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K.Flay - Mono

K.Flay- Mono

Giant / Bertus
VÖ: 15.09.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Einohrrasen

Das Gehör zu verlieren, ist die größte Angst jedes Musikers. Selbst Beethoven hätte seine letzten Werke sicher gerne gehört. Keine Sorge, K.Flay ist nicht völlig ertaubt. Jedoch verlor sie aufgrund einer Krankheit binnen kürzester Zeit die Hörfähigkeit auf einem Ohr. Anstatt in Selbstmitleid zu versinken, reagierte die US-Amerikanerin auf den Schickssalschlag auf die einzig vernünftige Art und Weise: Sie machte weiter, nur eben in "Mono". An ihrem unverkennbaren Stil, der noch immer zwischen Gosse und Größenwahn zu verorten ist, hat sie nur marginal Veränderungen vorgenommen. Sie verbindet weiterhin bissigen Sprechsingsang mit kratzbürstiger Produktion und feisten Gitarrenriffs und ist dabei gleichzeitig herrlich edgy und ergreifend verletzlich.

In der Single "Irish goodbye" brüllt sie ihren Frust über den Teufel Alkohol ins Megafon, dass es eine wahre Freude ist. Feature-Gast Vic Fuentes steuert eine hübsche Strophe bei, der Star der Show bleibt aber K.Flay, die stimmlich alle Register zieht. Die Musik scheppert währenddessen vorzüglich dahin, sogar der längst eingemottete Brostep darf in Form eines augenzwinkernd vorgebrachten Zitats für kurze Zeit aufleben. Auch die anderen beiden vorab veröffentlichen Songs sind klassische Banger. "Raw raw" fährt ein Riff auf, das sich auch auf einem The-Prodigy-Album gut machen würde. In "Shy" singt K.Flay hingegen eine zuckersüße Refrainmelodie, im Untergrund grummeln jedoch die Neurosen, die einfach keine Ruhe geben wollen. Aggressive Introspektion ist möglich, Kristine Flaherty ist der lebende Beweis.

Im Vergleich zu früheren Releases gibt es diesmal durchaus experimentellere Ansätze zu hören. Ein lasziv groovender Song wie "Punisher" wäre vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen, nun haut K.Flay ihn mit fast schon provokanter Beiläufigkeit heraus, famoses Gitarrensolo inklusive. Dass sie neben den bereits genannten gesundheitlichen Problemen auch mit der Sucht zu kämpfen hatte, zeigt "Yes I'm serious". "Now I was confusing numbness with comfort", singt sie da und formuliert damit prägnant, wo der Abgrund lauert. Der Lust an der Selbstzerstörung zu entsagen, war sicher kein einfaches Unterfangen. Gleichzeitig ist es K.Flays Talent als Lyrikerin zu verdanken, dass ihre extrem persönlichen Texte ein Gefühl des Wiedererkennens wecken. Sie kleidet das, was viele fühlen, in eindrückliche Worte. Und dafür verdient sie mindestens Anerkennung.

In vielerlei Hinsicht ist sie eine Art Antithese zu allem, was irgendwann im Feuilleton landet. K.Flay steht leicht abseits des Rampenlichts, guckt auf die schwarz lackierten Fingernägel und scheißt drauf. In Songs wie "Spaghetti" macht sie keinen Hehl daraus, was sie von der Verlogenheit der Unterhaltungsindustrie hält. Und selbst unscheinbarere Tracks wie "Bar soap" und "Chaos is love" nehmen einen dank ihrer nonchalanten Überheblichkeit schon beim ersten Hören gefangen. Auch mit einem Ohr weniger macht da jemand sein Ding, unbeirrt, unbeirrbar. Irgendwie ist K.Flay eine der letzten ihrer Art. Ein Relikt einer langsam verbleichenden Ära des Pop. Gleichzeitig war sie nie spannender als jetzt.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Raw raw
  • Irish goodbye (feat. Vic Fuentes)
  • Punisher
  • Yes I'm serious

Tracklist

  1. Are you serious?
  2. Raw raw
  3. Punisher
  4. Irish goodbye (feat. Vic Fuentes)
  5. Hustler
  6. Spaghetti (feat. Kid Sistr)
  7. Bar soap
  8. Watch me pt. 1
  9. In America
  10. Shy
  11. Watch me pt. 2
  12. Chaos is love
  13. Yes I'm serious
  14. Perfectly alone

Gesamtspielzeit: 38:23 min.

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Armin

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Registriert seit 08.01.2012

2023-09-17 20:27:17 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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