Devendra Banhart - Flying wig

Mexican Summer / Membran
VÖ: 22.09.2023
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Gleiten ins Nichts
Indie-Disco in den späteren 2000ern bis frühen 2010ern: Kaiser Chiefs hatten immerhin noch ein gewisses Maß an Relevanz und Lykke Li noch keinen internationalen Nummer-Eins-Hit. Irgendwo dort setzte auch Devendra Banharts "Lover" an: ein Slacker-verliebter Song, der eigentlich kaum tanzbar war und doch zum lockeren Mitsteppen verleitete. Trotz Feierlaune mit dem zweiten oder auch fünften Bier in der Hand dürften damals aber einige auf dem Schirm gehabt haben, dass der Musiker im Grunde so gar nicht zwischen Bloc Party und Franz Ferdinand auf die Tanzfläche passt. Der Song ist wohl Banharts herausstechendster, und das nicht nur auf seinem 2007er-Album "Smokey rolls down thunder canyon". Denn obwohl sich "Lover" elegant in die Indie-Disco einfügt und seinen großen Glanzmoment im Michael-Cera-Film "Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht" hat, ist der gebürtige Texaner eigentlich dem Freak-Folk zuzurechnen und gilt sogar als Pionier des Sub-Genres. Kurz gesagt: Die meisten seiner Stücke sind – je nach eigener Präferenz – weitaus weniger zugänglich.
Sein neuester Streich "Flying wig" zielt überraschenderweise in keine der beiden genannten Richtungen. Während des Entstehungsprozesses soll Banhart laut eigenen Angaben vor allem Grateful Dead gehört haben, die ihn offenbar zu modernem City-Pop mit vielen melancholischen und nachdenklichen Momenten inspiriert haben. Von Banharts einst psychedelischen Schöpfungen kristallisieren sich auf seinem elften Album allenfalls Andeutungen heraus.So startet der Opener "Feeling" noch gewohnt atmosphärisch bis düster, während Banhart leicht darübersäuselt. Fast hört sich es so an, als würde der samtige Gesang völlig mit der Instrumentierung verschwimmen. Der Songwriter nutzt seine Stimme eher zur Untermalung und weniger zum Formen einer Melodie. Eine Methode, die auf "Flying wig" noch öfter zum Einsatz kommt. Nach rund sechs Minuten ist die schwerste Kost des Albums geschafft.
Als Kontrastprogramm folgt direkt darauf "Fireflies", das sich weitaus schunkelnder voran bewegt. Sanfte Drums und ebenso behagliche Synthies versprühen 70er-Jahre-Flair. Pop schwebt in der Luft, während sich der Gesang der Souveränität eines Father John Misty annähert. Ähnlich friedlich wird es bei "Charger", dass allerdings deutlich mehr Klavier und einen Chor einbindet, während im balladesken "Sirens" der Bass die Hauptrolle spielt. Was man Banhart auch auf "Flying wig" also nicht vorwerfen kann, ist Einfallslosigkeit, zumal der Songwriter bei nahezu jedem Song ein anderes Instrument in den Vordergrund stellt. So beweist er erneut Talent dafür, viele Sounds, Ideen und teilweise sogar Melodien gleichzeitig geschehen zu lassen. Leider fühlt es sich dabei nicht selten an, als würden die Stücke einfach ins Nichts entgleiten wie etwa das wirre "May". Und so bleibt auch nach mehreren Hördurchgängen leider nicht viel übrig von den Eindrücken, die "Flying wig" ursprünglich erweckt hat.
Highlights
- Fireflies
- Sirens
Tracklist
- Feeling
- Fireflies
- Nun
- Sight seer
- Sirens
- Charger
- Flying wig
- Twin
- May
- The party
Gesamtspielzeit: 49:15 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
MickHead Postings: 5585 Registriert seit 21.01.2024 |
2024-09-28 19:20:12 Uhr
Outtake vom Album"The Rose" https://www.youtube.com/watch?v=oDg9M8ey7FI |
joseon Postings: 1074 Registriert seit 04.09.2023 |
2023-10-18 22:43:29 Uhr
Bin ebenfalls sehr angetan. Läuft seit Erscheinen nahezu täglich, meist zu später Stunde, so wie jetzt gerade. Habe eh ein Faible für den Spa-Hintergrundmusik Devendra. |
Obrac Postings: 2656 Registriert seit 13.06.2013 |
2023-10-18 08:39:26 Uhr
Cooles Album, wie ich finde. Und Devendras Bartstil hat sich zum Positiven gewandelt. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28834 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-09-25 20:42:23 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Father John Misty; Hozier; Adam Green; Lana Del Rey; Donovan; Damien Jurado; Kings Of Convenience; Little Joy; Adam Green & Binki Shapiro; Los Hermanos; Megapuss; Noah Georgeson; Albert Hammond Jr.; Vetiver; Akron/Family; M. Ward; Wooden Wand & The Vanishing Voice; Tiny Vipers; The Mountain Goats; Iron & Wine; Currituck Co.; Castanets; Animal Collective; Edward Sharpe & The Magnatic Zeros; Alexander; Giant Sand; Howe Gelb; Santana; Victor Jara; Silvio Rodriguez; Vashti Bunyan; Meg Baird; She & Him; Lee Hazlewood & Nancy Sinatra; El Perro Del Mar; James Taylor; Christopher Owens; Girls; Midlake; Beirut; Beulah; Jana Hunter; Joanna Newsom; CocoRosie; Patrick Siegfried Zimmer
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv



Threads im Plattentests.de-Forum
- Devendra Banhart - Flying wig (4 Beiträge / Letzter am 28.09.2024 - 19:20 Uhr)
- Devendra Banhart - Ma (3 Beiträge / Letzter am 18.09.2019 - 15:29 Uhr)
- Devendra Banhart - Ape in pink marble (4 Beiträge / Letzter am 30.09.2016 - 21:52 Uhr)
- Devendra Banhart - Smokey rolls down thunder canyon (23 Beiträge / Letzter am 11.01.2011 - 23:54 Uhr)
- Devendra Banhart - What will be (7 Beiträge / Letzter am 01.02.2010 - 02:43 Uhr)
- Devendra Banhart - Cripple crow (36 Beiträge / Letzter am 15.02.2009 - 22:34 Uhr)
- Megapuss (Devendra Banhart + Greg Rogove) (23 Beiträge / Letzter am 12.12.2008 - 12:19 Uhr)
- Devendra Banhart - Rejoicing in the hands (19 Beiträge / Letzter am 14.05.2005 - 08:42 Uhr)
- Devendra Banhart - Nino rojo (15 Beiträge / Letzter am 19.01.2005 - 21:31 Uhr)