Tar Pond - Petrol

Prophecy / Soulfood
VÖ: 15.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Schwizerdoom
Selbst als erklärter Fan der härteren Klänge kann man es mühelos hinbekommen, von vielen Bands noch nie gehört zu haben. Tar Pond aus der Schweiz gehören gewiss dazu, "Petrol" ist erst das zweite Studioalbum. Die größte Prominenz, wenn man in der Nischenwelt überhaupt von solcher sprechen mag, weist wohl Produzent Tommy Vetterli auf. Der war unter anderem als Gitarrist bei Kreator für amtliche Riffs zuständig oder unterstützte die Liveband von Philipp Boa. In den 1980er Jahren und damit aus heutiger Sicht in grauer Vorzeit war er zudem Mitgründer von Coroner. Der Kreis zu diesen Tagen schließt sich inzwischen bei Tar Pond, denn deren Drummer Marky Edelmann war schon zu Coroner-Zeiten mit dabei. Man kennt sich, man schätzt sich – und wie schon beim Debüt "Protocol of constant sadness" fiel die Kooperation auf musikalisch fruchtbaren Boden.
Bomben, und damit kommen wir zum Inhalt des Zweitlings, sind gemeinhin nicht dafür bekannt, ihre Sprengkraft ganz langsam zu entwickeln. Auf die Zündung folgt die Detonation, je nach Ladung mit unterschiedlich verheerenden Folgen. Tar Pond wählen im Auftaktsong "Bomb" hingegen einen anderen Weg, verschleppen vortrefflich das Tempo und bauen einen herrlich gemächlichen Spannungsbogen auf. Im Grunde passiert während der mehr als zehn doomigen Minuten nur ganz wenig, und doch gerät das Ganze niemals langatmig. Der atmosphärische, reduzierte Abschluss des Openers rundet alles vortrefflich ab. Es folgen die Glanzstücke dieses Zweitwerks. "Blind" schließt an die geheimnisvolle Düsternis von "Bomb" an, fügt aber noch eine größere Portion an Härte hinzu. Der Song sägt sich mit frisch gewetztem Blatt tief in die Eingeweide und hinterlässt auch im Gehörgang Spuren – als eine Art Ohrwurm mit unterschwellig wirkenden Widerhaken. Dem steht "Slave" qualitativ in nichts nach, die grundlegende Reduktion der eingesetzten instrumentalen Mittel und die spürbare Abwesenheit von Licht führen hinab in den Abgrund. Etwas mehr Experimentelles kennzeichnet in der Folge das nahezu sphärische "Something", bevor uns "Dirt" endgültig in die Düsternis entlässt.
Faszinierend ist, wie geschlossen "Petrol" daherkommt. Denn die Band durchlief sogar noch während des Entstehungsprozesses Wechsel im Lineup: Am Bass herrschte Unruhe, die Chris Perez nun vorerst an den Viersaiter gebracht hat. Zu hören sind auf dem Album aber vornehmlich noch die Bassspuren von Vorgängerin Monika Schori. Zu den Gründungsmitgliedern der Formation gehörte übrigens einst ein großer Name: Martin Ain, einst bei Celtic Frost aktiv, hatte Tar Pond mit ins Leben gerufen, starb allerdings 2017 und damit noch vor Veröffentlichung von "Protocol of constant sadness". Diese titelgebende Traurigkeit haben sich die Schweizer musikalisch erhalten – und doch ist es ein großes Vergnügen, den düster-schleppenden Tönen zu folgen, die ausreichend Gründe liefern, die Band nicht mehr länger nicht zu kennen.
Highlights
- Blind
- Slave
Tracklist
- Bomb
- Blind
- Slave
- Something
- Dirt
Gesamtspielzeit: 37:59 min.
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Referenzen
Saint Vitus; Celtic Frost; Coroner; Monolord; Sons Of Arrakis; Gozu; Black Sabbath; Trenton Davis; Electric Wizard; Acid Bath; Sugar Horse; Restless Spirit; Kyuss; E-L-R; Illudium; Astrodeath; Domkraft; Deftones; Alice In Chaines; Spotlights; Kind; King Buffalo; The Black Wizards; Pijn; Grin; Khan; Giobia; Laster; Dymna Lotva; Year Of The Cobra; Herod; Johnny The Boy
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