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Die Regierung - Nur

Die Regierung- Nur

Staatsakt / Bertus
VÖ: 25.08.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Lass es Liebe sein

Als 1994 Blumfeld mit "L'état et moi" einen bis heute famosen Unterrichtsinhalt zur Hamburger Schule beisteuerten, hatte Die Regierung ihre vorerst besten Zeiten schon wieder hinter sich. Die Formation um Sänger und Gründer Tilman Rossmy kam zwar nicht aus der Hansestadt, wurde dank ihrer Alben "So allein", "So drauf" und "Unten" aber grob dieser Richtung zugeordnet. Bevor der Sprung vom Geheimtipp zum möglicherweise nächsten großen Ding aber vollzogen werden konnte, legte Die Regierung ihr Mandat nieder und verschwand vorübergehend von der Bildfläche. Es folgten zwar ein Konzert hier und ein Projekt dort, das alles konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Band an sich eigentlich nicht mehr existierte.

Der Wunsch, unter dem bewährten Namen doch noch einmal in Erscheinung zu treten, musste bei Rossmy aber stets virulent geblieben sein. Und dann war Die Regierung plötzlich wieder da: 2017 erschien "Raus", gefolgt von "Was" (2019) und "Da" (2021). Der verlässliche Zweijahresrhythmus wird konsequent eingehalten, wie der nächste Streich beweist: "Nur" bietet elf frische Stücke. "Nichts ist wirklich" heißt es zum Auftakt. Ein Song, der herrlich schräg auf die Ohren einwirkt. Man mag sich durchaus kurz fragen, was Rossmy da eigentlich mit seiner Stimme anstellt, aber derlei Experimente ist man von ihm durchaus gewohnt.

Womit Die Regierung überleitet zu einem großen Thema: "Wenn die Liebe ruft" und "Die Liebe, die niemals kommt" rückt gleich zweimal eben diese in den Mittelpunkt. Erstgenannter Song verbreitet schwungvolle Vibes im Stile von Franz Ferdinand und stellt die bedingungslose Hingabe als explizite Verneinung von AGB dar. In "Licht" wirkt die Band wie eine aufgefrischte Version von Element Of Crime, ohne deren gelegentliche Behäbigkeit und lähmende Routine. Schwungvoll setzt "Kein Grund glücklich zu sein" einen weiteren temporeichen Akzent, bevor "Stop" alles wieder herzhaft verschleppt. "Indien" experimentiert vor sich hin, "Die Tür" öffnet sich ein Stück in Richtung Jazz. Und zum großen, atmosphärisch-dichten Finale ist da wieder das große Thema: "Wo ist die Liebe jetzt". "Es ist so super einfach / Aber leicht ist es nicht." Damit ist dann auf diesem Album eigentlich alles gesagt.

Aus dem Line-up der 1990er Jahre ist neben Rossmy noch Bassist Robert Lipinski mit an Bord, an ihrer Seite verfeinern Ivi Vukelic, Ralf Schlüter und Alexander Fürst von Lieven die Songs mit ihren instrumentalen Fertigkeiten. Prägend ist und bleibt der Gesangsvortrag Rossmys, der gelegentlich fast wirkt, als würde man ihn zu seiner Arbeit zwingen, anstatt ihn einfach in Ruhe zu lassen. Überhaupt kommen die Songs häufiger wie nebenbei dahingespielt rüber, was – durchaus verblüffend – einen Großteil der Klasse dieser außerordentlichen Band ausmacht. Bis in zwei Jahren, werte Regierungsmitglieder. Irgendeiner muss den Job ja schließlich machen.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • Wenn die Liebe ruft
  • Licht
  • Kein Grund glücklich zu sein

Tracklist

  1. Nichts ist wirklich
  2. Wenn die Liebe ruft
  3. Die Liebe, die niemals kommt
  4. Nirgendwo hinzugehen
  5. Licht
  6. Kein Grund glücklich zu sein
  7. Stop
  8. Indien
  9. Die Tür
  10. Wo ist die Liebe jetzt

Gesamtspielzeit: 39:36 min.

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User Beitrag

Euroboy

Postings: 402

Registriert seit 14.06.2013

2023-08-27 11:24:53 Uhr
Freut mich das ihr die Platte besprochen habt. Die Rezension ist auch gut geschrieben, evtl. hätte man noch die Produzententätigkeit von Olaf Opal erwähnen können, aber trotzdem schöne Sache.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28240

Registriert seit 08.01.2012

2023-08-25 20:35:57 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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