Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Grails - Anches en maat

Grails- Anches en maat

Temporary Residence / Cargo
VÖ: 22.09.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Spannung vs. Gemütlichkeit

Die große Herausforderung langanhaltender Bandhistorien: Sich und der Fanschar treu und doch so interessant bleiben, nicht zu langweilen, beziehungsweise einfach nur "more of the same" zu veröffentlichen. Emil Amos scheint so ein Mensch zu sein, dem es immer wieder gelingt, neue Kreativität zu finden. Im August 2023 erschien ein Solowerk, er ist Teil des Duos Om und auch Mitglied bei Grails, einer Post-Rock-Institution, die nunmehr zwei Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Dabei stachen sie schon immer etwas hervor. Starke Psychedelic-Einflüsse, bisweilen an (süd-)ostasiatische Klänge anmutende Soundlandschaften, teils aber auch düsterer Doom. Fünf Jahre nach dem letzten Studiowerk "Chalice hymnal" ist "Anches en maat" der neueste Trip der zu einem Quintett angewachsenen Band. Grails gehören zu den Acts, bei denen zwar sofort ein Kopfkino einsetzt, aber jedes Mal neu unklar ist, welcher Film denn dieses Mal läuft.

Einen angenehm einfachen Einstieg stellt der Opener "Sad & illegal" dar. Als wäre David Gilmour persönlich für einige Soli ins Studio spaziert, besticht der Song durch warme Gitarrenakkorde zu einem "kosmischen" Synthie-Flächen-Sound. Unter anderem Softcore der 1980er-Jahre, ein bisschen Disco-Soul, hier und da leicht "cheesy" angerührt: Grails sind einiges vom "Doomsdayers holiday" entfernt. Im Easy-Listening-Modus verharrt auch "Viktor’s night map", ehe "Sisters of Bilitis" noch halb Westernsounds rezitieren. Ein bunter Mix, aber alles in allem so entschleunigend, so greifbar, so einlullend angerührt, wie es nur geht und dabei virtuos durchkomponiert.

"Anches en maat" ist jedoch alles andere als rein leichte Kost. Der Tiefgang ist da, sei es im Zwischenstück "Pool of gems", dem pulsierenden "Black rain" oder dem finalen Titeltrack, welcher sich über zwölf Minuten Zeit zum Ausbreiten nimmt und sogar versöhnliche Bläser beinhaltet. Klare Sache, Grails sind Grails. Hier mit einem durchweg positiv schimmerndem Soundbild, elegischen Streichern und exakt dem Maß an Spannung vs. Gemütlichkeit. Nach über zwei Jahrzehnten Bandgeschichte sitzt hier wie erwartet jeder Handgriff, jedes Riff. Spielend gelingt es den fünf Musikern hier, eine Soundwelt zu kreieren, die einnimmt und einlädt diesen Trip von vorn bis hinten zu durchleben. "Anches in maat" ist eines dieser Alben, die auch aus einem einzelnen Track bestehen könnten, da ein Herausgreifen einzelner Songs oder Momente nur hinderlich ist. Bei derlei Werken ist es nötig, sich (hier tiefenentspannt) einzulassen und einfach mal eine LP-Länge zu genießen.

(Klaus Porst)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Sad & illegal
  • Anches en maat

Tracklist

  1. Sad & illegal
  2. Viktor's night map
  3. Sisters of Bilitis
  4. Pool of gems
  5. Evening song
  6. Black rain
  7. Anches en maat

Gesamtspielzeit: 40:07 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Klaus

Postings: 9493

Registriert seit 22.08.2019

2023-10-19 21:26:51 Uhr
oh geil, liest sich super! Kannst direkt mit OM weiter machen, so weit entfernt sind die nicht vom Sound.

u.x.o.

