Thirty Seconds To Mars - It's the end of the world but it's a beautiful day
Concord / Universal
VÖ: 15.09.2023
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
Zum Verwechseln ähnlich
Jared Leto ist vielleicht nicht der König von Hollywood, bleibt aber im Gespräch und im Geschäft. Der Oscar-Gewinn des singenden Schauspielers ist schon ein Weilchen her, jüngst wurden Ausflüge in verschiedene Superhelden-Universen unternommen, oder für Ridley Scotts Gucci-Biopic an die Seite von Lady Gaga, deren Karriere genau andersherum verlief. Das ist alles nice to have, aber eben nicht mehr ganz so weit oben. Letos zweites Standbein Thirty Seconds To Mars, das er gemeinsam mit Bruderherz Shannon lenkt und leitet, wollte einst scheinbar auch die größte Band der Welt werden und hat dafür die schwersten Geschütze aufgefahren, die auf diesem Planeten noch zu finden waren. "It's the end of the world but it's a beautiful day" verkünden die – irgendwo ist die Ähnlichkeit ja frappierend! – kalifornischen Kaulitz-Brüder für Album Nummer sechs nun gleichzeitig schwarzmalerisch und hoffnungsvoll. Ob das mit der Weltherrschaft auf den letzten Metern noch was wird?
Der vorab veröffentlichte EDM-Stampfer "Stuck" irgendwo zwischen "Bad romance" und "Summer jam" ist cheesy bis zum Exitus und nistet sich einem hartnäckigen Parasiten gleich im Kleinhirn ein. Widerlich, aber halt doch irgendwie geil. Im Musikvideo werden mit diversem Tänzer*innen-Cast "Kunst, Design und Mode" zelebriert – Thirty Seconds To Mars bekennen sich zur Vielfältig-, aber auch zur Künstlichkeit. Da passt es gut, dass die donnernden Bässe des Quasi-Titeltracks "Life is beautiful" direkt einem Christopher-Nolan-Film entnommen scheinen. Lobenswerterweise sucht das Brüder-Duo hier mal nicht nach schneller Bubblegum-Hook, sondern entfacht beinahe kleinere Erinnerungen an den proggy Art-Rock, den es mal gemacht hat. Diese ersten beiden Tracks bilden allerdings schon die Speerspitze des Albums – was der Rest soll, erschließt sich auch bei genauerer Auseinandersetzung nicht wirklich.
Ist es nach den überkandidelten künstlerischen Verrenkungen der letzten Alben und bedeutungsschwangeren Titeln wie "America" nun wirklich die Ambition der Letos, ein austauschbares Radio-Pop-Album vorzulegen, das unter den Heerscharen ähnlicher gelagerter Acts völlig untergeht? Ist Ed Sheeran der neue Emo? Und hat "One more light" nicht deutlich genug gezeigt, wohin solche, ähem, Experimente führen? Familie Leto schreibt sich Empowerment und Exzentrik auf die Fahnen, versandet aber in Gleichförmigkeit und Mittelmaß. Die Melodie aus "Seasons" erinnert unangenehm und auch ein bisschen lustig an "Cotton Eye Joe", während die Chipmunk-Sounds von "Love these days" ähnlich aus der Mode geraten sind. Der lahme Elektro drumherum ist noch dazu jeglicher Lebensgeister beraubt. Darüber hinaus gibt es Akustikgitarren, brave R&B-Beats, ein paar ballernde Konserven-Drums. Was Schnarchnasen wie "7:1" oder das völlig uninspirierte "Never not love you" keinen Deut besser macht.
Der liebliche, absolut klargehende Gesang in "Get up kid" (von Jared) oder im aalglatten "Midnight prayer" (von Shannon) mag noch als Pluspunkt gelten, die allgegenwärtige Ideenlosigkeit aber ruiniert den Hörgenuss, wo sie nur kann. "World on fire" klingt mehr nach Nothing But Thieves als Nothing But Thieves selbst. Und "Avalanche" schmeißt noch mal alle Zutaten zusammen, will als einziger Song ins Stadion, verdurstet aber schon vor der Einlasskontrolle. Warum es stolze sieben Jahre gebraucht hat, ein derartiges Nummer-sicher-Album ohne Ecken und Kanten aufzunehmen? Für Supermarkt-Playlists und Werbespots? In "Stuck" ist Casanova Leto einer schönen Tänzerin verfallen, beteuert: "You make sure I don't find somebody new." Auf Thirty Seconds To Mars bezogen ist das mit der Einzigartigkeit so eine Sache: Jared, es gibt jede Menge Fische im Ozean.
Highlights
- Stuck
- Life is beautiful
Tracklist
- Stuck
- Life is beautiful
- Seasons
- Get up kid
- Love these days
- World on fire
- 7:1
- Never not love you
- Midnight prayer
- Lost these days
- Avalanche
Gesamtspielzeit: 33:26 min.
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Ralph mit F Postings: 608 Registriert seit 10.03.2021 |
2023-09-09 21:16:09 Uhr
Safe Absicht, an dem Album ist alles kalkuliert. |
mischi Postings: 6 Registriert seit 14.06.2013 |
2023-09-09 21:07:11 Uhr
Ist die Verwurstung zweier Songs von R.E.M. und U2 als Albumtitel eigentlich Zufall oder Absicht? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27219 Registriert seit 08.01.2012 |
2023-09-09 20:54:05 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Tokio Hotel; Imagine Dragons; Linkin Park; Awolnation; Muse; Maroon 5; X Ambassadors; OneRepublic; Bastille; The Killers; Nothing But Thieves; Coldplay; Foster The People; Kodaline; The Naked And Famous; Dead By Sunrise; Empire Of The Sun; Milky Chance; One Ok Rock; Walk Off The Earth; Deaf Havana; Mike Shinoda; The Rasmus; Adam Lambert; The Chainsmokers; Twenty One Pilots; Sunrise Avenue; 5 Seconds Of Summer; One Direction; Ed Sheeran; James Blunt; Justin Bieber; Shawn Mendes
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