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Will Butler + Sister Squares - Will Butler + Sister Squares

Will Butler + Sister Squares- Will Butler + Sister Squares

Merge / Cargo
VÖ: 22.09.2023

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Freigespielt

Der Ausstieg von Will Butler bei Arcade Fire war gewiss kein ganz einfacher. Der Multi-Instrumentalist hatte schließlich großen Anteil am Erfolg der Band, die seit inzwischen über zwei Jahrzehnten zu den kreativen Ikonen der Indie-Welt zählt. Butler war nicht nur Bandmitglied, sondern ist der Bruder von Frontmann Win Butler, der stets eine gute Portion mehr im vielzitierten Rampenlicht stand. Will aber packte seine Instrumente ein und zog davon, noch bevor sein Bruder in die Schlagzeilen geriet, als ihm mehrere Frauen Übergriffigkeit vorwarfen. Während in dieser Causa zuletzt keine neuen Erkenntnisse mehr zu Tage traten und die Zukunft von Arcade Fire nach wie vor viele Fragezeichen aufwirft, setzt das abgewanderte Familienmitglied seine Karriere entschlossen fort. Unter dem Namen Will Butler + Sister Squares erscheint das gleichnamige Album aus der Feder eines wahrhaft vielbegabten Menschen.

Was Will Butler und seine Mitstreiter*innen Miles Francis, Julie Shore, Jenny Shore und Sara Dobbs unmittelbar nach dem kurzen, verträumten Intro "Open" raushauen, ist schlicht grandios: Das exzellente "Stop talking" kommt als treibender Hit im besten Sinne daher und wirkt wie einer der besten Songs, die Arcade Fire nie geschrieben haben. Spürbare Freude am musikalischen Tun ist hier jedem Ton zu entnehmen. Herrlich verspielt und ausufernd lebendig ist dieses frühe Highlight zu nennen, das man kopfnickend und breit grinsend mit großer Freude verfolgt. Zugegeben: Detektivische Spürnasen stoßen an dieser Stelle ganz rasch auf frische Arcade-Fire-Spuren, aber wir sind ja ganz am Anfang. Von wegen "stop talking": Der wilde Ritt nimmt nun erst Fahrt auf.

Schwungvoll geht es mit "Willows" weiter, bevor "Long grass" mit präsenter Basslinie die Meute wieder auf die Tanzfläche begleitet. Ein Stück, inspiriert vom Schriftsteller Tschingis Torekulowitsch Aitmatow, das mit ausuferndem Charakter wehmütig auf alte Zeiten blickt: "Here in the long grass / Here by the train tracks / Here where the air is clear / Here where the blood sings / In the beginning / In all before the fear." Aber Will Butler + Sister Squares nehmen uns nicht nur an die Hand Richtung Dancefloor, sondern zeigen sich auch eher Experimentellem aufgeschlossen. "Me & my friends" zeugt davon mit seinem stampfenden Beat und vielfältigen Verschachtelungen. Mühelos gelingt es den Musiker*innen schließlich, ohne Unterbrechung zum starken "Saturday night" überzuleiten. Und ganz am Ende, nach einem fast schon nerdigen "Hee loop", schwebt Butler, der unter anderem eben auch am Klavier glänzen kann, in "The window" mit Chopin aus der Szenerie heraus.

Nicht auszudenken übrigens, was passiert wäre, wenn Butler seine ursprüngliche Idee für das Album umgesetzt hätte. Denn eigentlich wollte er nach eigenem Bekunden in größtmöglicher Zurückgezogenheit und auf eigene Faust agieren, um Antworten auf die vielen Fragen, die er ans Leben hat, zu erhalten. Nach und nach aber habe er ein wachsendes Bedürfnis nach Feedback verspürt, und so kamen eben jene Künstler*innen vermehrt zum Zug, die dieses Werk tatsächlich vortrefflich abrunden und die er von vorherigen Solo-Touren schon bestens kannte. Nicht zu vergessen auch hier der familiäre Bezug: Jenny Shore ist seine Ehefrau. Will Butler hat sich spätestens nach seinem Ausstieg freigespielt und seinen vorangegangenen Veröffentlichungen abseits von Arcade Fire, darunter dem famosen "Generations" von 2020, einen großen Wurf hinzugefügt, auf dem es auch nach einem Dutzend Durchläufen viel zu entdecken gibt.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • Stop talking
  • Long grass
  • Car crash
  • Old year

Tracklist

  1. Open
  2. Stop talking
  3. Willows
  4. Long grass
  5. Me & my friends
  6. Saturday night
  7. Car crash
  8. Sunlight
  9. Arrow of time
  10. I am standing in a room
  11. Good Friday, 1613
  12. Old year
  13. Hee loop
  14. The window

Gesamtspielzeit: 45:05 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

kusubi

Postings: 465

Registriert seit 17.12.2019

2023-10-04 10:48:24 Uhr
Nach neon bible verlor ich beständig das Interesse an AF . Das hier hat wieder die Kraft von der ersten Ep ubd funeral.

PKingDuck92

Postings: 236

Registriert seit 07.10.2022

2023-10-04 10:44:17 Uhr
Endlich ein legitimer Nachfolger zu Reflektor...evtl sogar eine Spur besser

Herr Bohm

Postings: 12

Registriert seit 10.02.2022

2023-09-30 17:32:44 Uhr
@Thanksalot: Das stimmt, beide Cover kommen von Marcel Dzama.

Thanksalot

Postings: 544

Registriert seit 28.06.2013

2023-09-29 23:10:07 Uhr
Sagt mal, kann es sein, dass der Künstler für das Cover der gleiche für Shames Food For Worms gewesen ist?

Album wurde noch nicht gehört, steht aber mit ganz oben.

Klaus

Postings: 8222

Registriert seit 22.08.2019

2023-09-29 21:14:28 Uhr
Schönes Album.

Hat was lockeres, angenehmes.

Ist übrigens auch auf Tour: Rolling Stone Beach am 11.11. und in Berlin am 10.11. im kleinen, aber sehr feinen Privatclub. Etwas unter 25 €.
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