The Armed - Perfect saviors

Sargent House / Cargo
VÖ: 25.08.2023
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Sportsfreunde
Lernen ist im Optimalfall ein nie enden wollender Prozess. Mit Erscheinen des neuen The-Armed-Albums ist wieder eine neue, dem Rezensenten bisher unbekannte Erkenntnis dazugekommen: die Unterscheidung zwischen messbarem ("Sport of measure") und künstlerischem Sport ("Sport of form"). Unter ersteren Begriff fallen sämtliche Disziplinen, deren Erfolg objektiv messbar ist, zum Beispiel durch ein Punktesystem. Beim künstlerischen Sport, wie etwa dem Eiskunstlaufen, sind die Bewertungen immer aktuellen Ansprüchen, Trends und dem persönlichen Empfinden der Punktrichter unterworfen.
The Armed waren und sind in musikalischer Hinsicht immer schon Hochleistungssportler gewesen. Verquickte die Band schon zu Beginn ihrer Karriere Chaos und Hardcore (eher dem messbaren Sport zuzuordnen), kamen seit "Only love" langsam die poppigen Elemente ins Spiel (die künstlerische Komponente). "Ultrapop" stellte dann den Höhepunkt und das nahezu perfekte Gleichgewicht zwischen Pop und etwas, was grob unter Punk und Hardcore einsortiert werden würde, dar. Dessen Nachfolger "Perfect saviors" vereint die Aspekte, die "Ultrapop" zu einem Ausnahmealbum machten – Popaffinität, perfekt ineinander fallendes Chaos, eine geschmackvolle, absatzfüllende Gästeliste – und mischt sie in neuer Relation zusammen.
Eine Gästin ist es auch, die das Album mit "Sport of measure" eröffnet. Julien Baker sorgt zumindest eine Minute lang für einen ungewohnt geschmeidigen Einstieg in ein The-Armed-Werk, dann geht es gewohnt hektisch zur Sache. Wer sich schon immer gefragt hat, wie wohl Converge klingen könnten, wenn man den musikgewordenen Backstein etwas glätten würde, bekommt mit "Clone" eine mögliche Antwort. Songs wie "Vatican under construction" oder "FKA world" zeigen The Armed in der Form ihres Lebens. Zugänglicher haben sie es bisher nicht geschafft, ihre Vision von Rock des 21. Jahrhunderts umzusetzen.
Einen großen Anteil daran hat der Mix von Alan Moulder, in der Vergangenheit verantwortlich für Alben von Nine Inch Nails, Interpol oder Suede. Er lässt die Indie/Alternative/Pop-Seite von "Perfect saviors" deutlich und strahlend zutage treten: Das abschließende Doppel aus dem mit einem Saxofon garnierten "In heaven" und "Public grieving" hätten auch ihren Platz auf "A moon shaped pool" von Radiohead gefunden. Natürlich haben The Armed ihre dissonante Seite mit "Perfect saviors" nicht komplett abgelegt. Es gibt genug Momente wie das erwähnte "Clone" oder das zwischen "Hey, endlich durchatmen" und "Was passiert, wenn ich alles auf 11 drehe" hin und her pendelnde "Sport of form", welche die beiden Seelen in der Brust der Band vereinen. Großer Sport ist das Ganze, wobei das olympische Motto "Dabei sein ist Alles" für Genres, Beteiligte und Publikum gleichermaßen gilt.
Highlights
- Clone
- Vatican under construction
- Liar 2
Tracklist
- Sport of measure
- FKA world
- Clone
- Modern vanity
- Everything's glitter
- Burned mind
- Sport of form
- Patient mind
- Vatican under construction
- Liar 2
- In heaven
- Public grieving
Gesamtspielzeit: 41:48 min.
Referenzen
Fucked Up; Metz; KEN Mode; Unsane; No Age; The Blood Brothers; Deaf Kids; The Dillinger Escape Plan; Converge; Code Orange; Frontierer; Cult Leader; Pupil Slicer; Oathbreaker; Brutus; Genghis Tron; Soul Glo; Nice Hooves; Chat Pile; Portrayal Of Guilt; Idles
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