Kristin Hersh - Clear pond road

Fire / Cargo
VÖ: 08.09.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Reise zum Ich
Es gibt diese Bands, die irgendwie immer schon da waren und die in verlässlichem Abstand mit neuen Werken zwar nicht immer zu überzeugen wissen, immerhin aber ein Lebenszeichen von sich geben: Hört her, wir existieren noch. Throwing Muses sind so ein Beispiel. Im fernen 1980 gegründet, erspielten sich Frontfrau Kristin Hersh und ihre Mitstreiter*innen unter Fans einen berechtigt exzellenten Ruf, verblieben aber doch in ihrer Nische. 2020 meldeten sie sich mit "Sun racket" hochklassig zurück, ohne zuvor gänzlich verschwunden zu sein. Und Kristin Hersh selbst? Die feilte parallel schon immer an ihrer Solo-Karriere, durchlief dabei tiefe mentale Täler und meisterte am Ende doch den Spagat zwischen Künstlerin und vierfacher Mutter – mit allen dazugehörigen Herausforderungen. Ihr Output ist gewaltig: "Clear pond road" ist das inzwischen elfte Studioalbum unter eigenem Namen. Und es klingt nicht so, als habe sie genug.
Kristin Hersh setzt gleich zum Auftakt im starken "Bewitched reruns" den Ton für all das, was folgen wird. Mit ihrer charakteristisch-rauen Stimme steigt sie ein in ihre Erzählungen, die unter anderem während eines längeren Trips mit ihrem jüngsten Sohn entstanden sind. Viel mehr als das präzise Gitarrenspiel, gelegentliche Streicher-Passagen und Glockenspiel-Momente sind dabei weder hier noch in den weiteren neun Songs auf "Clear pond road" notwendig, um eine besondere Form von Intensität heraufzubeschwören. Die US-Amerikanerin benötigt keine Ausbrüche, um Emotionen auszudrücken; ein durchaus relevanter Unterschied zu ihrer Arbeit bei Throwing Muses oder 50 Foot Wave. Wobei: Einem Ausbruch kommt das schon recht nahe, was sie auf "Ms Haha" zelebriert: Gewissermaßen werden die Saiten hier lustvoll verhauen. Dazu der Gesang, dezent neben der Spur: Kristin Hersh weiß sehr genau, was sie tut.
Erhalten geblieben ist auch auf diesem Album der doppelte Boden. Einerseits sind da die zuweilen fast entspannt-harmonischen Klänge, andererseits und gleichzeitig kontrastieren die Texte die vermeintliche Harmlosigkeit. "Rusty railings / My boots slipping / My only failing: thinking you were clean / When I could see you with my dirty eyes / Cupid drinking dandelion wine", so heißt es in "Dandelion". Kristin Hersh macht einfach immer weiter. Sie reist durch die Welt und durch ihre Gedanken, sie beobachtet alles und jeden – und vor allem sich selbst. Ihren Zuhörer*innen beschert sie auf diesem zuweilen schmerzhaften Weg, der ganz zum Schluss mit der harten Erkenntnis "I've lost you" endet, mit großer Verlässlichkeit Stücke voller Spannung und Tiefgang, die im selben Moment borstig und gefühlvoll sind. Auf "Clear pond road" gelingt ihr das so gut wie lange nicht.
Highlights
- Bewitched reruns
- Dandelion
- Reflections on the motive power of fire
- Eyeshine
Tracklist
- Bewitched reruns
- Ms Haha
- Dandelion
- Constance Street
- Thank you, corner blight
- St. Valentines Day massacre
- Reflections on the motive power of fire
- Eyeshine
- Palmetto
- Tunnels
Gesamtspielzeit: 37:27 min.
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Referenzen
Throwing Muses; Tanya Donelly; Liz Phair; 50 Foot Wave; The Breeders; Pixies; Dinosaur Jr.; PJ Harvey; Sugar; Yo La Tengo; Buffalo Tom; Juliana Hatfield; The Raincoats; Scrawl; Bikini Kill; Corin Tucker; Hole; Nirvana; Goya Dress; The Amps; Blake Babies; Neko Case; Madder Rose; Mudhoney; Helium; The Sundays; Lush; Ride; Frank Black; Bob Mouls; Hüsker Dü; Sebadoh; J Mascis; Guided By Voices; The Posies; The Lemonheads; Paul Westerberg; The Replacements; Firehose; The Cranberries; Marianne Faithfull; Nirvana
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