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Margaret Glaspy - Echo the diamond

Margaret Glaspy- Echo the diamond

ATO
VÖ: 18.08.2023

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Gitarre und noch mehr

Nach ihrem viel gelobten Debüt Emotions and math" erschien Margaret Glaspys zweites Album "Devotion" im März 2020 just am selben Tag wie das erste Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite und ging dementsprechend irgendwo zwischen Fallzahlbeobachtung und Kontaktbeschränkungen großteils unter. Daher sei hier noch eine Lanze für diese Platte gebrochen: Die New Yorkerin ließ die gitarrenlastige Klangwelt von "Emotions and math" mutig zugunsten eines opulenteren, von Synthesizern geprägten Sounds zurück, ohne dabei je distanzierter zu wirken oder an emotionalem Punch zu verlieren. Dies lag auch an Glaspys stets ebenso warmer wie rauer Stimme, die einen wunderbaren Kontrapunkt zur futuristisch-digitalen Instrumentierung bildete.

Für einen Moment möchte man fast bedauern, dass das nun vorliegende, neue Werk "Echo the diamond" die Synthesizer so gänzlich im Schrank lässt und stattdessen die Gitarre entstaubt und ins Zentrum des musikalischen Geschehens stellt. Jedoch bläst der herrlich euphorische Opener "Act natural" bereits jegliche Zweifel davon. Glaspy besingt voller Verve die Begegnung mit einem unwiderstehlichen Gegenüber und drischt dazu so vergleichsweise heavy wie nie zuvor auf ihre verzerrte Telecaster ein, dass es eine wahre Freude ist. "Get back" beschwört eine Rückbesinnung auf vermeintlich einfachere Zeiten, obwohl die Erinnerung womöglich trügerisch ist: "Once I had it all / Or did it all have me?" Auch musikalisch greift der Track auf Vergangenes zurück und kombiniert Reminiszenzen an College Rock und Grunge mit rhythmisch komplexen Momenten, bei denen sich Glaspys sehnsuchtsvolle Stimme und Schlagzeuger David Kings druckvolles Spiel aufs Beste ergänzen.

Glaspy nahm die Tracks im Studio gemeinsam mit King sowie Bassist Chris Morrissey quasi live als Band auf, und oftmals hat es wohl bereits der erste Take aufs Album geschafft. Dies sorgt für eine gewisse ungeschliffene, unwiderstehliche Unmittelbarkeit von Sound und Emotion. Der schnoddrige Punkrock von "Female brain" ist ein ebenso beißender, wie augenzwinkernder Kommentar zur männerdominierten Musikindustrie, und Glaspy macht klar, dass sie nicht auf Kompromisse aus ist: "My name is Margaret / Are you against or with?" Der wütende, aber doch resignative Tonfall auf dem bluesrockigen "I didn't think so" bildet den Übergang zur verletzlicheren und musikalisch deutlich zurückgenommeneren zweiten Albumhälfte, die jedoch jederzeit spannend und abwechslungsreich bleibt.

Im wohl berührendsten Song, dem akustisch geprägten "Memories", verhandelt Glaspy schonungslos das überwältigende Gefühl von Verlust und Trauer: "I'm alright of that I'm sure / Until I'm crying on the kitchen floor." Uff. Produzent des Albums ist Glaspys Partner, der Jazzgitarrist Julian Lage. Sein Einfluss scheint auf dem stilistisch und stimmlich an Joni Mitchell erinnernden "Turn the engine" und auch im ebenso loungigen wie abgründig souligen "Hammer and the nail" hörbar und fügt dem Album eine spannende Facette hinzu. "This goddamn song is so true / I can hardly sing along", entfährt es Glasby da in Anbetracht der im Text beschriebenen selbstzerstörerischen Tendenzen. Ob es lyrisch nun das Scherbenmeer von Trauer und Zweifel ist oder der titelgebende Diamant, Glaspys musikalische und stimmliche Virtuosität und die ansteckende Dringlichkeit der Songs dieses Albums bringen alles und alle zum Strahlen.

(Michael Albl)

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Highlights

  • Act natural
  • Get back
  • Memories

Tracklist

  1. Act natural
  2. Get back
  3. Female brain
  4. Irish goodbye
  5. I didn't think so
  6. Memories
  7. Turn the engine
  8. Hammer and the nail
  9. My eyes
  10. People who talk

Gesamtspielzeit: 32:42 min.

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Armin

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2023-08-25 20:35:16 Uhr - Newsbeitrag
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