Anne-Marie - Unhealthy

Major Tom's / Atlantic / Warner
VÖ: 28.07.2023
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10

Polnischer Abgang
Die Dusche ist ein prima Ort, um seine Ruhe zu haben und außerdem nicht nur in Sachen Plattentests.de-Newsletter ein wichtiger Hort der Kreativität. Und da einen keiner sieht, kann man dort auch mal richtig albern sein und das Gesicht an der Glastür plattdrücken wie Anne-Marie Nicholson wie auf dem Cover ihres dritten Albums. Sieht in der Tat etwas "Unhealthy" aus – ist aber für die Britin offensiver Ausdruck ihrer Selbstermächtigung, nachdem sie irgendwann die Nase voll hatte von der "Therapy" ihres Zweitlings. Ab sofort heißt es wieder: öfter mal unvernünftig sein, Sachen essen, die dick machen, am Liebsten festhalten, obwohl alle Welt dagegen ist und zur Not mit ihm untergehen – und dem Ex noch ein paar Gemeinheiten mit auf den Weg geben. Und sei es ein in verrauschter Lo-Fi-Manier geklampftes "Sucks to be you", das "Unhealthy" als gehässige Skizze eröffnet. Eine Art betrübtes kleines "Unfucktheworld" unter umgekehrten Vorzeichen – doch wenn Nicholson auf "Unhealthy" eins nicht macht, dann ist es eine traurige Figur.
"It's so last year being a sad bitch", bestätigt die zweite Vorabsingle mit Binnenausrufezeichen, lässt dank gepitchten Kieksern an Robyn auf Helium im Hyperpop-Wunderland denken und verrührt eine spitzfindige Keyboard-Melodie mit allerlei Gewobbel zum knackigen Kratzbürsten-Hit. Noch spröder stakst "Psycho" auf windschiefem HipHop-Beat mit Rumpel-Piano daher und watscht die Seitensprünge des Verflossenen mit genüsslichem Namedropping im Stil von Lou Begas "Mambo no. 5" ab – frisch entliebt ist halb gewonnen. Freilich nur für Nicholson, die eine halbherzige "I just want a lil' bit Anne-Marie"-Anmache von Feature-Rapper Aitch lediglich mit verächtlichem Gelächter quittiert, "I'm so fucking happy without you" flötet und im zum Schein zuckersüßen "Haunt you" zu angerauter Indie-Gitarre ihre Rachegelüste als Stalkerin auslebt. 13-mal das alte Lied also: Menschen kommen zusammen, gehen wieder auseinander und lassen anschließend kein gutes Haar aneinander. Und das dauert meist nicht länger als maximal drei Minuten.
Manchmal sogar nur 80 Sekunden wie das aufgekratzte "Grudge", das zu luftigem Elektro-Groove launig mit Psychotherapie und Angststörungen mauschelt und wie der vormals Angebetete im dezent orchestralen "Irish goodbye" allzu schnell einen polnischen Abgang macht. Anders als der ähnlich selbstironische Fiepser "Cuckoo", dem als viel zu laut aufgedrehtem Party-Track jedoch jegliche musikalische Subtilität abgeht. Erstaunlich griffig und überaus charmant hingegen: der infektiöse Country-Pop-Twang des Titelstücks inklusive Shania Twain als zweiter Stimme, die Nicholson im liebenswerten Wildwest-Video sogar vor Sheriff und Strang rettet und schneller schießt als ihr Schatten. Zauberhafter wird es nicht mehr auf einem leidlich unterhaltsamen Album, das vieles anreißt, aber längst nicht alles zu Ende denkt – und im angenehm zarten Khalid-Duett "You & I" schließlich doch noch eine Ahnung bekommt, dass es eine Möglichkeit gibt, "Ich liebe Dich" zu sagen, ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Duschen wir zusammen?
Highlights
- Sad b!tch
- Psycho (with Aitch)
- Unhealthy (feat. Shania Twain)
Tracklist
- Sucks to be you
- Sad b!tch
- Psycho (with Aitch)
- Haunt you
- Trainwreck
- Grudge
- Obsessed
- Kills me to love you
- Unhealthy (feat. Shania Twain)
- Irish goodbye
- Cuckoo
- You & I (feat. Khalid)
- Never loved anyone before
Gesamtspielzeit: 32:05 min.
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