Temple Of Angels - Endless pursuit
Run For Cover / Cargo
VÖ: 14.07.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Polarlichter über der Prärie
So. Hand aufs Herz, Transparenz-Initiative: Das Schreiberlein dieser Zeilen hat es in seinem bisherigen Leben noch nicht ins ferne Texas geschafft. Ebenso wenig waren ihm – bis zu einem freundlichen Anstupser im Plattentests.de-Forum – Temple Of Angels ein nennenswerter Begriff. Vermutlich ist auch diese Kombination ein Grund, weswegen nach dem ersten Hören der Blick auf die Biografie des Vierers erstmal verblüffte: Skandinavien? England? Nope. Austin, Texas. Unerwartet kam diese Erkenntnis vor allem, weil Temple Of Angels auf ihrem Debütalbum "Endless pursuit" so rein gar nichts von etwaigen Cowboy-Mythen – oder auch den teils exzentrischen Strömungen aus Austin selbst – durchscheinen lassen. Vielmehr ist "Endless pursuit" ein musikgewordener Spaziergang durch karge Landschaften, verschwommene Träume und schummrige Hoffnungsschimmer des Lebens. Irgendwo zwischen Midwest-Prärie und Lappland, wenn man so will. Viel wichtiger als irgendwelche geografischen Verirrungen des Autors ist aber die Tatsache, dass die Texaner auf ihrem Debüt nonchalant ein ganz und gar famos-verträumtes Werk vorlegen, das in sich ruhend und mit viel Liebe zum Detail die dunklen Ecken des Dream-Pop beleuchtet.
Was Temple Of Angels auf "Endless pursuit" zelebrieren, ist an vielen Stellen insbesondere die Schönheit im Detail: die Kleinode inmitten auswegloser Situationen und ein nahezu perfektes Zusammenspiel verschiedenster Komponenten. "Lost in darkness" beispielsweise erweckt mit seinen perlenden Gitarrenlicks eine Klanglandschaft wie eine Wanderung durch das arktische Lappland inmitten der Polarnacht des wilden Nordens. Ein sehnsüchtiger Monolith von einem Song inmitten der Einsamkeit, ein hoffnungsvoller Lichtschimmer am ansonsten dunklen Horizont – der sich in seinem Verlauf immer weiter in die eigene Gefühlswelt hineinsteigert, ohne dabei aber jemals den messerscharfen musikalischen Fokus zu verlieren. Deutlich straighter geht es kurz vorher in "Waving to the wind" zu, welches sich ein subtiles New-Wave-Kleid überstülpt und mit seinem treibenden Drum-Groove beinahe als fluffiger Roadmovie-Song durchgehen könnte. Über allem steht stets die Stimme von Sängerin Bre Morell, welche sich mit ihrer hellen Klangfarbe als perfekte Ergänzung zu einem ansonsten oftmals eher düsteren Grundsound versteht. Temple Of Angels bedienen sich durchaus großzügig an bekannten, ikonischen Sounds – interpretieren diese aber derart frisch, dass dieser Umstand so gut wie gar nicht ins Gewicht fällt.
Was zu einem nicht unerheblichen Teil auch der famosen Produktion von "Endless pursuit" zu verdanken ist: Wo heutzutage ansonsten gerne mal ein dezenter Soundmatsch regiert, liefern Temple Of Angels die perfekte Schnittmenge aus Räumlichkeit, Punch und Luft zum Atmen für Kleinigkeiten und Details. Sinnbildlich hierfür steht das tolle "Torment", das einerseits äußerst verträumt mit zuckersüßem Gesang daherkommt, andererseits aber auch durch das betont griffig und perkussiv treibende Schlagzeug einen dringlichen Sog entwickelt, welcher einen großen Teil der Faszination des Tracks ausmacht. Gleiches gilt auch für den unglaublich atmosphärischen, eröffnenden Titeltrack. Die musikgewordene Sehnsucht nach einem undefinierbaren, aber gerade deswegen auch so schönen Ort. Eine Schönheit, die auch ganz vereinzelte Längen auf der zweiten Albumhälfte mühelos verschmerzen lässt und einen verträumten Ruhepol inmitten von Hektik und Stress erbaut. "I'd really love to be okay / Wash me up and heal the pain."
Highlights
- Endless pursuit
- Lost in darkness
- Torment
Tracklist
- Endless pursuit
- Tangled in joy
- Waving to the wind
- Lost in darkness
- Love spins around
- When the shadow smiles back
- Torment
- Secret place
- Stay
- The hill
- (For you) I'd lose it all
Gesamtspielzeit: 39:32 min.
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