigkeit zugute kommt, zum anderen Reizpunkte setzt, damit das Album tatsächlich nicht einfach so vorbei brettert. So nämlich zeigt "Chaos horrific" Cannibal Corpse als eine Band, die genau weiß, was ihr und ihren Fans gut tut. Und die geschwollene Halsschlagader von Frau Jenal gibt's als Folklore mit dazu.
Highlights
- Overlords of violence
- Summoned for sacrifice
- Chaos horrific
Tracklist
- Overlords of violence
- Frenzied feeding
- Summoned for sacrifice
- Blood blind
- Vengeful invasion
- Chaos horrific
- Fracture and refracture
- Pitchfork impalement
- Pestilential ritus
- Drain you empty
Gesamtspielzeit: 39:22 min.
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Mann 50 Wampe Postings: 4003 Registriert seit 28.08.2019 |
2023-10-12 06:28:04 Uhr
Zu soft |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27875 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-10-11 22:03:24 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3754 Registriert seit 12.12.2013 |
2023-06-28 17:39:33 Uhr
Blümchen rockt das gnadenlos weg. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11272 Registriert seit 23.07.2014 |
2023-06-28 13:33:31 Uhr
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Affengitarre User und News-Scout Postings: 11272 Registriert seit 23.07.2014 |
2023-06-28 13:33:09 Uhr - Newsbeitrag
Für den 22. September wurde das Album "Chaos Horrific" angekündigt, ein Musikvideo zur ersten Auskopplung "Blood Blind" wurde bereits veröffentlicht: |
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Referenzen
Bolt Thrower; Six Feet Under; Death; Amon Amarth; Arch Enemy; Deicide; Dying Fetus; Cattle Decapitation; Hate Eternal; Nile; Morbid Angel; Monstrosity; Malevolent Creation; Aborted; Asphyx; Hail Of Bullets; Decapitated; Bloodbath; Krisiun; Vader; Grave; Vital Remains; Suffocation; Autopsy; Obituary; Monstrosity; Brutal Truth; Behemoth; Belphegor; Pungent Stench; Carcass; Entombed; Bloodbath; Vomitory; Dismember; Carnage; Unleashed; Benediction; Meshuggah; Napalm Death; Between The Buried And Me; Cradle Of Filth; Dimmu Borgir
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