The Hirsch Effekt - Urian
Long Branch / SPV
VÖ: 29.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Körperwelten
Ein Wesen, wie aus einem Body-Horror-Film von David Cronenberg. Das ist es, was auf dem Cover des neuen The Hirsch Effekt-Albums zu sehen ist. Scheinbar in Plastik eingeschweißt, in seiner Entwicklung noch nicht ganz fertig und mit zwei großen Hörnern auf dem Kopf, wartet es darauf, seine Augen zu öffnen. Wie der Rest des Körpers aussieht, warum es hier ist und wie dessen Welt sich von unserer unterscheidet, soll "Urian" klären.
"Agora" eröffnet das Album mit fast schon elegischen Streichern und ruhigen Akustikgitarren bevor es mit "Otus" beschwingten Schrittes und gewohnt proggig losgeht. Stilistisch bewegen sich The Hirsch Effekt in den gleichen Gefilden, die schon auf "Kollaps" und "Eskapist" beackert wurden. Zwischen all den ständig wechselnden Rhythmen und Stimmungen schafft es die Band in diesem Song einen der eingängigsten Refrains ihrer Karriere unterzubringen. Eingängigkeit ist natürlich ein Wort, dass im Kontext von The Hirsch Effekt mit Vorsicht zu genießen ist: "2054" eröffnet eine vertrackte, düstere Zukunftsvision und der Titeltrack legt noch einen Härteschüppe drauf, inklusive Blastbeats und noch mehr Tempo (und keiner Gelegenheit mehr als wenige Takte am Stück mitzuwippen).
Im Zentrum des Albums steht das Schon- und Schöngang-Doppel aus "Stegodon" und "Granica". Hier werden die Wogen etwas geglättet und Post-Metal der Marke The Ocean gepaart mit Post-Hardcore von Thrice kehrt ein. Während vorher die Synapsen kaum zur Ruhe kamen, bietet sich hier also die Möglichkeit die Ohren zu lüften und zu spitzen, um inhaltlich hinter das Dargebotene zu schauen. Das Kaleidoskop der Wortspiele und verständlichen Verse arbeitet in diesen Momenten etwas langsamer. Flüchtlingskrisen ("Granica"), Missbrauch ("Blud") und das überraschend wundervolle Auseinanderfallen und Vorstellung und Realität ("Stegodon") tauchen als Inhaltsschnipsel auf.
Ähnlich ruhig und anmutig, wie "Urian" begonnen hat, so endet es auch mit "Eristys". Die Instrumentierung erinnert in schöner Weise an die "Ghosts IV"-EP von den Nine Inch Nails. Was nun genau das Wesen und die Welt von "Urian" ausmacht, lässt sich auch nach dem Ende des Albums nicht endgültig festmachen. Viele Facetten rauschen in den etwas über 50 Minuten an den Hörer*innen vorbei. Je nach dem, in welchem Augenblick geblinzelt wurde, setzt sich ein anderes Bild von diesem Wesen zusammen. Die Einen mögen nur die Hektik und die schwer zugänglichen Seiten dieses Wesens wahrgenommen haben, während die Anderen die Schönheit greifen und in der scheinbar fremden Welt ihre eigene wiederfinden.
Highlights
- Otus
- Granica
- Eristys
Tracklist
- Agora
- Otus
- 2054
- Urian
- Stegodon
- Granica
- Blud
- Eristys
Gesamtspielzeit: 52:15 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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doept Postings: 851 Registriert seit 09.12.2018 |
2025-04-03 00:00:11 Uhr
Ticket für Frankfurt am Samstag besorgt, ich freue mich drauf! Das geile am Nachtleben in FFM ist ja wirklich die Lage, 5 Meter neben der Konstabler Wache bequemer geht's halt nicht. (Und als Bonus ist ab 14 Uhr ein RMV-Ticket inkludiert, d.h. man kann sich einen schönen Tag machen ohne auf die ÖPNV-Kosten zu achten). |
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Marküs Postings: 1622 Registriert seit 08.02.2018 |
2025-03-15 08:10:23 Uhr
Wann kommt eigentlich das neue Album? Irgendwo stand doch mal was. Freue mich drauf |
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Elbowsneeze Postings: 180 Registriert seit 29.11.2021 |
2025-03-15 02:53:40 Uhr
Ich war letzten Freitag in Göttingen beim Konzert. Stegodon wurde auch gespielt, Konzert fand ich wirklich toll, aber selbst diese kleine Location war nicht wirklich ausverkauft. Aber immerhin einigermaßen gut besucht. Diese sympathische Band hat sooooo viel mehr Erfolg verdient. Aber so konnte ich sie immerhin 3 Mal in 3 Jahren in meiner kleinen Stadt live sehen. |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 35495 Registriert seit 07.06.2013 |
2025-03-15 01:06:15 Uhr
"Stegodon" kam. Wunderbares Konzert. Und was mich freut: mehr Zuschauer als bei den letzten beiden Touren hier. |
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Marküs Postings: 1622 Registriert seit 08.02.2018 |
2025-03-14 20:18:02 Uhr
Stegodon spielen se net. Sonst aber immer über überall geil. Letzte Platte fantastisch |
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Referenzen
The Ocean; The Mars Volta; The Dillinger Escape Plan; Between The Buried And Me; Diaramic; Rush; Coheed And Cambria; War From A Harlots Mouth; King Crimson; Dyse; Long Distance Calling; Fjort; Rolo Tomassi; Escapado; The Tidal Sleep; The Fall Of Troy; Porcupine Tree; Meshuggah; Thrice; At The Drive-In; Nine Inch Nails
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