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The High Times - Feelings

The High Times- Feelings

Gunner / Broken Silence
VÖ: 08.09.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Crowdsurfen mit der behaarten Primel

Es kommt nicht oft vor, dass einem eine schweizerische Punkrockband über den Weg läuft – seltener als jede Alpenblume. Überyou kommen da in den Sinn, aber dann wird es auch schon sehr dunkel. Vor zwei Jahren traten The High Times auf den Plan mit ihrem Debüt "Heat", das zumindest in der Punkrock-Szene wohlwollend aufgenommen wurde. Für die bei jeder Band spannde Aufgabe das Zweitwerk anzugehen standen die vier Züricher nun vor der Frage: Einfach weiter machen und hoffen, dass die nächste Platte das Debüt übertrifft, oder einen anderen Ansatz wählen? The High Times entschieden sich für einen komplett anderen Weg. Anstatt weiter im Kleinklein der Züricher Szene unterwegs zu sein, machten sie sich auf die Suche nach einer ebenso seltenen Pflanze, wie sie selbst eine sind. Und fanden den Landsmann und Grammy-Gewinner Reto Peter. Der bekam den Preis zwar jüngst als Produzent für die beste Kinderplatte. Doch schaut man in seine Vita, klappt die Kinnlade herunter und man weiß sofort, warum The High Times mit ihm aufnehmen wollten und keinem anderen. Reto Peter war unter anderem der Audio Engineer von Green Days "American idiot".

Also alles eingepackt und rüber in Peters Studio im kalifornischen Oakland. Das ist zwar auch nur ein umgebautes Wohnzimmer, aber manchmal bringt ja schon die Erwartung auf etwas Großes auch Großartiges hervor. Und diese Verbindung hebt die neue Scheibe "Feelings" wirklich auf ein komplett anderes Niveau, ach was, auf einen anderen Planeten. Jeder der zehn neuen Songs könnte in einem Coming-of-age Teeniestreifen verbaut werden und dort eine gute Figur machen, wenn die großen Fragen des Daseins verhandelt werden. Los geht es mit dem Titeltrack "Feelings" und der Frage, ob Liebe immer weh tut. In "Damage control" will die Protagonistin einfach nur ihren Kram zusammenhalten, wenn alles um sie herum auseinanderfällt.

Das erste Highlight der Platte "Gimme this" stellt im Midtempo gleich die kniffelige Frage nach dem Sinn des Lebens. Hier kommt auch die Verbindung zu Reto Peter zum Tragen – so ein mehrstimmiges und trotzdem kurzweiliges Gitarrensolo, das in seiner Schlichtheit an Perfektion grenzt, braucht jemanden an den Reglern, der weiß was er tut und lässt den Zuhörer wohlig an die frühen Weezer denken. Im Mittelteil geht es um Freundschaft und natürlich wird die alles überschattende Coronazeit verhandelt. Aber The High Times hätten kein herausragendes Album abgeliefert, wenn es nicht auch leicht und poppig daher kommen würde. Sängerin Dom lässt niemals Schwere oder Melancholie aufkommen, sondern es wird mit Anlauf auch episch über Poolboys/-girls, Ferien und Eis schwadroniert, so dass jeder noch so hüftsteife Altpunker schnallt: Ach ja, so war das, so fühlt sich Leben an! Hat da jemand die Sonnencreme offen stehen lassen – es riecht hier so nach Sommer? Zum Abschluss gönnt sich das Quartett aus Zürich doch etwas Lokalkolorit, indem es Hasu Langhart von The Peacocks vor das Mikro holt.

Das Label Gunner Records aus Bremen erweist sich mit der Verpflichtung von The High Times wieder einmal als Inkubator für Bands vor dem großen Sprung. Schließlich holten sie auch das Debüt von The Gaslight Anthem nach Europa, als die Band noch völlig unbekannt war. Und die Kalifornier Get Dead starteten dort, bevor sie von Fat Wreck Chords aufgesogen wurden. Nun beleben sie den Schweizer Punkrock und es bleibt zu hoffen, dass The High Times es ebenso in die andere Richtung über den Teich schaffen. Zumindest der nächste Sommer dürfte spannend werden. Wenn die Vier mit der gleichen Energie Festivalslots bespielen wie diesen Tonträger, dürften sie auch einem breiteren Publikum im Kopf bleiben. Schließlich lädt "Feelings" dazu ein, das Bier kurz stehen zu lassen und sich unmittelbar zum Crowdsurfen vor die Bühne zu begeben.

(Stephan Dublasky)

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Highlights

  • Feelings
  • Gimme this
  • Pretty good
  • Autobahn

Tracklist

  1. Feelings
  2. Damage control
  3. Gimme this
  4. What do I do
  5. Super friends
  6. Quarantini
  7. Pretty good
  8. Autobahn
  9. Swimming pool
  10. Into the night

Gesamtspielzeit: 29:29 min.

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Armin

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2023-09-25 20:44:06 Uhr - Newsbeitrag
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