Listen




Banner, 120 x 600, mit Claim


Tiger Lou - Acts

Tiger Lou- Acts

Startracks / Indigo
VÖ: 15.09.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Das Leben schreibt

Inhaltlich ist Tiger Lou in seinem tränenreichen Revier geblieben: Liebe, Melancholie, Schmerz, Trübsal – diese Hauptthemen früherer Werke finden sich auch im aktuellen Album "Acts". Bereits das Cover stößt uns auf das, worum es (wieder einmal) geht: Eine Frau schmiegt ihr Gesicht an Wange und Schulter des Mannes, als wolle sie ihn einatmen, ihre Augen geschlossen, versunken in einem intimen Moment. Tiger Lou, dahinter verbirgt sich der talentierte Songwriter und Multiinstrumentalist Rasmus Kellerman aus Schweden, der im Studio alle Instrumente für die Aufnahmen selbst einspielt. Nur live gibt es Tiger Lou als Band mit festen Mitgliedern.

"Acts", das sechste Album, breitet eine ernste, aber harmonische Soundlandschaft aus. Das ist bemerkenswert, weil Tiger Lou nach dem glatten und wenig anstößigen Erstling "Is my head still on?" seine Hörerschaft mit den Alben zwei und drei erschreckt und erstaunt hat: auf einmal eine klagend heulende Gitarre (z.B. der Titelsong auf "The loyal") sowie dunkle und düstere Klänge. Die mit dem vierten Album "The wound dresser" eingeleitete Wende zu einem wiederum eher glatt geschmirgeltem Sound setzt Tiger Lou im aktuellen Longplayer fort: Songwriter-Pop mit viel Keyboard, das sich wie eine Hülle um die Stücke legt, während die E-Gitarre sich einfügt und nur vereinzelt laut aus der Reihe sägt und der Bass im Hintergrund bleibt.

Wie auf den früheren Alben treibt das hörenswerte Schlagzeugspiel die Songs an. Der Opener "Wires" beginnt zunächst mit fanfarenartigem Keyboard, bis Drums einsetzen, begleitet von virtuos gespielter Gitarre, zuletzt gesellen sich Kellermans Vocals dazu, und er singt – natürlich von Liebe. Der Aufbau der Songs folgt diesem Grundmuster: Die verschiedenen Instrumente und Kellermans Gesang setzen nacheinander ein und richten die lauter werdenden Stücke auf. Es wäre ein langweiliges und berechenbares Album, wenn es nicht Ausreißer zur Abwechslung gäbe: "March of Paloma", eine Instrumentalnummer, die von der verzerrten Gitarre dominiert wird, wirkt etwas deplatziert. Als hätte Kellerman einfach Bock gehabt, mal kurz laut sein Instrument zu spielen. Erwähnenswert ist auch die Nummer "Boulders", ein Stück im Andante-Tempo, das von Piano, Keyboard, sanfter Gitarre und Gesang zusammengehalten wird und in sich sehr geschlossen wirkt.

Seine heutige Plattenfirma, Startracks, schreibt über Kellerman, seine Band habe ein großes Herz und seine Musik sei aufrichtig. Ja, das trifft es: Seine Musik ist eine Reise mit ihm, gemeinsam streifen wir – seiner Musik lauschend – mit Tiger Lou durch die Erfahrungen, die das Leben nun mal bietet. 2018 wurde Kellermans Ehe geschieden, und seine große Liebe ging damit zu Ende. Eine Enttäuschung, die nachwirkt und noch nicht verdaut ist? Im letzten Song des Albums, "Baccardi" (sic!), singt Kellerman davon, dass er auf seiner Geburtstagsparty Bac(c)ardi trinkt und Gras raucht, bis es alle ist, "cos I never seem to end up getting what I want – just barely what I need".

(Achim Keil)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Bestellen bei Amazon / JPC

Highlights

  • Shitty bushes
  • Figures
  • Baccardi

Tracklist

  1. Wires
  2. End times
  3. Shitty bushes
  4. Send the bill
  5. Figures
  6. Good thing
  7. March of Paloma
  8. Boulders
  9. Runaways
  10. Baccardi

Gesamtspielzeit: 35:47 min.

Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)

Einmal am Tag per Mail benachrichtigt werden über neue Beiträge in diesem Thread

Um Nachrichten zu posten, musst Du Dich hier einloggen.

Du bist noch nicht registriert? Das kannst Du hier schnell erledigen. Oder noch einfacher:

Du kannst auch hier eine Nachricht erfassen und erhältst dann in einem weiteren Schritt direkt die Möglichkeit, Dich zu registrieren.
Benutzername:
Deine Nachricht:
Forums-Thread ausklappen
(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

BVBe

Postings: 767

Registriert seit 14.06.2013

2023-09-22 22:30:38 Uhr
Darauf bin ich noch nicht gestoßen. Aber das Album ist wunderbar, enthält all die Trademarks, die ich an Kellerman so schätze. Obwohl ich finde, dass er Songs und Melodien ruhig noch etwas mehr hätte ausführen und auskosten können. Mehrmals enden die Songs recht abrupt, wo sie im Begriff waren, sich episch aufzuschwingen. Aber das ist verschmerzbar.

"Good Thing" ist mein Lieblingssong auf dem Album. Wundervolles Intro. "Wires" und "End Times" sind auch herausragend.

revilo

Postings: 104

Registriert seit 18.06.2013

2023-09-21 15:43:00 Uhr
Hat einer von euch mal schon Lieder von der Limited Edition gehört? Scheinen ja Instumental zu sein. Lohnt sich das?

BVBe

Postings: 767

Registriert seit 14.06.2013

2023-09-20 09:13:24 Uhr
Ist so. Habe auch vor 30 Jahren Songs geschrieben, die ich heute nicht mehr singen kann, weil sie zu hoch sind. Na ja, falls ich mit 70 wie Johnny Cash im gleichen Alter klingen sollte, wäre das ja cool. ;-D

Blanket_Skies

Postings: 443

Registriert seit 21.09.2013

2023-09-19 22:23:05 Uhr
Das ist mir auch als erstes aufgefallen. Gerade der Schmelz bei den hohen Tönen war ein Teil der Tiger Lou Liebe. Das fehlt hier größtenteils. Aber man wird eben auch nicht jünger.

BVBe

Postings: 767

Registriert seit 14.06.2013

2023-09-19 11:32:09 Uhr
Rasmus kriegt mich mit seiner schönen Melancholie immer wieder. Aber hat sich seine Stimme irgendwie verändert? Tiefer - oder irgendwie anders gemixt?
Zum kompletten Thread

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Bestellen bei Amazon

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum

Anhören bei Spotify