Postings: 527

Registriert seit 29.08.2019

2023-10-19 20:56:27 Uhr
Das Konzert hallt bis heute in mir nach. Die Location war, wie befürchtet, ziemlich befremdlich. Hier ein Moped an der Wand, dort ein Ford Kühlergrill, Pin Ups überall und so Motoröl-Dosen-Klimbim. wtf. Ich weiß, dass es einen gewissen Schlag Mensch gibt, dessen feuchter Traum das alles sein mag - ich gehöre nicht dazu. Zumindest ist der Bühnenbereich nicht derart dekoriert, so dass man, wenn man sich in die zweite Reihe gestellt hat, das Ambiente während des Konzerts vollends ausblenden konnte. Ich stand in der zweiten Reihe und blendete erfolgreich aus. Was man den Leuten vom Roadrunner aber lassen muss: Sound können die - das war gehobene Klasse, erlebt man in Berlin leider häufig anders. Die Tour markiert das 20-jährige Jubiläum des Debüts "The Burden Of Hope" und um das zu feiern, haben die Grails einige alten Stücke "neu gelernt", wie Alex zwischendurch verriet. Von der aktuellen LP waren lediglich drei Songs im Set, den Rest der Zeit wüteten die Grails wild durch die Burdon Of Hope, Redlight und den Black Tar Prophecies. Zugegeben, ich bin ein Grails Frischling, kenne hautsächlich die letzten beiden LPs und bin im Frühwerk noch auf begeisterter Entdeckungsreise. Dennoch fand ich die Mischung toll, insgesamt heavier als erwartet, was mir generell aber eh mehr zusagt. Hervorheben muss ich Emil Amos Drumming - das ging durch Mark und Bein! Er nutzte seine Drums häufig weniger als Rhythmusinstrument, sondern setzte akzentuierte Highlights. Sehr jazzy, das hatte ich von den LPs irgendwie anders in Erinnerung. Unglaublich kreativ und intensiv, fast wirkte er wie mit seinem Instrument verwachsen. Als er während eines kurzen Synthinterludes pausierte, ist er buchstäblich wie eine Marionette in sich zusammen gesackt und musste verschnaufen.

Mit diesem Abend hat mich die Band endgültig bekommen. Ich hangle mich aktuell wie ein Süchtiger durch den Backkatalog und habe riesige Freude an den Grails und all ihren Nebenprojekten.

P.S. Anches en maat ist mittlerweile in meine Top 3 des Jahres hineingewachsen.

Klaus

Postings: 9493

Registriert seit 22.08.2019

2023-10-11 18:27:57 Uhr
Denke auch, dass wir uns schon öfter über den Weg gelaufen sein könnten. Hab aber demnächst nicht viel auf dem Programm, außer Swans und Glauque im November.

Ich hab Grails mal vor vielen, vielen Jahren in Berlin gesehen (google sagt 2006), als es nur 9 Zuschauer gab, davon 5 aus unserer Gruppe. Die Band hatte trotzedm extrem Bock, spielte 2 Stunden undd wechselte sich ständig an den Instrumenten. Eines der wenigen Konzerte, woran ich mich aus er Zeit noch erinnere :)

u.x.o.

Postings: 527

Registriert seit 29.08.2019

2023-10-11 18:22:58 Uhr
Danke! : ) Ich hatte mich tatsächlich schon gefragt, ob Du eventuell auch hingehst. Irgendwie scheinen wir häufiger mal die selben Konzerte zu besuchen.

Ich freue mich, trotz der Location, grade wirklich riesig auf den Abend. Die Zone Black hat mich jetzt schon einige Wochen in seinen Bann gezogen und auch Anches en maat höre ich in den zwei Wochen total gerne.

Klaus

Postings: 9493

Registriert seit 22.08.2019

2023-10-11 16:27:27 Uhr
Wünsch dir viel Spaß, die Konzerte waren immer ein ziemliches Erlebnis. Ich klemme mir das aufgrund der komischen Location allerdings auch.
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify