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Kvelertak - Endling

Kvelertak- Endling

Rise / BMG / Warner
VÖ: 08.09.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Nunc est pogendum

Irgendwann wird jeder Überflieger dann doch einmal zu einer ganz normalen Band. Nach drei Alben, bei denen es nur um das Höher, Schneller, Weiter ging – die also die Qualität ihrer Vorgänger jeweils locker übertrafen – setzte auch bei Kvelertak, der vogelwilden Black'n'Roll-Gang aus Stavanger, so etwas wie ein Umbruch ein. Zuerst verließ ausgerechnet Frontmann Erlend Hjelvik die Band, bis dahin Aushängeschild und sinnbildlich für den ungestümen bis enthemmten Sound, später dann noch Schlagzeuger Kjetil Gjermundrød. Dazwischen ein Album, das einige Fans zunächst ratlos zurückließ – mit "Splid" entdeckten die Norweger plötzlich die Abwechslung für sich, statt 45 Minuten lang einfach durchzudrehen und dann mal weiterzusehen. Mit dem fünften Studioalbum "Endling" fallen gleich noch ein paar weitere Klischees. Mehr Zeit fürs Songwriting aufgrund der Pandemie sowie ein gewisses Konzept hinter den Texten könnten glatt einen etwas intellektuellen Ansatz suggerieren. Konjunktiv, wohlgemerkt.

Schon das Video zu "Krøterveg te helvete" deutet es nämlich an: Gefangene machen die Skandinavier nach wie vor nicht. In der fast acht Minuten langen Album-Version wird der Opener noch effizienter. Über vier Minuten wird ein Riff ausgewalzt, bis es kurz davor ist, den letzten Nerv zu rauben. Plötzlich ein kurzes Durchschnaufen, und man spürt förmlich, wie alle sechs Bandmitglieder wie ein Rennpferd in der Box mit den Hufen zu scharren beginnen – um kurz darauf komplett auszurasten. Wenn dann die ersten Einrichtungsgegenstände dem plötzlichen Bedürfnis nach einem zünftigen Pogo zum Opfer fallen, blitzt noch mal kurz das Gewissen auf. "Hey", flüstert es leise, "hier geht es um das Leben einer Band auf Tour und so." Spricht's und wird rüde aus dem Raum getackelt. So.

Denn im Grunde genommen ist das, was hier auf etwas mehr als 50 Minuten passiert, Eskapismus in Reinkultur. Und das ist gut so. "Fedrekult" nimmt nämlich ein klein wenig den Fuß vom Gas und wird dadurch, Verzeihung, eingängig as fuck, bis der Song zum Ende doch noch komplett eskaliert. Was auf "Splid" schon einen vielversprechenden Anfang nahm, wird nun deutlich: Die Norweger nutzen die gewonnenen Freiräume bravourös aus. So ist das Lead-Riff zu "Likvoke" ein perfekter Headbanger, während man zum Refrain glatt lauthals mitsingen könnte, wäre man denn des Norwegischen mächtig.

Auch auf die Gefahr hin, Fans der ersten Stunden vor den Kopf zu stoßen: Ohne den nicht mehr ganz so neuen Frontmann Ivar Nikolaisen wäre dies alles vermutlich nicht möglich. Mag Erlend Hjelvik auch eine begnadete Rampensau gewesen sein, Nikolaisen verschiebt die Grenzen im Sound ganz erheblich. Im Titeltrack kommt er gar komplett ohne die sonst typischen Schrei-Vocals aus, sondern singt mit einer wunderbaren Punk-Attitüde, und "Skoggangr" war als Vorab-Single kein Scherz, sondern steht für vieles, was man von Kvelertak noch erwarten kann. In heimischen Gefilden sind die Norweger ohnehin schon Top-Stars, die sich bereits mehrfach den "Spellemannprisen" und diverse Gold-Tonträger in die Vitrine stellen durften. "Endling" wird daran nichts ändern – ganz im Gegenteil.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Krøterveg te helvete
  • Likvoke
  • Endling

Tracklist

  1. Krøterveg te helvete
  2. Fedrekult
  3. Likvoke
  4. Motsols
  5. Døgeniktens kvad
  6. Endling
  7. Skoggangr
  8. Paranoia 297
  9. Svart September
  10. Morild

Gesamtspielzeit: 51:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Dagon

Postings: 195

Registriert seit 14.06.2013

2023-09-16 13:01:58 Uhr
Morilid hat bei mir auch etwas gebraucht, aber der Song ist unglaublich toll. Die zweite Album-Hälfte gefällt mir generell nach mehreren Durchgängen nun auch deutlich besser.

Marküs

Postings: 1159

Registriert seit 08.02.2018

2023-09-15 11:53:13 Uhr
7 oder 8/10 das ist hier die Frage. Wächst schon mit mehreren Durchläufen muss ich sagen.

Hierkannmanparken

Postings: 520

Registriert seit 22.10.2021

2023-09-14 19:53:08 Uhr
Morild ist ja mal geil!

Glufke

Postings: 353

Registriert seit 15.08.2017

2023-09-13 19:45:58 Uhr
Wer gerade (auch) im Kvelertak-Fieber ist, dem kann ich übrigens noch die Alben von Korrupt und Sostre aus diesem März empfehlen.

Hierkannmanparken

Postings: 520

Registriert seit 22.10.2021

2023-09-13 13:59:27 Uhr
Endling enthält für mich aufs erste Hören etwas zu viel Midtempo-Hardrock. Die erste Hälfte ist Kvelertak 101, enthält also ein paar gute Vertreter der Kvelertak-Formel, ist dafür aber auch ziemlich überraschungsarm. Da finde ich im Moment noch die experimentierfreudigere zweite Hälfte interessanter.

Definitives Highlight ist für mich bisher Likvoke, geile Riffs und interessanter Aufbau!

Und mein Ranking mit DEM Highlight:
S/T 9/10 (Liktorn); eigentlich gibt es nur Highlights auf diesem Album. Aber wie Liktorn von Black Metal zu Psych Rock/Metal zu Hardrock mutiert, das haut mich heute noch um

Meir 8/10 (Tordenbrak); nicht so weit von der 9 entfernt. Ich mag vor allem den Aufbau: Am Anfang erstmal die Hits, dann in der Mitte mit Evig Vandrar, Snilepisk und Manelyst ein flottes Durcheinander, ehe es zum Schluss dann ausladend und proggy wird. Ich stimme Dagon absolut zu: der Stilmix wurde hier perfektioniert

Splid 7/10 (Rogaland); ein Album, das ich wegen dem durchwachsenen Vorgänger und dem Ausstieg des Sängers zu schnell abgeschrieben habe, toller Flow und sehr abwechslungsreich!

Nattesferd 7/10 (Heksebrann); starke Einzelsongs sind dabei (Nattesferd, Bronsegud, Nekrodamus), aber auch einige, die einfach nicht zünden oder irgendwie hängen bleiben

Ich denke, Endling wird sich irgendwo um Splid herum einordnen.
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